Intel Pentium G4560 im Test: Für 60 Euro ein Kracher

Anfang Januar 2017 hat Intel seine Kaby-Lake-Technik auf alle Desktop-Prozessoren bis hinab zu den Celeron- und Pentium-Chips ausgerollt . Während es bei den vergangenen Aktualisierungen kaum mehr als ein paar zusätzliche MHz oder eine verbesserte Grafikeinheit gab, überraschte uns der Hersteller in diesem Jahr: Erstmals verfügen die zweikernigen Pentium-Modelle über Hyperthreading. Das war bisher den mobilen Ablegern sowie den Cores i3 und i7 vorbehalten. Den Pentium G4560 mit hohen 3,5 GHz für gerade einmal gut 60 Euro Straßenpreis fanden wir hierbei besonders interessant. Unser Dank geht an dieser Stelle an Alternate(öffnet im neuen Fenster) für die temporäre Leihstellung.
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Um vorneweg ein Missverständnis auszuräumen: Wenn wir sagen, dass Intel erstmals bei den Pentiums das Hyperthreading (HT) freischaltet, dann meinen wir damit die Pentiums der Core-iX-Generationen. Ausdrücklich außen vor sind Pentiums mit Atom-, Core- oder gar Netburst-Architektur. Hyperthreading ist Intels eigene Implementierung von Simultaneous Multithreading (SMT), bei dem ein Kern einen zusätzlichen Thread erzeugen kann, um die Auslastung der vorhandenen Einheiten und somit die Geschwindigkeit zu verbessern. Anders als bei etwa IBMs Umsetzung von SMT für den Power9 -Prozessor verfügen die HT-Kerne bei Intel aber nicht über dedizierte Ressourcen.
Dennoch steigert Hyperthreading bei aktuellen Intel-Prozessoren bei Multithreading-Software die Leistung um etwa 20 bis 30 Prozent. Verglichen mit dem Pentium G4400 aus der Skylake-Generation hat der neue Pentium G4560 neben HT noch 200 MHz und DDR4-2400- statt 2133-Speicher ( Update : laut Intel doch(öffnet im neuen Fenster) mit ECC) zu bieten. Der Leistungssprung fällt ergo teils drastisch aus. Da einige Spiele obendrein mit nur zwei Kernen ohne HT den Start verweigern, ist der Pentium G4560 grundsätzlich für alle Titel geeignet - ein paar Einschränkungen gilt es jedoch zu beachten. In der Pentium-Familie steht über der G4500- die G4600-Reihe mit mehr CPU- sowie iGPU-Takt.
| Modell | CPU-Kerne | Takt | L3-Cache | Grafik | GPU-Takt | Speicher | TDP |
|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Pentium G4620 | 2 + SMT | 3,7 GHz | 3 MByte | HD 630 | 1.100 MHz | DDR4-2400 | 51W |
| Pentium G4600 | 2 + SMT | 3,6 GHz | 3 MByte | HD 630 | 1.100 MHz | DDR4-2400 | 51W |
| Pentium G4600T | 2 + SMT | 3,0 GHz | 3 MByte | HD 630 | 1.050 MHz | DDR4-2400 | 35W |
| Pentium G4560 | 2 + SMT | 3,5 GHz | 3 MByte | HD 610 | 1.050 MHz | DDR4-2400 | 54W |
| Pentium G4560T | 2 + SMT | 2,9 GHz | 3 MByte | HD 610 | 1.050 MHz | DDR4-2400 | 35W |
| Celeron G3950 | 2 | 3,0 GHz | 2 MByte | HD 610 | 1.050 MHz | DDR4-2400 | 51W |
| Celeron G3930 | 2 | 2,9 GHz | 2 MByte | HD 610 | 1.050 MHz | DDR4-2400 | 51W |
| Celeron G3930T | 2 | 2,7 GHz | 2 MByte | HD 610 | 1.000 MHz | DDR4-2400 | 35W |
Um die neuen Pentiums überhaupt noch von den teureren Core i3 zu differenzieren, verfügen diese über einen L3-Cache mit vollen 4 MByte, noch höheren Takt und die AVX(2)-Befehlssatzerweiterung. Die ist allerdings für die meisten Anwendungen und Spiele nicht relevant, wenngleich sich das mittel- bis langfristig ändern dürfte. Laut Intels Ark-Datenbank beherrscht der Pentium G4560 so wie die Core i3 die Transactional Synchronization Extensions (TSX), offenbar sind die aber (noch) nicht aktiv.
Wie stark sich AVX(2) auswirken kann, zeigt der Vergleich des Pentium G4560 mit dem älteren Core i5-2500K, einem Quadcore mit Sandy-Bridge-Architektur. Der wird teils vom G4560 eingeholt, es gibt aber auch Ausnahmen.
So schnell war noch kein Pentium
Als Testsystem verwenden wir für die Sockel-1151-Chips ein MSI Z270 SLI Plus, für das einzelne LGA-1155-Modell ein MSI B75A-G43 und als AMD-Plattform kommen ein MSI 970A SLI Krait Edition sowie ein Gigabyte GA-F2A88XN-WiFi zum Einsatz. Jeder Prozessor bekommt 16 GByte Arbeitsspeicher im Dualchannel zur Seite gestellt, der jeweils mit dem vom Hersteller maximal spezifizierten DDR3-/DDDR4-Takt läuft. Bei der Grafikkarte setzen wir auf eine Geforce GTX 1080 in der Founders Edition, alle Anwendungen und Windows 10 x64 liegen auf Crucial-SSDs. Zur Messung der Leistungsaufnahme nutzen wir die integrierten GPUs und ein Seasonic Platinum Fanless 520W.
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Verglichen mit seinem Vorgänger, dem Pentium G4400 mit 3,3 GHz und zwei Kernen, legt der Pentium G4560 im Mittel um 16 Prozent zu. Ohne Anwendungen, die nur einen oder zwei Cores beanspruchen, wächst der Vorsprung hingegen auf enorme 42 Prozent - teils sind es gar bis zu 69 Prozent. Der Pentium G4560 profitiert ergo massiv durch Hyperthreading, der schnellere Speicher und die 200 MHz helfen zusätzlich. Nicht in der Rechnung inbegriffen ist Grand Theft Auto 5 : Das Spiel lädt auf dem Pentium G4400 knapp eine Viertelstunde, dann scheitert der Chip am Streaming. Selbst mit reduzierten Details ploppen Geometrie und Texturen ins Bild, was mit heftigen Rucklern einhergeht. Titel wie Far Cry Primal und The Division starten zwar auf dem G4400, hängen sich aber beim Laden eines Spielstands auf.
AMD ist nun chancenlos
Dank Hyperthreading übertrumpft der neue Pentium G4560 den preislich ähnlich teuren Athlon X4 860K deutlich. Er ist durchschnittlich ein Drittel flotter und in der Spitze fast zwei Drittel. Gleichstand herrscht einzig bei der Video-Transcoding, wenn alle Kerne genutzt werden. Um die Leistung des Pentium G4560 in Relation zu setzen: Ein Core i5-2500K ist etwa 20 Prozent schneller, aber auch nur, weil er beim H.265-Transcoding massiv von AVX profitiert. Ohne beträgt der Vorsprung geringe 7 Prozent, es herrscht ergo fast Gleichstand.
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Bei der Leistungsaufnahme gibt es eine kleine Überraschung: Der Pentium G4560 benötigt unter Last beim Video-Transcoding trotz Hyperthreading und mehr Takt etwas weniger Energie als der Pentium G4400. Damit ist er auch weitaus sparsamer als ein Athlon X4 860K oder ein Core i5-2500K, völlig unabhängig vom eingesetzten Mainboard. Da beide älteren Chips in einem 28- (AMD) oder 32-nm-Verfahren (Intel) gefertigt werden, war das allerdings zu erwarten. Für Overclocking eignet sich der Pentium G4560 nicht, da der Multiplikator gesperrt ist. Den Baseclock zu steigern, klappt nur für wenige MHz - wenn überhaupt.
Angesichts der Leistung und des Preises fällt unser Fazit positiv aus.
Verfügbarkeit und Fazit
Der Pentium G4560 kostet als Boxed-Version inklusive Kühler, sofern verfügbar, knapp 70 Euro. Händler wie Alternate(öffnet im neuen Fenster) führen ihn schon für rund 60 Euro, allerdings ist er dort momentan nicht erhältlich. Angesichts der 55 Euro, für die der G4400-Vorgänger geliefert wird, kostet der Pentium G4560 momentan etwas zu viel. Der Preis dürfte aber in den kommenden Wochen noch fallen.
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Fazit
Vor einigen Jahren waren Intels Pentium für Nutzer mit geringem Budget durchaus eine Empfehlung, wenn sie als Office-Chip oder kombiniert mit einer günstigen Grafikkarte in einem Spielesystem eingesetzt werden sollten. Mit dem verstärkten Trend zu Multithreading gaben wir zuletzt AMDs Athlon-Modellen oder APUs den Vorzug, da sich abzeichnete, dass manche Anwendungen oder Spiele Probleme bereiten oder erst gar nicht starten.
Intel hat im Falle des Pentium G4560 eine simple Lösung gefunden und Hyperthreading freigeschaltet. Da die Grundlast bei vielen Anwendungen durch nur zwei Kerne bereits enorm ist, profitiert der Chip überproportional von den virtuellen Kernen. In Multithreading-Anwendungen überholt der neue G4560 den älteren G4400 um über 40 Prozent. Bei Software, die nur einen oder zwei Kerne nutzt, fällt der Vorsprung mit unter 10 Prozent wie erwartet gering aus - die generelle Leistung liegt hier aber ohnehin schon sehr hoch. Ähnlich teure AMD-Chips wie ein Athlon X4 860K oder ein AMD FX-4300 sind bis auf Ausnahmen chancenlos gegen den Pentium G4560.
Wer den neuen Chip kaufen möchte, muss sich aber im Klaren sein, dass fehlende Befehlssatzerweiterung wie AVX(2) künftig relevanter werden dürften. Auch sind zwei Kerne samt SMT in manchen Spielen wie Battlefield 1 leicht überfordert, zumindest auf vollen 64-Mann-Servern. Bei einem 70-Euro-Prozessor halten wir das aber für verschmerzbar. Wer ein knappes Budget hat, sollte den Pentium G4560 in die engere Auswahl nehmen.



