HPE Discover: HP ist HPE egal
Die Trennung ist vollzogen: HP hat mit HPE nichts mehr zu tun, wie sich deutlich auf der HPE Discover gezeigt hat. Es wirkt nicht so, als ob HPE bei seinen Kunden Interesse für HP-Hardware wecken möchte.

Wer die Ausstellung der HPE Discover von Hewlett Packard Enterprise in Las Vegas besucht, sieht zwar überall HP-Hardware, aber deren Produkte haben etwa den Stellenwert eines Ausstatters. Die Displays für die Server sind von HP, die Tastaturen und Mäuse auch. Zudem wurde HP-Hardware in Gewinnspielen als Preise verlost. Doch eine eigene Präsentation von Produkten der ungeliebten, abgestoßenen Client-Sparte von Hewlett Packard? Fehlanzeige. Nun ja, fast, denn AMD hatte einen Stand und war damit der größte Aussteller von HP-Hardware, wenngleich nur die Hardware gezeigt wurde, die mit AMDs Prozessoren bestückt ist.
Dabei handelt es sich bei der Discover in Las Vegas um die wichtigste Hausmesse des Herstellers. Früher hieß sie HP Discover. Sie war auch die Plattform für Neuerungen im Druckerbereich, für Monitore, Desktops, Notebooks und Thin Clients, und selbst Endkundenhardware wie Smartwatches gab es früher zu sehen.
HP hat diese Plattform nicht mehr, und das kann für dieses jetzt unabhängige Unternehmen nicht gut sein. Die Urfirma von Hewlett Packard steht jetzt ohne eigene Hausmesse da und kann neue Produkte keinem professionellen Publikum vorstellen. Der HPE-Kunde wird in Zukunft wohl durchaus einen Blick auf Dell, Fujitsu oder Lenovo werfen, da er sich ohnehin woanders informieren muss.
Eine Lücke im Gesamtsystem
Dass eine Lücke entstanden ist, zeigte sich auch in den Keynotes. Zusammen dreieinhalb Stunden galt es zu füllen, und das fiel HPE angesichts fehlender Produkte schwer. Der zweite Tag machte starke Anleihen an eine Talkshow und Entertainment rund um das Thema "Disruption". Zudem ist dem Unternehmen Hardware nicht mehr wichtig. Neue Server waren eine Randankündigung.
Und das ist auch HPEs Ziel: Lösungen sind relevant, die Hardware dafür rückt in den Hintergrund. Datenblätter zu Produktankündigungen wie den neuen 15,36-TByte-SSDs waren selbst auf Nachfrage nicht zu bekommen. Die Ankündigungen waren vage und mit einem hohen Anteil von Marketingbegriffen gefüttert. Converged Infrastructure, Hyper Converged Infrastructure, Composable Infrastructure - Begriffe, bei denen selbst HPE-Mitarbeiter zugeben, dass es schwer ist, diese dem Kunden zu vermitteln. Aber es klingt gut, und darum geht es anscheinend bei HPE.
Und wenn es doch einmal ins Detail ging, dann wurden beeindruckende, aber kaum haltbare Vergleiche gezogen. Vor allem bei The Machine übertrieb es HPE. Über ein Terabit pro Sekunde will HPE optisch übertragen. Um Leistung zu visualisieren, verglich man das mit alten Datenübertragungen. Armdicke kiloschwere Kupferkabel wurden gezeigt, die man früher brauchte. Zehn bis zwölf 100-GbE-Kabel sind aber eigentlich nicht armdick, sondern mit Schutz vielleicht einen Finger breit. Bei den On-Chip-Interconnects verglich man den reinen krümelgroßen Chip gar mit Transceivern für Switches. Diese sind prinzipbedingt größer, der Vergleich ist also nicht aussagekräftig - außer fürs Marketing. Dazu passt dann auch, dass The Machine nun Teil des Star-Trek-Universums wird.
Es wächst auseinander, was eigentlich zusammengehört, titelten wir noch im November 2015. Dass die Trennung so schnell vollzogen wurde und sich damit die Gesamtwahrnehmung so deutlich ändert, überrascht aber.
Bei der Abtrennung der Service-Sparte von HPE und Zusammenlegung mit CSC versuchte HPEs Chefin Meg Whitman hingegen, Ängste zu beseitigen. Die Kooperation habe Bestand, sagte Whitman. Bis die Abspaltung abgeschlossen ist, dauert es aber noch. Ende März 2017 wollen CSC und HPE diese neue Service-Firma vollständig ausgegründet haben. Wir sind gespannt, welche Bedeutung sie auf der Discover 2017 haben wird.
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Trickserei ist ein bisschen harsch formuliert. Auch bei uns gibt es z.B. unterschiedliche...
Allerdings ;-)
Bei HP sind einige Preise schon gestiegen, respektive bestehende durch neuere...