Spielestudios sind im Zugzwang
Die Spielerschaft ist meiner Beobachtung nach teilweise sogar etwas weiter als die Entwicklerbranche an sich. Gerade im Bereich der Rollenspiele, in denen wir unsere eigenen Charaktere erstellen können, fehlt es mir noch immer an Diversität. Möchte ich etwa einen dicken und bärtigen Mann oder eine dicke und kahlköpfige Frau spielen, weil es beispielsweise zum Narrativ meines Charakters passt, gibt es fast nie eine Möglichkeit dazu. Stattdessen ist unser Alter Ego oft durchtrainiert, sexy und athletisch - ein Schönheitsideal eben.
Das wird in einigen koreanischen und japanischen Rollenspielen besonders deutlich. Denn in Games wie Black Desert Online wird die Klasse sogar an das Geschlecht gekoppelt und diese Geschlechter weisen zusätzlich übertriebene Proportionen auf. Männliche Figuren tragen im Fantasy-Setting reich verzierte und absolut unhandliche übergroße Schulterpanzer. Bei Frauen wird dann möglichst viel Haut gezeigt und von möglichst wenig Rüstung verdeckt.
Gaming ist eine Flucht von der Realität
Die meisten Menschen werden mit Supermodels und Bodybuildern als Figur glücklich sein. Schließlich bedeutet das Eintauchen in Sci-Fi- und Fantasy-Welten auch eine Flucht vor der Realität, eine Pause vom echten Leben. Da können Dinge auch gern besser als die Wirklichkeit aussehen.
Es sollte trotzdem stets die Möglichkeit für Entfaltung offengelassen werden. Klar kostet das Entwicklerressourcen, wenn Rüstungen und Kleidung in Spielen etwa für verschiedene Körperformen angepasst werden müssen. Ich, der in eigentlich jedem Spiel lieber einen dicken bärtigen Zwerg oder einen buckligen Orc mit schlechten Zähnen spielt, würde mehr Auswahl in Spielen begrüßen.
Der Bedarf nach offensichtlichen und sexualisierten Stereotypen ist in vielen Games aber noch immer vorhanden, wenn auch manchmal etwas versteckt. Nicht umsonst existiert etwa eine rege Modding-Szene um Spiele wie The Elder Scrolls V: Skyrim und Fallout 4. Die meistgenutzten Mods drehen sich um Nacktheit und individuelle, möglichst athletische Körper mit definierten Muskeln, großen Brüsten und kleinen Pos.
Auf der Webseite Twitch, die eigentlich ausschließlich als Gaming-Plattform angefangen hat, räkeln sich derweil immer mehr Frauen vor der Kamera und in aufblasbaren Swimming-Pools. Zuvor saßen Streamerinnen teilweise mit sehr freizügigem Dekolleté vor dem Rechner. Parallel rasselte es Spenden durch die Zuschauerschaft.
Ganz divers und erwachsen ist die Gaming-Community also noch nicht. Das kann allerdings genauso von unserer Gesellschaft im Ganzen gesagt werden. Hoffentlich bleibt der Trend zu mehr Diversität; denn wer möchte im Leben schon ausgeschlossen werden?
IMHO ist der Kommentar von Golem.de. IMHO = In My Humble Opinion (Meiner bescheidenen Meinung nach).
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Horizon Forbidden West: Aloys Gesicht hat Charakter und das ist gut so |
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Ich empfinde die Figur als hässlich, ja abstoßend. Das liegt jetzt daran, dass die böse...
Paramount schien diesen harten Kurs nicht riskieren zu wollen.
"Denn in Games wie Black Desert Online wird die Klasse sogar an das Geschlecht gekoppelt...
Der Shitstorm ist entstanden weil es für einige so wirkt als hätte man sie nur aus...