Pornos nur einen Klick entfernt

Doch es gibt zwei Probleme mit den freizügigen Streams. Das erste Problem betrifft Frauen, die Twitch nicht als Erotikplattform wahrnehmen und jugendfreie Inhalte zeigen wie etwa Videospiele und Lego-Baustellen - oder die das erwähnte Just Chatting als Raum nutzen, mit Zuschauenden zu reden. Zum Beispiel die Streamerin QTCinderella, die festgestellt hat, dass die Hot-Tub-Streams unangenehme Kundschaft anziehen: "Ich bin dafür, dass jeder sein Geld hier verdient und denke: Ja, Queen, du kannst den Hot Tub Stream machen - aber bitte nicht auf Twitch. Denn dann kommen Leute aus deinem Chat, nachdem sie deine Brüste gesehen haben, in meinen Chat und wollen meine sehen. Das ist so frustrierend."

Erweisen die Hot-Tub-Streamerinnen also anderen weiblichen Teilnehmerinnen einen echten Bärendienst? DonaSpock sieht das wie folgt: "Freizügigkeit auf Twitch stellt in meinen Augen kein Problem dar, genauso wenig wie Streams in Bademode am Strand oder Schwimmbad. Aber durch das simple Aufbauen eines Hot Tubs im Wohnzimmer kann nun jeder die Twitch-Richtlinien umgehen. Laut Twitch-Richtlinien dürfen gewisse Regionen nicht im Fokus sein, wenn sich besagte Streamerin aber in Zeitlupe in leicht gebückter Haltung umdreht, um einen Sticker an die Wand zu kleben, und die Pobacken dabei komplett frei sind, ist das anscheinend legitim, da sie ja in einem Pool ist. Andere Streamer wurden übrigens für viel weniger freie Haut gebannt, mit der Begründung 'sexuelle Inhalte'."

Für sie liegt die Schuld für solche Streams ganz klar bei Twitch: "Twitch ist mittlerweile geprägt von Doppelmoral und absolut willkürlichem Bannverhalten. Ich persönlich habe kein Problem mit diesem Content, aber er gehört auf andere Plattformen." Aber DonaSpock hat noch ein anderes Anliegen. Denn das viel größere Problem ist für sie die offensichtliche Werbung für explizite Pornografie in vielen Streams, die laut Regeln definitiv verboten ist, aber subtil genug gestaltet wird, um nicht sofort einen Grund für eine Sperrung zu liefern.

Hardcore-Pornografie

Gemeint sind in den meisten Fällen Links zur Plattform Onlyfans, die in den letzten Jahren hauptsächlich den Trend einer personenbezogenen Pornografie gesetzt hat und Millionen damit verdient, dass Menschen quasi persönlich mit Anbieterinnen und Anbietern sexueller Bilder oder Videos in Kontakt treten dürfen und eine zwar virtuelle, aber innige Beziehung zu den Personen aufbauen können. Der Kontakt kostet meist zwischen 5 bis 10 Euro monatlich, bei Stars der Plattform aber auch schon mal deutlich mehr.

Dazu haben wir auch mit dem bekannten Streamer Staiy gesprochen. Zuletzt trat er auf Twitter eine Diskussion los, der auch Deutschlands erfolgreichster Streamer MontanaBlack beiwohnte. Golem.de sagt er, es gehe ihm definitiv nicht darum, als Mann einer Frau vorschreiben zu wollen, was sie zu tragen habe, sondern darum, dass es sich bei den Streams um Werbemaßnahmen für "Hardcore-Pornografie" handele.

Diese Instrumentalisierung von Twitch zum Bewerben expliziter Pornografie hält der populäre Twitch-Streamer Staiy für äußerst schwierig. Er findet, dass das für ein Portal wie Twitch, das sich wie keine andere Seite mit den Tätigkeiten der Nutzer befasst und sogar Tätigkeiten außerhalb der eigenen Plattform ahndet, unglaublich naiv sei. Konkret sagt Staiy, dass "jeder Jugendschutzbeauftragte (...) hier zur Blutgrätsche ansetzen würde. Was soll das?!"

Am deutlichsten wird das, wenn man sich ansieht, mit welchen Mitteln die Streamerinnen dafür sorgen, dass man als Zuschauer auch dabei bleibt. Streamerinnen wie Amouranth belohnen ihre Zuschauer bei Nutzung kostenpflichtiger Twitch-Funktionen zum Beispiel mit Detailaufnahmen ihres Hinterns oder schreiben deren Namen auf die nackte Haut. Eine harmlose Unterhaltung sieht anders aus, Gaming erst recht.

Das muss aufhören!

Warum bei einer Erwähnung eines Porno-Portals mit noch expliziteren Inhalten nicht konsequent und vor allem dauerhaft gesperrt wird, bleibt indes ein Rätsel. Eine Anfrage bei Twitch, ob derartige Streams gewollt seien und was der Jugendschutz zu diesem Thema sage, blieb ohne Ergebnis, denn der zu Amazon gehörende Konzern verwies lediglich auf das Regelwerk. Am Geld könne es aber eigentlich nicht liegen, meint Staiy, denn die Moderatoren bei Twitch seien seiner Erfahrung nach unabhängig von anderen Abteilungen und befolgten mit aller Konsequenz die geltenden Regeln. DonaSpock sieht das anders und wirft Twitch vor, aus finanziellem Interesse mit zweierlei Maß zu messen.

Und was können diejenigen, die sich gestört fühlen, nun machen? Inhalte melden bringt nichts. Wir haben mehrfach mit privaten Profilen darauf hingewiesen, dass es sich bei den Streams um Werbung für Onlyfans handele - und nichts geschah. Dabei reicht meist ein Blick auf die Beschreibung der Streams, um zu erkennen, worum es hier wirklich geht.

Ob naiv oder nicht: Im Sinne des Jugendschutzes, vor allem aber im Sinne der Gamerinnen, die Twitch mit deutlich passenderen Inhalten ein Zuhause bieten, muss das aufhören. Oder wie soll Twitch in wenigen Jahren aussehen? Noch haben die Betreiber es in der Hand.

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 Hot Tub Streams bei Twitch: Sex sells - aber doch nicht so!
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quineloe 16. Apr 2021

ALso kannst du das nicht. Nur unbelegtes Gewäsch.

Garius 13. Apr 2021

Die ist ja auch schon in Rente was ihr p0rnografische Karriere angeht. Mal abgesehen...

rizzorat 13. Apr 2021

Ich hab auch ma so auf hohem Niveau argumentiert wie ihr alle hier. Ich musste mein...

gunterkoenigsmann 12. Apr 2021

Gibt jetzt ne online-Petition für: http://chng.it/MyYSRXShbJ



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