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Immersive Phone Calls: Quatsch oder nützlich?

Telefongespräche und Videokonferenzen klingen selbst über Smartphones oft dünn und flach. Wie sich das ändern könnte.
/ Stefanie Schmidt
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Endlich besser verstanden werden. (Bild: Pixabay)
Endlich besser verstanden werden. Bild: Pixabay

Als die Welt noch analog war und das Telefon eine Drehscheibe oder Tasten hatte, war Bandbreite nicht nur teuer, sondern auch nicht im Übermaß vorhanden. Dazu hielt man es nicht für nötig, von monophon (kurz Mono) auf Stereo umzustellen, als es möglich wurde, da man der Ansicht war, circa 8 kHz Bandbreite seien für die Übertragung von Sprache ausreichend.

Bis heute hat sich nicht viel verändert. Einige Geräte und Headsets können Gespräche in Stereo übertragen, aber das Gefühl der Distanz bleibt.

Jetzt gibt es Ideen, daran etwas zu ändern. Telefonate sollen nicht bloß stereo sein, sondern einen Eindruck davon vermitteln, wo sich der Gesprächspartner befindet. Die Stimme des Sprechers bekommt mit Hilfe von 3D-Sound ihr Volumen zurück.

Dadurch erscheint nicht nur die Stimme des Sprechers lebendig, gleichzeitig kann der Eindruck entstehen, die Person befinde sich im selben Raum oder stehe direkt neben einem. Besonders bei Video-Konferenzen sollen Immersive Phone Calls dazu beitragen, dass die Besprechungen persönlicher und authentischer wirken.

Wie Immersive Phone Calls funktionieren

Möglich wird die immersive Telefonie über den Immersive Voice and Audio Services (IVAS) Codec von 3GPP(öffnet im neuen Fenster) . Der Codec ist standardisiert und soll weltweit mit 5G Advanced verfügbar sein.

Entwickelt wurde der Codec von einem Konsortium aus dreizehn Unternehmen, unter anderem von Nokia und dem Fraunhofer Institut(öffnet im neuen Fenster) . Soweit bekannt, müssen Nutzer auf ihren Geräten den Codec nicht selbst installieren, sondern er soll Teil des 5G-Advanced-Netzes werden.

Die Standardisierung sorgt für eine einheitliche Implementierung, die keinen Unterschied zwischen den im Netz eingeloggten Geräten macht.

Wer profitiert von dieser Neuerung?

Pekka Lundmark, Nokias Präsident und CEO, bekräftigte nach einem erfolgreichen Telefonat mit Stefan Lindström, dem finnischen Botschafter für Digitalisierung und Neue Medien, dass diese Technologie einen zum Ort des Anrufers führt, so dass man die räumliche Umgebung nachempfinden kann(öffnet im neuen Fenster) . Dies gilt besonders für Video-Konferenzen, wo Sprecher anhand der übertragenen Szene eindeutig zugeordnet und identifiziert werden können.

Wie man es hinbekommt, dass ein lauter Hintergrund wie ein Festival oder eine Demonstration nicht den Sprecher übertönt, ist noch nicht bekannt, allerdings gibt es die Idee, dass Nutzer die Lautstärke der Umgebung regeln können sollen.

Von dieser Idee sollen, wenn der Codec verfügbar ist, Besitzer von 5G-fähigen Geräten profitieren, die einen entsprechenden Funkmast in ihrer Nähe haben. Für eine Einschätzung, inwieweit Telefonanbieter und Netzbetreiber den Codec in ihre Tarife aufnehmen oder ob er dazugebucht werden muss, ist es noch zu früh.

Ebenfalls ist unklar, ob der Codec von Beginn an über die verschiedenen Netze hinweg funktionieren wird. Einen Termin, wann mit der Einspeisung in das 5G-Advanced-Netz zu rechnen ist, gibt es ebenfalls noch nicht.

Fazit

Ob Immersive Phone Calls nützlich, Quatsch oder hilfreiche Spielerei sind, muss sich erst noch herausstellen. Der Codec ist noch zu neu, es gibt keine Hörproben und daher auch keine Möglichkeit, eine realistische Einschätzung vorzunehmen.

Es ist zudem nicht bekannt, wie der Codec vom Funkmast zu den Geräten kommen soll. Es ist aber ohne Frage an der Zeit, die Tonqualität von Telefonaten deutlich zu verbessern.

Wenn man tatsächlich hören kann, ob der Gesprächspartner in einer Kathedrale, auf einer Wiese oder im Wohnzimmer ist, dürfte das sehr bereichernd sein.


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