Interessenkonflikt: Kritik an geplanter Neubesetzung von BSI-Spitze

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bekommt einen neuen Präsidenten. Doch der Vorschlag von Innenminister de Maizière ist hoch umstritten.

Artikel veröffentlicht am , /dpa
Arne Schönbohm
Arne Schönbohm (Bild: PR)

Ein Personalvorschlag von Innenminister Thomas de Maizière (CDU) zur Neubesetzung an der Spitze des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) stößt auf scharfe Kritik. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums will de Maizière dem Kabinett den Vorsitzenden des Cyber-Sicherheitsrates Deutschland e.V., Arne Schönbohm, als nächsten Präsidenten der Behörde vorschlagen.

Der Cyber-Sicherheitsrat hat sich nach eigenen Angaben zum Ziel gesetzt, "Unternehmen, Behörden und politische Entscheidungsträger im Bereich Cyber-Sicherheit zu beraten und im Kampf gegen die Cyber-Kriminalität zu stärken." Schönbohm ist zudem Vorstand der BSS BuCET Shared Services AG, die Unternehmen zu Cyber-Sicherheit berät. Für den Rüstungskonzern EADS war er von 1995 bis 2008 tätig.

Innenministerium soll Auswahl begründen

Der Grünen-Netzpolitiker Konstantin von Notz hält es für problematisch, die Spitze einer so sicherheitsrelevanten Behörde mit einem Lobbyisten der IT-Wirtschaft zu besetzen. "Man wird das Gefühl nicht los, dass sich das Bundesinnenministerium nicht angeschaut hat, wen man da eigentlich an die Spitze setzen will", sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa.

Der Grünen-Politiker will nun auf parlamentarischem Weg nachhaken, wie es zu dieser Entscheidung gekommen ist. Für die erste Innenausschuss-Sitzung im neuen Jahr sei inzwischen ein Bericht des Innenministers zur Besetzung und Qualifikation des vorgeschlagenen Schönbohm beantragt worden, teilte Notz mit. Nach Angaben der Wirtschaftswoche sollen Headhunter monatelang im Auftrag de Maizières nach einem geeigneten Kandidaten gesucht haben.

Schönbohm kritisierte IT-Sicherheitsgesetz

Der bisherige BSI-Präsident Michael Hange ist vor kurzem in den Ruhestand gegangen. Die Neubesetzung soll zum 1. Februar erfolgen. Die Behörde ist dem Innenministerium unterstellt. Der Cyber-Sicherheitsrat hat Firmen als zahlende Mitglieder, die vom BSI zu zertifizierende Sicherheitssoftware herstellen. Kritiker warnen daher vor einem Interessenkonflikt. Das Ministerium argumentiert aber, mit Schönbohm sei vereinbart, dass er sich dort zurückziehe.

Zudem wird Schönbohm vorgeworfen, das von der Regierung vorgelegte IT-Sicherheitsgesetz als zu lasch kritisiert zu haben. So hatte er die Pläne als "unzureichend" bezeichnet und unter anderem eine zu geringe finanzielle Ausstattung für das BSI moniert: "Dass das BSI hierdurch zu einer schlagkräftigen Behörde gegen Cyber-Kriminalität wird, ist nicht glaubwürdig", hieß in einer Stellungnahme vom September 2014.

Der netzpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Lars Klingbeil, sagte Tagesschau.de: "Es ist nicht unproblematisch, wenn jemand als Verbandsvertreter das IT-Sicherheitsgesetz verhindern wollte und nun wenige Wochen später als Präsident des BSI die konkrete Umsetzung verantworten soll." Auch Notz findet das merkwürdig: "Dass nun ausgerechnet derjenige, der vor einigen Wochen noch am härtesten gegen das IT-Sicherheitsgesetz lobbyierte, exakt dieses Gesetz als Leiter des Bundesamts umsetzen soll, ist einfach absurd", sagte er dem Sender.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


Anonymer Nutzer 23. Dez 2015

Naja, die Frage ist doch, für WEN Schönbohm anschliessend seinen Job macht. Und da sehe...

DragonHunter 23. Dez 2015

Ich versteh den grünen da auch nicht. Der Herr Schönbohm kritisiert das IT...

sedremier 23. Dez 2015

Bei uns in Deutschland? NEIN! ... (ihr dürft jetzt alle die abgedroschene Loriot Sache...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Sammanlänkad
Ikea bringt wandlungsfähige Solarlampe

Sammanlänkad heißt Ikeas limitierte Solarlampe, die sich als Schreibtisch-, Decken- und Taschenlampe sowie als Akkupack verwenden lässt.

Sammanlänkad: Ikea bringt wandlungsfähige Solarlampe
Artikel
  1. FreedomGPT: Ein KI-Tool, das zum Suizid anleiten und Hitler loben kann
    FreedomGPT
    Ein KI-Tool, das zum Suizid anleiten und Hitler loben kann

    FreedomGPT ist wie ChatGPT ein Sprachgenerator. Allerdings fehlen ihm Filter, so dass die KI jede Anfrage beantwortet - egal wie fragwürdig.

  2. Amazon und Ebay: Onlinehändler müssen EU-Partner für Produktsicherheit bieten
    Amazon und Ebay
    Onlinehändler müssen EU-Partner für Produktsicherheit bieten

    Außereuropäische Anbieter bei Amazon und Ebay müssen einen in der EU ansässigen Händler benennen, der für die Sicherheit verantwortlich ist. Wie das praktisch kontrolliert wird, ist fraglich.

  3. IT-Projektmanager: Perfektionist, ahnungslos und Ja-Sager
    IT-Projektmanager
    Perfektionist, ahnungslos und Ja-Sager

    Schwierige Projektmanager können nicht nur nerven, sondern viel kaputt machen. Wir geben Tipps, wie IT-Teams die Qual beenden.
    Ein Ratgebertext von Kristin Ottlinger und Jakob Rufus Klimkait

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • RTX 4090 erstmals unter 1.700€ • MindStar: Gigabyte RTX 4080 1.229€ statt 1.299€, Intel Core i9-12900K 399€ statt 474€ • SSDs & Festplatten bis -60% • AOC 34" UWQHD 279€ • Xbox-Controller & Konsolen-Bundles bis -27% • Windows Week • 3 Spiele kaufen, 2 zahlen [Werbung]
    •  /