Von Helsinki nach Stockholm in 30 Minuten

Das zweite Anwendungsszenario für den Hyperloop sind Mittelstrecken-City-to-City-Verbindungen, 600 bis 1.000 Kilometer. In Deutschland könnte das etwa eine Trasse von Hamburg nach München sein. Die Fahrt würde nur etwa eine Dreiviertelstunde dauern. Derzeit prüft Hyperloop One eine Trasse von Finnland über die Åland-Inseln nach Schweden. Sie soll die Hauptstädte Helsinki und Stockholm miteinander verbinden. Die Fahrt soll rund eine halbe Stunde dauern - die Fähre über die Ostsee benötigt 16 Stunden.

Auch Trassen, die nur für den Güterverkehr gedacht sind, stehen auf dem Plan. "Ich sehe sehr viel unterirdischen Güterverkehr, wie wir das in der Schweiz haben", erzählt Sauer. "Und dann haben wir bei Hafenverbindungen viel Interesse." Container könnten nach dem Entladen des Schiffes direkt in einen Hyperloop verladen werden. Der könnte die Container dann beispielsweise zu einem Binnenhafen oder zu einer Verteilstelle im Landesinnern bringen.

Der Güterverkehr soll unter die Erde

In der Schweiz will das Unternehmen Cargo Sous Terrain den Güterverkehr zum Teil unter die Erde verlegen: Eine Trasse soll Genf über Bern und Zürich mit St. Gallen verbinden, Abzweigungen schließen unter anderem noch Basel und Luzern an. Was nach Science-Fiction klingt, hat eine breite Unterstützung in der Schweiz: Zu den Investoren und Partnern gehören unter anderem der Kanton Bern, die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), die Schweizerische Post und das Telekommunikationsunternehmen Swisscom - und jetzt auch Hyerloop One. Das Unternehmen soll die Transporttechnik liefern.

Die Projekte in der Schweiz und in Skandinavien sind nicht einfach nur Planspiele: In der Schweiz soll das erste Teilstück der Trasse zwischen Härkingen-Niederbipp und Zürich 2030 in Betrieb genommen werden. Die auf den Åland-Inseln ansässige Projektfirma FS Links, an der Hyperloop One beteiligt ist, prüfe, ob das Projekt machbar sei, sagte Sauer. In der ersten Hälfte der 2020er-Jahre könnte die dortige Trasse in Betrieb gehen.

Die Bahnen wollen hyperloopen

Zu den Interessenten gehören auch Bahngesellschaften, deren Geschäftsmodell Hyperloop eigentlich angreift. Die Deutsche Bahn ist Partner und unterstützt die Entwicklung des Hyperloops. Die staatliche französische Eisenbahngesellschaft Société Nationale des Chemins de Fer Français (SNCF) ist an Hyperloop One beteiligt. Die SNCF-Konzernleitung habe sich für das Investment eingesetzt, erzählt Sauer.

Das System Bahn werde immer unattraktiver, sagt Sauer. Das sei den Betreibern auch durchaus bewusst. Deshalb interessierten sie sich für das neue Transportmittel. SNCF wollte sich auf Nachfrage von Golem.de nicht zu den Gründen äußern, aus denen sich das Unternehmen an Hyperloop One beteiligt hat.

Hyperloop One wolle nicht mit den Etablierten konkurrieren. "Wir sehen uns nicht als Wettbewerber für eine Bahn", sagt Sauer. "Warum soll ich mit meinem Hyperloop-Hut in Europa ein Transportmittel betreiben, wenn ich jemanden habe wie die SNCF oder die Deutsche Bahn, die das aus einer betrieblichen Perspektive sehr viel besser können als ich? Die wissen mit den Kunden umzugehen und die Kundenströme zu handhaben. Da muss ich ja nichts Neues erfinden."

In einem Pilotprojekt mit Narando vertonen wir in den kommenden Wochen zwei bis drei Golem.de-Artikel pro Woche. Die Texte werden nicht von Robotern, sondern von professionellen Sprechern vorgelesen. Über Feedback unserer Zuhörer freuen wir uns - im Forum oder an redaktion@golem.de.

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 Hyperloop Global Challenge: Jeder will den Rohrpostzug
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megaheld 30. Mai 2016

Der soll doch etwas unter 1200 km/h laufen, wäre also noch unter Schallgeschwindigkeit...

mfeldt 30. Mai 2016

Doch, ich denke es liegt genau am System an sich. Das ist einfach nicht geeignet für...

mfeldt 30. Mai 2016

Ich schätze mal der Platzbedarf ist ähnlich wie für eine Bahnlinie - und deutlich...

Denker 26. Mai 2016

Eine Trasse von Hamburg nach München wäre Ideal. Gleichzeitig könnte noch die Nord Süd...



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