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Humanoide Roboter: Roboterentwicklung könnte an falscher Lernmethode scheitern

Weil komplexe Bewegungsabläufe nicht so erlernbar sind, wie Tesla oder Figure es gern hätten, bleibt der Humanoid ein Traum, meint Rodney Brooks.
/ Mario Petzold
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Informatiker, Kognitionswissenschaftler und Robotikexperte Rodney Brooks (Bild: Rodney Brooks)
Informatiker, Kognitionswissenschaftler und Robotikexperte Rodney Brooks Bild: Rodney Brooks

In einem Essay(öffnet im neuen Fenster) hat Rodney Brooks, ehemaliger Professor für Robotik am MIT, dessen Arbeiten vielfach ausgezeichnet wurden, detailliert dargelegt, woran die aktuelle Entwicklung der humanoiden Roboter zu scheitern droht. Nach seiner Einschätzung kann die Übertragung der Lernprozesse großer Sprachmodelle auf die Bewegungen von Robotern nicht gelingen.

Er unterstellt den an solchen Methoden arbeitenden Firmen wie Figure(öffnet im neuen Fenster) und Tesla(öffnet im neuen Fenster) , dass sie einer Fehleinschätzung unterliegen. So würde der Vorgang des Tastens und Greifens als viel weniger komplex erachtet, als er in Wahrheit ist. Brooks bezieht sich dabei auf die 17.000 Druckrezeptoren in jeder Hand sowie die unzähligen Rückmeldungen durch Sehnen und Muskeln.

Riesige Datenbasis ohne Wert

Um Tätigkeiten wie das Greifen nach zerbrechlichem Geschirr, Wäschezusammenlegen und mehr zu erlernen, werde ausschließlich Videomaterial herangezogen. Diesem visuellen Material fehlen jedoch die wichtigen Informationen, die der komplexe Tastsinn liefert.

Laut Brooks beruhen die Erfolge bei der Sprach- und Bilderkennung vor allem darauf, dass Teile der menschlichen Physiologie nachgebildet wurden, um Sprache und Bilder überhaupt erst so erfassen zu können wie ein Mensch.

Die neuronalen Netzwerke sind beispielsweise der Sehrinde von Tieren nachempfunden. Die Signalverarbeitung bei der Spracherkennung wiederum imitiert das menschliche Gehirn.

Für das Greifen und Bewegen in für Menschen konzipierten Umgebungen aber fehlen diese Techniken und der Ansatz, allein durch Beobachtung von mehreren Millionen Handgriffen einen Lernerfolg zu erzielen, könne deshalb nicht funktionieren, argumentiert Brooks in seinem Essay.

Die Roboterentwicklung entfernt sich vom Humanoid

Außerdem kritisiert er die menschliche Gestalt für Roboter als unpraktisch. Wegen des hohen Gewichts der Maschinen seien hohe Kräfte zur Stabilisierung nötig. Bei Unfällen bestehe deshalb ein sehr hohes Verletzungsrisiko. Dagegen würde beispielsweise ein nur halb so großer Roboter lediglich ein Achtel wiegen und ein Sechzehntel der Energie einer großen Version benötigen.

Zukünftig dürften Räder statt Beinen zu erwarten sein. Die Hände mit fünf Fingern würden durch Saugnäpfe oder spezielle Greifer ersetzt und je nach Einsatzgebiet hätten die Roboter dann die dazu passende Anzahl an Armen.

Dazu muss jedoch auch erwähnt werden, dass Rodney Brooks selbst an einer Firma beteiligt ist, die Roboter herstellt. Und diese ähneln stark dem pragmatischen Ansatz, den er in seinen Ausführungen beschreibt. An seinen schlüssigen Argumenten, weshalb ein humanoider Roboter anders lernt als ein großes Sprachmodell, ändert das aber nichts.


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