Influencer: IG Metall will bessere Arbeitsbedingungen für Youtuber
Drohung mit Klagen wegen Scheinselbständigkeit sowie fehlender Mitsprache und Transparenz: Die IG Metall will gemeinsam mit der Initiative Youtubers Union gegen das Videoportal von Google vorgehen.

Ausgerechnet in einem Video auf Youtube erheben Christiane Benner, zweite Vorsitzende der IG Metall, und der Aktivist Jörg Sprave massive Vorwürfe gegen Youtube. Es gehe darum, dass die Arbeit von Influencern auf der Plattform inzwischen wegen mangelnder Transparenz und Mitsprache ein "Alptraumjob" sei, sagt Sprave. "Seinen Lebensunterhalt mit Youtube zu verdienen, ist heute eigentlich gar nicht mehr möglich", findet Sprave - der selbst einen Kanal mit rund 2,2 Millionen Abonnenten hat, in dem er unter anderem selbstgebastelte Waffen vorführt.
Sprave ist außerdem Aktivist und Sprecher der Youtuber Union, einer Gruppe auf Facebook mit knapp 20.000 Mitgliedern, die ebenfalls Änderungen bei Youtube verlangen. Gemeinsam mit der IG Metall hat er nun einen weiteren, ebenfalls informellen Verbund namens Fairtube gegründet.
Sprave und Brenner erheben in ihrem Video und in einer fast gleichzeitig offiziell von der IG Metall verbreiteten Pressemitteilung schwere Vorwürfe gegen Youtube. Sie beklagen, dass die Plattform nicht ausreichend für Transparenz über ihre Regeln sorge, dass Videos mehr oder weniger willkürlich gelöscht würden, dass kleine Kanäle kaum noch Geld mit Werbung verdienen könnten und dass es bei Problemen keine menschlichen Ansprechpartner gebe.
Stattdessen setze Youtube erkennbar auf Kanäle von Prominenten und TV-Kanälen, weil diese besser bei Anzeigenkunden vermarktbar seien. "Lieber Will Smith als LeFloid", drückt es Sprave aus. Selbst wenn einige der Punkte im Video sehr zugespitzt wirken: Auch andere Youtuber äußern sich seit einiger Zeit ganz ähnlich. Kleine und mittlere Kanäle haben schon länger mit Einnahmerückgängen zu kämpfen - nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA.
Ungewöhnlich ist allerdings, mit welchen Methoden die IG Metall und Sprave die Videoplattform unter Druck setzen wollen: Sie drohen mit Klagen, weil die Youtuber angeblich scheinselbständig sind. Im Video tritt ein Arbeitsrechtler auf, der diese Sichtweise unterstützt: Es spreche "viel dafür, dass die Youtuber Scheinselbständige sind", und dass ihnen eigentlich mit ordentlichen Arbeitsverträgen auch Sozialversicherungsrechte, Urlaubsrechte und Kündigungsschutz zustünden.
Für Scheinselbständigkeit spricht laut dem Anwalt, dass die Youtuber ständig kontrolliert würden, dass die Akquisition der Anzeigen über das Videoportal erfolge und dass sie "als Partner nach genauen Regeln und Weisungen" arbeiteten. Entscheidend dürfte vor allem das letzte Wort sein: Weisungen - denn bei Gerichten wird Scheinselbständigkeit oft über die Weisungsgebundenheit definiert, und die dürfte trotz aller Vorgaben dann doch nicht gegeben sein.
Wenn ein Youtuber keine Lust auf eine Videoproduktion hat oder wenn ein Let's Player statt über Computerspiele lieber über Kochrezepte reden möchte, dann kann er das natürlich. Youtube hat sich bislang nicht öffentlich zu den Forderungen und Vorwürfen von Sprave und der IG Metall geäußert.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
1) Es gibt keinen Arbeitsvertrag, keine Arbeitsleistung und keine Arbeitszeit die man dem...
Sag ich doch auch..? Falschen Post zitiert oder reden wir aneinander vorbei..? :)
Gut, dann wurde das verbessert.
Man hat ja zwei Seiten am Verhandlungstisch. Auftraggeber und Auftragnehmer. Bei...