Memoranda und der ganz normale Horror
Memoranda
Es ist immer noch äußerst selten, dass sich Spielemacher ins weite Feld der Literatur wagen - das Point-&-Click-Adventure Memoranda tut's: Elemente aus über 30 Kurzgeschichten des berühmten japanischen Autors Haruki Murakami sind Vorlage für die traumhaft-surreale Geschichte um ein Mädchen, das seinen Namen verloren hat und das Spielerinnen und Spieler bei seiner traumwandlerischen Suche begleiten.
Wer die Werke des langjährigen japanischen Nobelpreis-Kandidaten kennt, sieht sich hier sofort an die Stimmung seiner Bücher erinnert: Es ist eine ganz spezielle Mischung aus Lakonik, Absurdität und sachte in die Normalität einbrechender Phantastik, die auch Memoranda prägt.
Als Spiel bewegt sich der Erstling eines iranischen Entwicklerteams auf recht soliden Pfaden: Vor etwa 40 wunderschön gestalteten, handgemalten Hintergründen sind Gespräche zu führen, Hotspots anzuklicken, Gegenstände aus dem Inventar zu kombinieren und Rätsel zu lösen. Und die haben es zum Teil in sich: Schon früh im Spiel ist oft Einiges an Um-die-Ecke-Denken gefragt - die Traumlogik Murakamis setzt sich leider oft ein bisschen zu prominent ins Rätseldesign um und verursacht auch Frust durch Puzzles, die sich rationalem Grübeln nur widerwillig erschließen.
Im Gegensatz zum ebenfalls einer Form des magischen Realismus zugewandten großartigen Kentucky Route Zero ist Memoranda abgesehen davon ein klassisches Adventure, das nicht nur Murakami-Fans unterhält - die Bereitschaft, sich auf eine ganz spezielle Form von Unlogik einzulassen, vorausgesetzt.
Windows-PC, MacOS, Linux, 15 Euro
Und sonst?
Zweimal feiner Indie-Horror für Konsolen: Mit Nevermind (Windows-PC, MacOS, Linux, HTC Vive, Oculus Rift, OSVR und Xbox One, 20 Euro) hat eines der spannendsten und ungewöhnlichsten Horror-Experimente der letzten Jahre den Weg zur Xbox One gefunden, leider ohne die Option auf Biofeedback, wie sie die PC-Version bot.
Noch gruseliger ist Sylvio (Windows-PC, MacOS, PS4, Xbox One, 13 Euro), das ebenfalls auf Konsolen gewandert ist - mit seinem starken Fokus auf wirklich unheimlichem Audiodesign ein absoluter Geheimtipp für Freunde atmosphärischen Horrors.
Wer den glorreichen Zeiten von Master of Orion 2 nachtrauert, sollte einen Blick auf Stars in Shadow (Windows-PC, 23 Euro) werfen, das das unverwüstliche Spielprinzip mit ein paar neuen Kniffen wieder in altem Glanz erstrahlen lässt. Nostalgie anderer Art bedient Merc (Windows-PC, Early Access für 20 Euro), das sich daran versucht, das globale Management der Xcom-Tradition mit Echtzeittaktik im Stil und Setting von Syndicate zu verbinden - mit der Option auf Koop-Multiplayer-Einsätze. Puzzlefreunden wiederum sei das sehr schräge She remembered Caterpillars (Windows-PC, MacOS, 12 Euro) empfohlen, in dem kleine Raupen große Logikpuzzles lösen.
Ein kleines Juwel zum Schluss: In A Normal Lost Phone (iOS, Android, Windows, Mac, Linux, 3 Euro) steht das Wühlen in einem fremden, soeben gefundenen Smartphone als Spielmechanik im Mittelpunkt. Das ist ein narrativer Trick, der ein wunderbar originelles Erzählen erlaubt.
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... Alle Beide? Einer der größten Skandale / Enttäuschungen der letzten Jahre hat...
@blaub4r: Läuft nicht unter macOS. Lösung für schmerzresistente: Mit einem aktuellen...
Um's nochmal klarer zu sagen: Nein, kein einziger Journalist, den ich kenne, bekommt von...
hättest du mal Magazine mit Tests gekauft, hättest du auch keinen Schrott gespielt ;)