Hoher Krankenstand: Mercedes-Benz-Chef hält Krankmeldungen für zu einfach

Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius fordert politische Maßnahmen zur Reduzierung des hohen Krankenstandes in seinen Werken. Sein Unternehmen könne selbst nichts mehr dazu beitragen, den Krankenstand zu senken, sagte der Vorstandsvorsitzende der Süddeutschen Zeitung(öffnet im neuen Fenster) (Paywall) und fügte hinzu: "Es darf nicht so einfach sein, sich krankzumelden. Wer ungerechtfertigt krankmacht, verhält sich unsolidarisch."
Mit Blick auf die anstehende Neuwahl des Bundestags im Februar 2025 forderte Källenius die künftige Regierung indirekt dazu auf, die derzeitigen Regelungen zu ändern. "Die neue Regierung muss Deutschland den Spiegel vorhalten. Und sie muss mit großer Ehrlichkeit schauen, was gut läuft und was nicht. Und dann muss sie auch bereit sein, unpopuläre Entscheidungen zu treffen" , sagte der 55-Jährige.
Krankenstand in Deutschland doppelt so hoch
Källenius hatte bereits im vergangenen Oktober auf den hohen Krankenstand im Konzern hingewiesen . Nun ergänzte er: "Unsere Werke sind überall auf der Welt gleich, es gibt die gleichen Gesundheitsleistungen, die gleiche Arbeitsumgebung. Und trotzdem ist der Krankenstand in Deutschland teils mehr als doppelt so hoch."
Das Unternehmen selbst könne daran nichts ändern. "Ich sitze jedes Jahr einmal mit unserem verantwortlichen Werksarzt zusammen. Dann frage ich ihn: Was können wir tun, um das zu verbessern? Er sagt dann immer: Nichts über das hinaus, was wir schon machen."
Mit einem hohen Krankenstand hat nach Angaben der Werksleitung auch die Tesla-Fabrik in Grünheide zu kämpfen. Deshalb kam es in der Vergangenheit zu unangemeldeten Kontrollbesuchen bei krank gemeldeten Mitarbeitern . Damals hieß es, der Krankenstand in der Branche liege bei 5,2 Prozent. In Grünheide lag er zeitweise bei 17 Prozent.
Elektronische Krankmeldung führt zu genauerer Erfassung
Das wissenschaftliche Institut der AOK stellte in seinem Anfang Oktober veröffentlichten Fehlzeiten-Report für 2023(öffnet im neuen Fenster) eine historisch hohe Zahl von Fehltagen fest. Auf 100 erwerbstätige AOK-Versicherte kamen 225 Krankmeldungen. 2024 werde der Wert voraussichtlich noch höher ausfallen, hieß es.
Berichten zufolge könnte der hohe erfasste Krankenstand mit der Einführung der elektronischen Krankmeldung im Jahr 2023 zusammenhängen. So bilanzierte der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen (öffnet im neuen Fenster) (GKV) nach dem ersten Jahr der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU): "Bislang konnte die Gesamtzahl der Krankmeldungen in Deutschland nur grob geschätzt werden. Es gab eine Dunkelziffer, weil Arbeitnehmende insbesondere bei kurzen und akuten Erkrankungen teilweise keinen Nachweis ihrer Krankmeldung bei der Krankenkasse eingereicht haben." Diese Fälle hätten bislang in der Statistik gefehlt.



