Wer überlebt - stirbt an Krebs
Wir fangen - unter anderem dank der Erkenntnisse, die auf der ISS gewonnen wurden - gerade erst an zu verstehen, wie verdammt schwierig ein langer Aufenthalt im Weltraum sein wird. Und wie gefährlich. Die Raumstation ist schnell erreicht und selbst zum Mond waren die Apollo-Astronauten nur ein paar Tage unterwegs. Zum Mars muss man aber mehrere Monate lang durch den Weltraum fliegen und ist dabei im Wesentlichen auf sich selbst gestellt. Die Entfernungen sind zu groß, als dass man von der Erde eingreifen und irgendwelche Probleme lösen kann. Wir wissen noch gar nicht, welche physiologischen Auswirkungen ein so langer und isolierter Flug durchs All wirklich auf die Menschen hat.
Und dann wollen die Leute ja auch noch für immer auf dem Mars bleiben! Wir wissen mittlerweile sehr gut, wie gefährlich es dort draußen ist. Der Marsrover Curiosity hat zum Beispiel zwischen August 2012 und Juni 2013 die Strahlenbelastung auf der Oberfläche des Mars gemessen. Die von Curiosity gemessenen Werte waren hoch; im Gegensatz zur Erde ist unser Nachbarplanet ja weder durch ein Magnetfeld noch durch eine dichte Atmosphäre vor der schädlichen kosmischen Strahlung geschützt. Schon nach ein paar Monaten hätte ein Astronaut die Dosis abbekommen, die für europäische Astronauten derzeit als Grenzwert für das gesamte Leben festgelegt ist (1.000 Millisievert).
Aber selbst wenn die Mars-One-Astronauten akzeptieren, dass sie einem dramatisch erhöhten Krebsrisiko ausgesetzt sind: Bevor sie die Gelegenheit kriegen, auf dem Mars an Krebs zu sterben, müssen sie erst mal die ganzen anderen Gefahren überleben. Die gewaltigen Staubstürme. Die Temperaturen, die alles andere als lebensfreundlich sind. Die fehlende Atmosphäre. Sie müssen es vor allem schaffen, in einer toten Wüste, ohne Wasser, ohne Pflanzen, ohne irgendwas zu überleben. Dafür ist sehr viel sehr komplexe Infrastruktur notwendig. Sie müssen sich ein völlig autarkes Habitat bauen, das sich jahrzehntelang selbst erhalten kann. Genau so etwas hat man Anfang der 1990er Jahre im Rahmen des Projekts Biosphäre 2 auf der Erde probiert. Es hat nicht funktioniert!
Bisher scheitern Marsmissionen häufig
Wenn man nicht einmal auf der Erde ein Habitat konstruieren kann, in dem Menschen dauerhaft und unabhängig von der Außenwelt überleben können: Wie soll das dann auf dem Mars funktionieren? Vor allem: Wie soll das funktionieren, ohne dass man sich entsprechend darauf vorbereitet?
Natürlich, Mars One, eine niederländische Stiftung, die vom Unternehmer Bas Lansdorp geführt wird, hat jede Menge Pläne. Satelliten sollen von der Erde zum Mars fliegen und dort Vorräte abladen. Marsrover sollen passende Siedlungsplätze aussuchen. Wohnmodule und anderer Kram sollen von unbemannten Raketen zum Mars geschafft werden, bevor dort die ersten Bewohner eintreffen. Klingt alles gut und beeindruckend - bis man einen Blick auf die Statistik wirft. 15 Landungen von (unbemannten) Raumfahrzeugen wurden bis jetzt auf dem Mars versucht. Acht davon waren erfolgreich, also gerade mal 53 Prozent.
Nimmt man alle Marsmissionen zusammen (auch die Sonden, die nur eine Umlaufbahn erreichen sollten), dann waren nur 51 Prozent von ihnen erfolgreich. Bis jetzt hat überhaupt nur die Nasa erfolgreich sanfte Landungen auf dem Mars geschafft; die sowjetischen beziehungsweise russischen Landeinheiten haben es alle nicht geschafft (bis auf Mars 3, der aber nur 15 Sekunden lang Informationen sendete und dann ausfiel) und der britische Lander Beagle 2 hat nach neuesten Erkenntnissen zwar vielleicht im Jahr 2003 tatsächlich unbeschadet den Marsboden erreicht, war aber nicht in der Lage, Kontakt mit der Erde herzustellen.
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IMHO: Mars One wird scheitern | Nur ein einziger Teil der Mission ist realistisch |
Soso...die Realität holt Dich nun leider ein :) https://www.golem.de/news/mars-one...
Und damit ist der Überbegriff dafür immer noch Atmosphäre, nur eben eine spezielle...
Nach einem halben Jahr auf der ISS sind die zurückkommenden Raumfahrer der irdischen...
Das "Mars One"-Projekt wurde 2011 gegründet. Heute schreiben wir das Jahr 2015. Und was...