IMHO: Warum eine iWatch von Apple Sinn ergibt

Wearables, also kleine Computer, die man mit sich trägt, sind der nächste Schritt für die Hardwareplattformen der Post-PC-Ära(öffnet im neuen Fenster) . Die größte Frage, die sich bisher stellte, war, in welcher Form diese nächste Phase beginnen wird. In den vergangenen Wochen und Monaten hat sich auch diese Frage beantwortet. Mittlerweile scheint jedes Unternehmen im Technologiesektor eine Smartwatch zu bauen.
The Next Web zählt(öffnet im neuen Fenster) allein 16 Smartwatches, "die man kennen sollte" . Quartz hat eine Übersicht(öffnet im neuen Fenster) über alle Hersteller von Acer bis Sony, die eine Smartwatch angekündigt haben oder Gerüchten zufolge an einer bauen. Auf der Ifa haben sowohl Qualcomm(öffnet im neuen Fenster) als auch Samsung(öffnet im neuen Fenster) eigene Smartwatches vorgestellt. Selbst Nissan baut eine Smartwatch(öffnet im neuen Fenster) (Youtube-Video). Auch Fitnesstracker wie Fitbit bekommen(öffnet im neuen Fenster) Smartwatch-Funktionen und Google soll(öffnet im neuen Fenster) an einer Smartwatch mit integriertem Google Now arbeiten.
Das ist nicht verwunderlich.
Als ich Ende vergangenen Jahres von den ersten Gerüchten über eine iWatch, eine Smartwatch von Apple, erfuhr, ergab das sofort Sinn für mich. Wie bereits angemerkt, sind sogenannte Wearables der nächste Schritt für die Post-PC-Ära. Diese Plattformen (iOS, Android, Windows Phone etc.) existieren bereits in einer Multi-Device-Welt. Wer ein Smartphone hat, besitzt oft auch einen Laptop. Immer mehr Menschen haben zusätzlich ein Tablet. Das Web und Webservices, die Daten und Angebote über diese Devices hinweg synchron halten, gehören fest zu diesen Post-PC-Plattformen.
Smartwatches sind weniger auffällig als Datenbrillen
Wearables sind, nachdem Smartphones technisch die Gut-genug-Stufe erreicht haben, der nächste Schritt in der Post-PC-Welt. Diese neuen, kleinen, tragbaren Computer werden verschiedene Formen annehmen. Von diesen Formen ergeben Smartwatches mehr Sinn als Smart Glasses wie Google Glass, also Brillen mit eingebauten Minicomputern. Denn Google Glass und seine Artverwandten werden(öffnet im neuen Fenster) ihre Anwendung nicht im Endkonsumenten-Mainstream, sondern im beruflichen Umfeld finden (Ärzte, Taxifahrer, etc.). Also in Situationen, in denen die Umwelt es nicht befremdlich findet, wenn man eine Kamera im Gesicht trägt, sondern alle davon profitieren.
Smartwatches dagegen sind weitaus weniger invasiv und in den Alltag integrierbar. Das Handgelenk ist die einzige Stelle, an der wir seit über hundert Jahren(öffnet im neuen Fenster) Maschinen direkt am Körper tragen. Das Handgelenk hat sich bereits als natürlicher Ort für Maschinen am Körper etabliert. Natürlich werden die ersten Wearables diesem Vorbild folgen. Im Grunde machen sie das bereits: Fitbit, Nike Fuelband, all die Fitnesstracker werden bereits am Handgelenk getragen.
Was fängt man nun mit einer solchen Smartwatch an? Das Gerücht, Google tüftele an einem Prototyp mit Google Now, zeigt bereits die Richtung auf: Alles, was regelmäßig und zeitnah an Informationen und Interaktionen am Smartphone abgefragt wird und stattfindet, passt hervorragend zu einer Smartwatch. Google Now teilt mir mit, dass der Verkehr auf dem Weg zu meinem Termin in einer Stunde ungewöhnlich hoch ist und ich deshalb eher losgehen muss? Das ist eine Information für die Smartwatch, nicht für das Smartphone, vorausgesetzt, das Betriebssystem hat die Wahl.
Jeder Moment, in dem das Smartphone für wenige Sekunden aus der Hosentasche gezogen wird, um etwa die Notifications zu lesen, ist ein Moment, der Smartwatches gehören wird.
Smartwatches zur Haushaltsautomatisierung
Smartwatches können mehr noch als Smartphones mit Sensoren Daten erfassen und ihrem Eigentümer zur Auswertung oder Interaktion zur Verfügung stellen. Felix Schwenzel hatte sich diesbezüglich vor acht Monaten lesenswerte Gedanken(öffnet im neuen Fenster) gemacht.
Im Gegensatz zu den hoffnungslosen Gehversuchen von Samsung, das bei der Produktentwicklung ohne ein kopierbares Vorbild aufgeschmissen zu sein scheint(öffnet im neuen Fenster) , werden die Inkarnationen von Apple, das bereits mehrfach bewiesen hat, dass es erfolgreich neue Produktkategorien definieren kann (iPhone, iPad, Macbook Air), sehr viel interessanter werden. Daneben ist Apple mit der Unterstützung des akkuschonenden Bluetooth 4.0 ab dem iPhone 4s aufwärts auch verbindungsseitig auf iOS bestens gerüstet, und zwar wesentlich besser als Android(öffnet im neuen Fenster) .
Neben Felix Schwenzels Überlegungen können Smartwatches, oder Minicomputer am Handgelenk, noch andere Funktionen übernehmen - vielleicht auch mit unterschiedlichen Ausprägungen bei der Hardware. So gibt es etwa ein Armband, das anhand des einzigartigen Herzschlagpatterns des Trägers Schlüssel und Passwörter ersetzt(öffnet im neuen Fenster) . Erste Gerüchte(öffnet im neuen Fenster) verbinden eine iWatch eher mit Haushaltsautomatisierung als mit Smartphones. Es könnte Teil des von Jobs in seiner Biografie beschriebenen Durchbruchs des Interfaces von AppleTV sein.
Der Punkt ist, dass eine Smartwatch so sehr und so wenig eine Armbanduhr ist wie ein Smartphone ein Telefon ist. Smartwatches mögen die Uhrzeit anzeigen, aber das ist eine Randfunktion, nicht das Feature, das am meisten genutzt wird oder das gar der Kaufgrund wäre.
Als Apple das iPhone 5S vorstellte, wurde auf dem Event und in den Pressemitteilungen(öffnet im neuen Fenster) immer wieder darauf hingewiesen, dass es das "Most Forward-Thinking Smartphone" sei, das Apple je produziert habe. Das ist natürlich PR-Sprache. Und es ist natürlich auch ein Weg, um die Differenzierung zwischen 5S und 5C sicherzustellen. Aber dahinter steht noch mehr.
Das iPhone 5S hat mit dem M7 einen neuen, separaten Prozessor bekommen. Der M7 ist ein " Motion Co-processor(öffnet im neuen Fenster) ".
Der M7 ist ein neuer Prozessor, der vom iPhone 5s von Haus aus keine Aufgabe bekommt. Apple liefert keine App mit aus, die den M7 anspricht. Das ist ungefähr so wie ein Smartphone mit Kamera, das ohne eigene Kamera-App ausgeliefert wird.
Offensichtlicher kann es kaum werden. Der M7-Prozessor ist da, und er wird nicht nur in iPhones, sondern auch in andere Produkte integriert werden. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, dass Apple seine erste iWatch vorstellt. Selbst das Trademark wird(öffnet im neuen Fenster) bereits gesichert.
Die Frage des Timings
Apple wird aller Voraussicht nach am 22. Oktober 2013 keine Smartwatch vorstellen. Mit neuen Macs, neuen iPads, neuem Mac OS und vielleicht neuen iPods ist das Event bereits recht gut befüllt. Apple hat bereits für maximale Weihnachtsabdeckung praktisch jede Produktvorstellung in das letzte Jahresquartal gequetscht. Das iPad, ursprünglich ein Frühjahrsprodukt, ist im vergangenen Jahr zum iPhone gestoßen, um ein hervorragendes Weihnachtsgeschenk zu werden. Das ist sinnvoll. Es führt aber auch dazu, dass es den Rest des Jahres sehr ruhig um Apple ist. Was liegt also näher, als die ruhig gewordene erste Jahreshälfte für die Einführung neuer Produkte zu nutzen, die so oder so erst einmal Early Adopter ansprechen, also frühestens in der 2. oder 3. Inkarnation ihr volles Weihnachtsgeschenkpotenzial entfalten werden?
Deshalb vermute ich, dass wir im Frühjahr, also im ersten oder - wahrscheinlicher - im zweiten Quartal 2014, die erste Smartwatch von Apple sehen werden.



