Hessen: Pilotprojekt für neues Schulfach Digitale Welt startet
Hessen will die Digitalisierung in den Schulen etablieren. Umgesetzt werden soll das nicht im gesamten Unterricht, sondern über ein neues Fach.

In Hessen startet ein Pilotprojekt für das neue Unterrichtsfach Digitale Welt. Das Projekt solle grundlegende Kompetenzen der Informatik mit der ökonomischen und ökologischen Bildung verbinden, erklärte Kultusminister Alexander Lorz (CDU) am 11. Juli in Wiesbaden. Die Schülerinnen und Schüler lernten im Unterricht, wie digitale Technologien zur Lösung sozialer, ökonomischer und ökologischer Problemstellungen beitragen könnten.
Das Pilotprojekt Digitale Welt wird ab dem neuen Schuljahr im September in zwölf weiterführenden Schulen im Land mit rund 70 Klassen der Jahrgangsstufe fünf gestartet. Zwei freiwillige zusätzliche Schulstunden je Woche sind in den teilnehmenden Schulen vorgesehen. "Mit der Einführung dieses neuen Schulversuchs sind wir bundesweit Vorreiter", betonte der Kultusminister.
Anhand von konkreten Aufgaben aus den Bereichen Ökonomie und Ökologie sollen Grundlagen wie das Programmieren oder die Funktionsweise von Algorithmen gelehrt werden. Das Fach werde zudem wichtige Themen wie Datenschutz, Cyberkriminalität und Mediennutzung aufgreifen. "Wir versprechen uns davon, die Informatik für die Schülerinnen und Schüler besonders anschaulich und lebensnah gestalten zu können", sagte Lorz.
"Unser gemeinsames Ziel ist es, Schulen in die Lage zu versetzen, alle Schülerinnen und Schüler an die digitale Welt heranzuführen und sie vollumfänglich auf das Arbeitsleben vorzubereiten", ergänzte Digitalministerin Kristina Sinemus (CDU). Entscheidend sei, interdisziplinär aus verschiedenen Perspektiven auf die Digitalisierung zu schauen.
Wissenschaftliche Unterstützung und Begleitung
Das Pilotprojekt wird in Kooperation mit dem Hasso-Plattner-Institut in Potsdam durchgeführt und von der Goethe-Universität in Frankfurt wissenschaftlich begleitet. Bei den Pilotschulen handelt es sich um allgemeinbildende Schulen verschiedener Schulformen, die im Bereich der digitalen, ökonomischen und ökologischen Bildung bereits sehr aktiv sind. Die teilnehmenden Lehrkräfte werden nach Angaben des Kultusministeriums vor Beginn und während des Pilotprojekts fortgebildet.
Der Unterricht werde nicht benotet und sei vorerst nicht versetzungsrelevant, erklärte der Kultusminister. Nach einer Evaluation werde entschieden, ob und in welcher Form das Fach mittelfristig im Regelunterricht eingeführt werden könnte. "Gerade weil wir ein solch einmaliges Projekt starten, wollen wir die Inhalte von Anfang an gemeinsam mit den Schulen entwickeln - in dieser Form ist das auch ein Novum."
Der hessische Industrie- und Handelskammertag (HIHK) begrüßte das Vorhaben. Die für das Pilotprojekt vorgesehenen Inhalte sollten aber flächendeckend an allen Schulen im laufenden Unterricht, im Fach Informatik oder als eigenes Fach thematisiert werden, betonte HIHK-Präsidentin Kirsten Schoder-Steinmüller. Es solle insgesamt ein größerer Fokus auf die mathematisch-naturwissenschaftliche Bildung in den Schulen gelegt werden.
Auch die Bildungsexperten der Oppositionsfraktionen mahnten eine flächendeckende Vermittlung der Inhalte in Hessen an. Die Bedeutung eines verpflichtenden Informatikunterrichts solle mittlerweile eine Selbstverständlichkeit sein und müsse nicht weiter pilotiert oder evaluiert werden, kritisierte der FDP-Abgeordnete Moritz Promny. Die FDP fordere seit langem einen flächendeckenden und verpflichtenden Informatikunterricht in der Sekundarstufe eins.
"Wir brauchen keinen weiteren Schulversuch, sondern endlich ein strukturiertes Konzept für die Medienbildung an Schulen", erklärte die SPD-Abgeordnete Kerstin Geis. Eine zeitgemäße Bildung benötige mehr als ein experimentelles Unterrichtsfach an gerade einmal zwölf Schulen. "Statt Schnellschüsse zu fabrizieren, braucht es ein Konzept für informative Bildung, das alle Schülerinnen und Schüler erreicht." Ein Modellversuch sei dafür völlig untauglich.
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