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Insider berichtet: Teslas Elektro-Lkw scheint in der Praxis zu floppen

Der Elektro-Lkw Tesla Semi hat bei seiner Vorstellung für Aufsehen gesorgt, doch nun werden bedenkliche Berichte über seine realen Fähigkeiten bekannt.
/ Andreas Donath
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Sattelschlepper Tesla Semi (Bild: Tesla)
Sattelschlepper Tesla Semi Bild: Tesla

Bei seiner Vorstellung im Jahr 2017 wurde der Tesla Semi mit einer Reichweite von bis zu 500 Meilen (800 km), einer Beschleunigung auf rund 100 km/h in nur fünf Sekunden und halbautonomen Fahrfunktionen angepriesen.

Ende 2022 wurden die ersten Fahrzeuge ausgeliefert und sind demnach rund ein Jahr in Betrieb. Einem Insiderbericht auf Motorhead(öffnet im neuen Fenster) zufolge zeichnen die Praxiserfahrungen jedoch ein besorgniserregendes Bild über die Fähigkeiten des Semi im Vergleich zu dem, was ursprünglich angekündigt wurde.

Nach Angaben eines Pepsico-Mitarbeiters, der den Tesla-Lkw nutzt, beträgt die maximale Reichweite in der Praxis etwa 640 km. Das entspricht auch nicht dem, was Tesla-Chef Elon Musk Ende 2022 mitteilte - dass das Fahrzeug mit einer Akkuladung 800 km weit fuhr .

Auch die Zuverlässigkeit soll ein großes Problem sein. Die konstante Nutzung des Akkus soll Probleme verursachen, weil sie oft kaputtgehen würden. Probleme mit dem Antriebsstrang erforderten dem Bericht nach einen 24/7-Support durch Tesla-Ingenieure, da Pepsico die Fahrzeuge selbst nicht warten darf.

Die Verwendung von Pkw-Komponenten durch Tesla verschärfte die Probleme demnach noch. Der Tesla Semi verwendet eine Doppelquerlenkeraufhängung und ein Dreimotorsystem aus dem Model S Plaid - Teile, die als ungeeignet für die harten Anforderungen des kommerziellen LKW-Verkehrs seien. Ein solcher Motor hat eine Leistung von 760 Kilowatt.

Pepsico lobt Reichweite und Komfort von Tesla Semis

Die 21 Tesla Semis, die im Pepsico-Vertriebszentrum in Sacramento stationiert sind, werden sowohl für regionale Lieferungen als auch für Langstreckenfahrten von bis zu 725 km eingesetzt, heißt es in dem Bericht der Fachpublikation Freightwaves(öffnet im neuen Fenster) , der sich auf ein Video des North American Council for Freight Efficiency bezieht.

Die Tesla Semis wurden laut Bericht im Rahmen der Nachhaltigkeitsinitiative von Pepsico mit einem Zuschuss von 31 Millionen US-Dollar von der kalifornischen Umweltbehörde mitfinanziert. Amanda Devoe, Direktorin für Transformation und Strategie bei Pepsico, erklärte, dass Fahrzeuge wie der Semi für die Lieferstrecken von Pepsico am sinnvollsten seien, die weniger als 160 km betragen.

Die Fahrer beschreiben dem Bericht nach die Semis als komfortabel und einfach zu bedienen. Eine Fahrerin sagte gegenüber Freightwaves, sie habe sich innerhalb von 30 Minuten mit dem Semi vertraut gemacht, und hob den großen Kurvenradius und die ruhige, sanfte Fahrt hervor.

Hinweise auf Ergonomie-Probleme

Im Dezember 2022 berichtete ein Truckfahrer über Schwachstellen des Tesla Semi , allerdings vor allem dessen Fahrerhaus. Dort werde viel Platz verschwendet und der Komfort des Fahrers beeinträchtigt. Die mittige Sitzposition erschwere das Überholen und die Sicht nach hinten und nach vorn, außerdem sei es unmöglich, Unterlagen an Grenzen oder Mautstellen aus dem Fenster zu reichen.

Auch die Türen im hinteren Teil des Fahrerhauses stellen dem Fahrer zufolge ein Problem dar, da sie den Platz für einen Gang verschwendeten und es unmöglich machten, ein Bett aufzustellen. Durch das Herumgehen im Fahrerhaus würde es zudem schneller verschmutzen, was zusätzliche Arbeit bedeute.

Innenraum ist gewöhnungsbedürftig

Das Fahrzeug ist ungewöhnlich aufgebaut: Der Fahrersitz befindet sich in der Mitte des Cockpits, eingerahmt von zwei Touchscreens. Der Lastwagen verfügt über unabhängige Antriebe an den hinteren Achsen. Die riesigen Glasscheiben sind bruchsicher, so dass eine gesprungene Scheibe, mit der Lkw nicht gefahren werden dürfen, nicht zu einem Ausfall des Fahrzeugs führt.

Tesla sei es bisher nur gelungen, etwa 90 Tesla Semi herzustellen, heißt es in dem Bericht. Der Bundesstaat Kalifornien habe das Projekt stark subventioniert und die Kosten für Megacharger und andere Infrastrukturen übernommen.

Kurz nach der Ankündigung des LKW reservierten sich Logistiker wie UPS , DHL und Fedex, aber auch Lebensmittelketten wie Walmart und Pepsi einige Fahrzeuge.


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