In Search of Tomorrow bei Wow: Überlange Doku über Science-Fiction-Filme der 1980er Jahre

In Search of Tomorrow ist eine etwas überlange, extrem mäandernde Dokumentation über das Jahrzehnt, in dem Science-Fiction die Kinos dieser Welt eroberte. Sie hat fünf Teile und läuft ab Freitag, 10. März 2023, bei Wow.

Eine Rezension von Peter Osteried veröffentlicht am
Eine Doku, in der es fünf Stunden lang um 80er-Jahre-Scifi-Filme geht? Klingt gut, ist aber leider nicht so gut.
Eine Doku, in der es fünf Stunden lang um 80er-Jahre-Scifi-Filme geht? Klingt gut, ist aber leider nicht so gut. (Bild: CreatorVC)

Im Rückblick sind die 1980er das Jahrzehnt, in dem der Science-Fiction-Film richtig groß wurde – in Form zahlreicher Blockbuster. Die Entwicklung betraf nicht nur dieses Genre, aber der Science-Fiction-Film profitierte besonders. Denn mit besserer Effekt-Technik konnten nun auch Ideen auf die Leinwand gebracht werden, die zuvor nicht überzeugend ausgesehen hätten. Sci-Fi der 80er ist also der Kern der fünfstündigen Dokumentation In Search of Tomorrow (Trailer), die bei Wow als fünfteilige Serie präsentiert wird. Glücklicherweise, möchte man sagen. Denn häppchenweise ist sie zwar in Ordnung, Probleme hat sie dennoch reichlich.

Die Kickstarter-Anfänge

In Search of Tomorrow ist nicht die erste filmhistorische Doku von Regisseur David A. Weiner. Zuvor machte er bereits In Search of Darkness über den Horrorfilm der 1980er Jahre (Trailer). Die viereinhalbstündige Dokumentation wurde über Crowdfunding finanziert und fand bei Fans Gefallen, weil nostalgische Gefühle reichlich bedient werden. Der nächste logische Schritt war, eine gleichartige Kampagne für In Search of Tomorrow zu machen und sich mit dem Science-Fiction-Film der 1980er Jahre zu befassen.

Das Ergebnis hat aber ähnliche Probleme wie In Search of Darkness: Vor allem fehlt eine ordnende Hand. Tatsächlich hat man den Eindruck, dass Weiner alles in seine Dokumentation gepackt hat, was er an Material auftreiben konnte. Ein roter Faden, der darüber hinausgeht, dass es sich um ein Genre einer bestimmten Dekade handelt, fehlt.

Kreuz und quer durchs Genre

Es gibt interessante Ansätze, etwa wenn über heutige Robotik gesprochen und gezeigt wird, was ein Science-Fiction-Film wie Saturn 3 (Trailer) hier vorgedacht hat. Auch bei Galaxina (Trailer) gibt es interessante Ideen, zum Beispiel im Hinblick auf Galaxinas Zweck als Sexroboter. Aber das sind Metaebenen, die kaum zum Tragen kommen und so oberflächlich behandelt werden, dass man sie auch komplett hätte weglassen können.

An einem erzählerischen roten Faden ist In Search of Tomorrow offenbar nie interessiert. Stattdessen wird ein Film an den anderen gereiht, dazu gibt es ein paar Interviewpassagen. Dabei sind die Geschichten, die hier erzählt werden, allenfalls für Science-Fiction-Neulinge interessant. Wer sich schon etwas länger mit dem Genre befasst, erfährt nicht viel Neues. Zudem kommen nicht nur Macher und Stars der jeweiligen Filme zu Wort, sondern auch Menschen, die mit dem Werk gar nichts zu tun hatten.

Für Fans von Wil Wheaton mag es interessant sein, was er über Filme wie Tron denkt, mehr als Gemeinplätze gibt er aber nicht zum Besten. Das Gleiche gilt für Alex Winter, dessen Claim to Fame Bill und Teds verrückte Reise durch die Zeit ist, der aber auch reichlich andere Film kommentiert. Man hat den Eindruck, dass Weiner keine passenderen Interviewpartner finden konnte – oder aber mit Wheaton und Winter gut befreundet ist.

Sicher, es kommen auch Stars wie Bruce Boxleitner und Billy Dee Williams zu Wort – oder Filmemacher wie Ivan Reitman und Steven Listberger. Aber auch Ike Eisenman, der nur eine winzige Rolle in Star Trek II: Der Zorn des Khan hatte, oder Joey Cramer, der in Der Flug des Navigators dabei war, zuletzt aber eher wegen seiner strafrechtlichen Probleme von sich hören machte.

Eine Zeitreise

Interessanter ist die Dokumentation, wenn auf Themen wie das Marketing eingegangen wird oder auf den Boom der Genre-Magazine jener Zeit wie Starlog. Doch auch hier gilt: Mehr als die Oberfläche wird nicht angekratzt.

Das ist umso erstaunlicher, als die Dokumentation sehr lang ist. Entweder hätte man mehr in die Tiefe gehen oder das Ganze deutlich eindampfen müssen. Denn in der Fünf-Stunden-Version ist In Search of Tomorrow viel zu lang und zu ermüdend.

Es ist nett, viele der Schauspieler und Macher von damals zu sehen, und bisweilen haben sie auch Interessantes zu berichten. Im Großen und Ganzen ist die Dokumentation jedoch enttäuschend. Ihr einziger echter Wert ist der Nostalgiewert. Die Ausschnitte aus den mehrheitlich bekannten Filmen machen Lust, sich den einen oder anderen Film mal wieder anzusehen – insbesondere obskurere Werke wie Spacehunter (Trailer), Megaforce (Trailer) oder auch The Last Starfighter (Trailer). Aber das hätte eine Aneinanderreihung x-beliebiger Trailer auch geschafft.

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