Hört endlich der anderen Seite zu!
Urheberrechtsabschaffungspiraten und Medien-Panik-Journalisten gleichermaßen: Macht eure Hausaufgaben, lernt von der anderen Seite, hört ihr zu und nehmt die Argumente an den richtigen Stellen ernst, damit wir hier mal langsam vorwärtskommen! Reformiert die planlose Gema, die mit ihrer aktuellen, völlig am Thema vorbei agierenden Image-Kampagne erneut beweist, dass sie nicht einmal den Ansatz eines Schimmers hat, worum es in ihrem irre schlechten Ansehen in der Bevölkerung wirklich geht; setzt euch mit den Googles und Facebooks dieser Welt, die keineswegs so harmlos und weltrettend sind, wie es einige Anti-Urheberrechtsmeinungen zu glauben scheinen, sowie mit den Geräteherstellern und Zugangsprovidern an einen Tisch; und verhandelt zusätzlich zu den vorhandenen und kommenden Verwertungsarten von iTunes bis Spotify fair zu verteilende Pauschalen an den vielen anderen Stellen, an denen tonnenweise Geld mit dem Zugang zu Inhalten gemacht wird!
Aber lasst mich um Johnny Cashs Willen in Ruhe mit eurer lächerlichen Kulturpanik auf der einen und der Zensur- und Wissenszugang-Paranoia auf der anderen Seite! Es gibt so viele Themen, über die es sich zu reden lohnt. Dass vielleicht unterschiedliche Schöpfungsbereiche auch unterschiedliche Urheberrechte brauchen; dass wir Lösungen für den privaten Produktions- und Konsumbereich nötig haben; dass Komponieren eben doch etwas anderes ist als Programmieren; dass es ohne Urheberrecht auch kein Creative Commons geben kann; und noch so vieles mehr.
Polemischer Lobby-Müll und Starrköpfigkeit
Doch darüber redet ihr nicht. Stattdessen sehe ich polemischen Lobby-Müll auf vielen Seiten und starrköpfige Ich-erkläre-euch-die-Welt-Positionen zwischen romantisch verklärter Sozial- und Wirtschaftsutopie sowie kulturellem Weltuntergangspopulismus mit politischen Zielen.
Das ist so unglaublich langweilig. Und vor allem, damit sind wir wieder beim Thema: unkreativ.
In der Debatte gibt es für mich im Moment nur zwei unumstößliche Fakten:
1) Das Urheberrecht wird nicht abgeschafft werden, selbst wenn ganz viele Piraten ganz doll mit dem Fuß aufstampfen.
2) Private Kopien von digitalen Dateien lassen sich nicht unterbinden, selbst wenn sich die Vereinten Nationen einschalten.
Es gilt daher meiner Meinung nach
1) in einer Realitätsüberprüfung festzustellen (manche Piraten tun übrigens genau das), an welchen Stellen das Urheberrecht in digitalen Zeiten Anpassungen (zur Verbesserung, auch für die Urheber!) gebrauchen kann, um nicht zu einer gesellschaftlichen Plage zu werden und Ungerechtigkeiten zu unterstützen, statt Rechte zu sichern, und
2) diese Tatsache einfach zu akzeptieren oder gar zu ignorieren, und stattdessen Einnahmen für Urheber an anderen, im Zusammenhang mit Inhalten kommerziell agierenden Stellen zu generieren, sowie den Erfolg illegaler Portale, der keineswegs allein auf der Tatsache basiert, dass sie kostenlos sind, in legale Modelle zu übertragen.
Ich schreibe übrigens ein Buch (mit), das hoffentlich toll und irgendwann mal ganz oft gekauft wird, und ich mache auch wieder Musik, und zwar keineswegs nur als Hobby, und freue mich wahnsinnig über und auf beides.
Trotz Internet.
UPDATE Die Piratenpartei hat am 15.4.2012 den Artikel Vorstellung der Urheberrechtspositionen der Piratenpartei und Aufklärung von Mythen veröffentlicht.
Johnny Haeusler bloggt unter Spreeblick.com, ist Mediendesigner und Musiker und veranstaltet jedes Jahr die Konferenz Re:publika.
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IMHO: Ich heb dann mal ur |
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Ah, dann scheinst du, bzw. die Verwertergesellschaften, ja konkrete Zahlen zu haben...
Vor allem weil genau dies in den meisten Fällen eh verboten ist. Man zahlt also pauschal...
Wie meistens, Autovergleiche passen nicht, und deiner passt überhaupt nicht. Aber zum...
Ein entscheidender Satz in dem Artikel ist: [...]den Erfolg illegaler Portale, der...