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In eigener Sache: Was auf unseren Adblocker-Aufruf folgte

Zusammen mit einigen anderen Websites haben wir vor rund einem Monat unsere Leser gebeten, ihren Adblocker auf unseren Seiten abzuschalten. Ein Resümee.
/ Jens Ihlenfeld
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Was unser Adblocker-Aufruf gebracht hat (Bild: Golem.de)
Was unser Adblocker-Aufruf gebracht hat Bild: Golem.de

Einen "Schuss ins Knie" nannte es ein Leser im Golem.de-Forum. Andere wussten schnell: Die Kampagne geht " nach hinten los " und machten das vor allem an einem Tweet(öffnet im neuen Fenster) der Adblock-Macher fest, die von einem sprunghaften Anstieg der Adblock-Installationen und Spenden berichteten. Aber war die Kampagne wirklich ein Misserfolg?

Die Antwort ist ganz klar: nein. Und das nicht nur, weil viele tatsächlich ihren Adblocker abgeschaltet haben, wofür wir jedem Einzelnen danken wollen. Sondern auch, weil eine konstruktive Diskussion mit unseren Lesern entstanden ist - über störende und weniger störende Werbeformen und über alternative Bezahlmodelle. Sie hat dazu geführt, dass wir einige Werbungen abschalten lassen haben, vieles hinterfragt haben und über Verschiedenes mit unseren Werbepartnern diskutieren. Durch die Ergebnisse unserer kleinen Umfrage wissen wir jetzt außerdem etwas mehr darüber, wie es um die Zahlungsbereitschaft unserer Leser bestellt ist.

Wie viele ihren Adblocker abgeschaltet haben

Auch wenn sich in den Wochen nach unserem Aufruf die Adblocker-Quote erwartungsgemäß wieder etwas erhöht hat, hat sich die Werbereichweite in Bereichen mit einer besonders hohen Quote an Adblock-Nutzern bei konstanten Abrufen um deutlich mehr als 30 Prozent gesteigert. Insgesamt ist die Quote um 20 bis 25 Prozent zurückgegangen.

So manch ein Nutzer stellte fest : "Auf Golem ist die Werbung in der Tat halb so wild." Andere kamen nach einigen Tagen zu dem Schluss , dass die Werbung "gar nicht mehr stört" . Das freut uns sehr.

Kritik an Werbung auf Golem.de

Es gab aber auch Kritik an den Werbeformen auf Golem.de, die wir sehr ernst nehmen. So manch einer hat uns auf Probleme mit bestimmten Anzeigen hingewiesen, die uns gar nicht bekannt waren. So gab es einige Kampagnen mit Layer-Ads und Anzeigen, die ungefragt Ton abspielten. Wie sich herausstellte, wurden diese nur an Nutzer in Österreich ausgeliefert, weshalb wir sie selbst nicht auf der Seite gesehen hatten. Natürlich haben wir diese Anzeigen sofort von der Seite genommen.

Zudem erschien direkt am Tag der Ankündigung ein Layer-Ad auf Golem.de, das für eine Umfrage warb. Wir lassen nur in ganz seltenen Fällen zu, dass Umfragen, die websiteübergreifend identisch abgewickelt werden müssen, mit Hilfe von Layer-Ads beworben werden. Doch leider war durch einen Fehler eine Umfrage auf Golem.de gelandet, die hier in der Form nichts zu suchen hat. Auch diese wurde umgehend abgeschaltet.

Wir wurden auch auf einige Google-Anzeigen hingewiesen, die nicht seriös wirken. Die Anbieter haben wir auf unsere Sperrliste gesetzt, so dass keine Werbung von ihnen mehr auf Golem.de erscheinen sollte.

Wir sind für jeden dieser Hinweise dankbar, gehen ihnen nach und stellen Werbung, die gegen unsere Richtlinien verstößt, ab. Davon profitieren dann alle.

Wie sieht akzeptable Werbung aus?

Auch über die Werbeformen, die wir auf Golem.de zulassen, wurde heftig diskutiert. Nun liegt es in der Natur der Sache, dass sich diejenigen, die mit etwas unzufrieden sind, mehr äußern als die Zufriedenen. Umso mehr freuen wir uns über die vielen positiven Rückmeldungen im Forum und per E-Mail.

Dabei wurde deutlich: Es gibt sehr unterschiedliche Ansichten darüber, wie akzeptable Werbung auszusehen hat. Die einen wünschen sich nur unauffällige Textanzeigen, anderen sind die Textanzeigen bei uns zu unauffällig. Ein großer Teil derer, die die Werbung auf Golem.de trotz aller Einschränkungen als zu nervig empfinden, stört sich an jeder Form von Animation in Werbung. Viele beschweren sich über "nerviges Blinken" .

Diese Stimmen wirken in unserem Forum besonders laut, sie bilden aber nach unserer Erfahrung nur einen sehr kleinen Teil der Lesermeinungen ab. Da diese Art von Werbung für die Werbetreibenden besonders gut funktioniert und viele der Anzeigen auch so kreativ gestaltet sind, dass die meisten Leser sie nicht als störendes Blinken empfinden, können und wollen wir nicht komplett auf animierte Werbung verzichten. Eine Sonderrolle kommt allerdings dem Thema Flash zu.

Flash-Werbung

Einige Nutzer haben mit Flash ihre Probleme und empfinden es als veralteten Ressourcenfresser. Auch Sicherheitsprobleme werden gegen Flash angeführt. Das können wir nachvollziehen. Aber warum gibt es eigentlich Flash-Werbung auf Golem.de?

Viele Werbekunden und Agenturen setzen auf Flash. Denn ganz allgemein ist Flash auf dem Markt noch sehr verbreitet. Zudem hat Flash aus Sicht der Werbeagenturen noch einen entscheidenden Vorteil gegenüber HTML5: die Autorenwerkzeuge, mit denen Kreative und Agenturen seit Jahren umgehen können. HTML5 ist für viele noch Neuland und die Werkzeuge sind nicht ausgereift. Es ist also weitgehend eine pragmatische Entscheidung, auf eine Technik zu setzen, die man kennt, die aus Sicht der Agentur zufriedenstellend funktioniert und ausreichend verbreitet ist.

Wir als Golem.de werben dafür, auf Flash zu verzichten, denn mittelfristig führt ohnehin kein Weg an einem Umstieg auf HTML5 vorbei, und die moderne Technik wird von unseren Lesern deutlich besser akzeptiert. Die Entwicklung steht, was Werbung anbelangt, aber noch am Anfang und es gibt in der Praxis einige Probleme. Es gilt, eine Vielzahl von Menschen auf diesem Weg mitzunehmen.

Wir können daher den Einsatz von Flash nicht unterbinden, ohne auf große Teile unserer Einnahmen zu verzichten. Wir können uns aber sehr wohl dafür einsetzen, dass sich hier etwas ändert. Und das tun wir sehr aktiv, beispielsweise mit zahlreichen Vorträgen in Agenturen und durch die Entwicklung von Werbeformaten, die auf Flash verzichten.

Apple hat kürzlich angekündigt, die Anzeige von animierter Flash-Werbung in Safari zu unterbinden . Das halten wir für einen guten Schritt und gehen davon aus, dass auch andere Browserhersteller diesem Ansatz folgen. Das könnte die Abkehr von Flash in der Werbeindustrie beschleunigen, was wir sehr begrüßen würden.

Klickbarer Hintergrund und Umfrage

Als besonderes Ärgernis hat sich der "klickbare Hintergrund" erwiesen. Windows-Nutzer beklagen, dass ein Klick in den leeren Hintergrund, mit dem Ziel, das entsprechende Fenster in den Vordergrund zu holen, direkt zum Werbekunden führt. Wir bieten unseren Kunden an, auf den klickbaren Hintergrund zu verzichten, allerdings bestehen einige Kunden und Agenturen darauf. Wir suchen hier das Gespräch, um über die Problematik aufzuklären, und werden noch deutlicher machen, dass es sinnvoll ist, darauf zu verzichten. Allerdings können wir aber nicht einseitig und sofort etwas ändern, ohne gegen bestehende Vereinbarungen zu verstoßen und auf erhebliche Einnahmen zu verzichten, was zu Einschnitten in der Redaktion führen würde.

Wir werden zu dem Thema demnächst eine Umfrage machen, um unsere Argumente mit Zahlen unterlegen zu können. Wir hoffen dafür auf eine rege Teilnahme.

Auch an der Hintergrundeinfärbung, die wir Werbekunden erlauben, gab es Kritik. Daran wollen wir aber festhalten, denn wir halten das für einen sinnvollen Kompromiss: Der Hintergrund bekommt eine Farbe und ist nicht animiert, der Inhalt wird nicht beeinträchtigt. Damit erfüllt diese Werbeform den Wunsch vieler Nutzer und sorgt dafür, dass das eigentliche Werbemittel, das durchaus animiert ist, eher einmal wahrgenommen wird.

Umfrageergebnisse

Hinzu kommt unsere kleine Umfrage, bei der wir nach einer Zahlungsbereitschaft für Golem.de gefragt haben. Mehr als 28.000 Leser haben sich daran beteiligt. Die Mehrheit präferiert eine kostenlose und werbefinanzierte Version von Golem.de und gibt an, dafür auf einen Adblocker zu verzichten. Mehr als 17 Prozent unserer Nutzer wären bereit, für eine werbefreie Version 1 Euro und mehr pro Woche zu bezahlen. Und vielen Kommentaren im Forum ist zu entnehmen, dass noch deutlich mehr Nutzer bereit wären, für eine werbefreie Version von Golem.de zu bezahlen, wenn der Preis niedriger wäre oder nicht in Form eines Abos bezahlt wird.

Es gibt also eine große Zustimmung für unseren Kurs in Sachen Werbung und eine Zahlungsbereitschaft, die deutlich höher ist, als wir angenommen haben. So mancher hat uns aufgefordert, Flattr zu integrieren, und so mancher hat dem Nachdruck verliehen, indem er Golem.de oder einzelne Autoren erst einmal direkt per Flattr bedacht hat. Daher gucken wir uns das Thema noch einmal an und erwägen, Flattr als zusätzliche Option zu integrieren.

Für uns sind die vielen positiven Rückmeldungen ein großer Ansporn, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen, Kritik und Ideen aufzunehmen und unsere Regeln für Werbung weiter anzupassen. Wir sind aber weiter darauf angewiesen, dass uns Leser mitteilen, wenn aus ihrer Sicht die von uns veröffentlichten Richtlinien verletzt werden, damit wir einschreiten können. Das hat nicht zuletzt die nur in Österreich ausgelieferte Werbung gezeigt, die wir selbst nie zu Gesicht bekommen haben.

Auch in Sachen Bezahloption sind die vielen Hinweise hilfreich, nicht nur, was die Preisgestaltung angeht. Sie haben uns auf neue Ideen gebracht. Vielleicht muss es ja kein werbefreies Angebot für 1 Euro pro Woche geben, sondern eines zu einem kleineren Preis, das dafür dezente, nicht animierte Werbung enthalten kann, die wir direkt von unseren eigenen Servern ausliefern?


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