ICANN: Ukraine bittet, Russland vom Internet zu trennen
Das ukrainische Digitalministerium bittet die ICANN darum, russische TLDs zu blockieren. Auch die IP-Adressen sollen zurückgezogen werden.

Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine wendet sich die ukrainische Regierungen mit zahlreichen Forderungen und Bitten an die internationale Gemeinschaft, um Russland zu sanktionieren. Das ukrainische Digitalministerium fordert nun offenbar, das russische Internet vollständig vom Rest der Welt zu trennen. Das berichtet Bill Woodcock, Chef des technischen Dienstleisters Packet Clearing House (PCH) und Vorstandsvorsitzender von Quad9, auf Twitter.
Woodcock stellt die gesamte E-Mail, die an die ICANN-Führung gerichtet ist, zur Verfügung. Demnach verweist die ukrainische Regierung auf den Angriffskrieg und die damit verbundene Verletzung internationalen Rechts. Dazu heißt es: "Diese grausamen Verbrechen wurden hauptsächlich durch die russische Propagandamaschinerie ermöglicht, die Websites nutzt, die kontinuierlich Desinformationen, Hassreden verbreiten, Gewalt fördern und die Wahrheit über den Krieg in der Ukraine verbergen." Auch auf die Angriffe gegen ukrainische Infrastruktur wird verwiesen.
Gefordert wird nun von ukrainischer Seite, die Top-Level-Domains .ru, .рф und .su ganz oder zumindest zeitweise aus der Root-Zone zu entfernen. Das gelte auch für weitere Domains, die in Russland vergeben werden. Auch die Root-Nameserver innerhalb Russlands sollen stillgelegt werden. Darüber hinaus will das ukrainische Digitalministerium das RIPE NCC auffordern, die Vergabe von IPv4 und IPV6 an alle russischen Mitglieder (LIRs) zurückzuziehen sowie die DNS-Root-Server zu blockieren.
Es ist derzeit nicht davon auszugehen, dass irgendeine dieser Maßnahmen tatsächlich umgesetzt wird, da diese das komplette Land praktisch vom Rest des Internets abschneiden würden. Derartige Maßnahmen sind auch in anderen kriegerischen Auseinandersetzungen bisher nicht durch die ICANN oder Regional Internet Registry (RIR) ergriffen worden.
Nachtrag vom 1. März 2022, 14:44 Uhr
Der Vorstand des RIPE NCC hat inzwischen auf die Forderungen reagiert und wird diese nicht umsetzen. In einer Ankündigung heißt es: "Kommunikationsmittel sollten nicht durch innenpolitische Streitigkeiten, internationale Konflikte oder Krieg beeinträchtigt werden. Dazu gehört die Bereitstellung korrekt registrierter Internet-Nummerierungsressourcen."
Und weiter heißt es: "Es ist von entscheidender Bedeutung, dass das RIPE NCC neutral bleibt und keine Positionen zu innenpolitischen Streitigkeiten, internationalen Konflikten oder Kriegen bezieht. Dadurch wird die Gleichbehandlung aller für die Bereitstellung von Internetdiensten Verantwortlichen gewährleistet". Die Organisation werde außerdem ihre Bemühungen dokumentieren, damit die Registry nicht negativ von "Gesetzen, Vorschriften oder politischen Entwicklungen" beeinflusst wird.
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Dann ist das ein NATO-Bündnisfall und die Sache ist klar. Was ist an all diesen Dingen...
Das wird schon so gemacht. Gut, was daran Fakt ist nicht, lässt sich derzeit nicht...
Du beantwortest die Frage nicht. Ganz andere Situation. Die USA grenzt nicht an...
Von der University of Chicago https://www.youtube.com/watch?v=JrMiSQAGOS4