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Hepha Pedelec im Test: Das nicht alltägliche Alltagsrad von Hepha

Ein selbst entwickelter Mittelmotor, ein großer Akku und volle Alltagstauglichkeit - das Pedelec Trekking 7 Long Range überzeugte uns im Test.
/ Martin Wolf
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In der Stadt und außerhalb - Hephas Trekkingrad fühlt sich auf nahezu allen Untergründen wohl. (Bild: Martin Wolf / Golem.de)
In der Stadt und außerhalb - Hephas Trekkingrad fühlt sich auf nahezu allen Untergründen wohl. Bild: Martin Wolf / Golem.de

"Wollen Sie wirklich die unterste Motorisierung?" - beim Gespräch mit dem Pressevertreter von Hepha mussten wir versichern, dass es uns im Test genau darum ging: das Versprechen der hohen Reichweite des Trekking-Einstiegsmodells(öffnet im neuen Fenster) genau anzuschauen.

Schließlich ist Hepha als europäische Marke des chinesischen Herstellers Gobao(öffnet im neuen Fenster) angetreten, um im Mittelfeld des Pedelec-Marktes zu punkten. Keine Billigangebote, sondern solide Räder zu einem verhältnismäßig günstigen Preis will das 2021 gegründete Unternehmen bieten.

Wer auf der Suche nach einem Superschnäppchen ist, wird daher vielleicht enttäuscht, denn unter 2.000 Euro ist im Online-Auftritt(öffnet im neuen Fenster) von Hepha nichts zu finden. Was man bekommt, sind hingegen Markenkomponenten und ein zeitloses, dezentes Design.

Nach der Lieferung waren wir daher auch wenig überrascht, dass die solide Verpackung und das beiliegende Zubehör als Vorbild selbst für gestandene Hersteller dienen könnten. Das Rad ließ sich problemlos von einer Person aus dem clever gestalteten Karton ziehen, innerhalb von zehn Minuten waren wir startbereit.

Das mitgelieferte Werkzeug und das gedruckte Handbuch halfen uns beim Befestigen der Pedale und der Einstellung des Lenkers. Mehr war nicht vonnöten, um eine erste Testfahrt um den Block zu machen. Wenngleich das Aussehen natürlich immer Geschmackssache ist, fanden wir das helle Grau mit den wenigen gelben Akzenten sehr ansprechend. Dabei wirkt das Rad auch nicht so bullig wie manche SUV-Bikes . Mit 26,5 kg ist das Rad nicht leicht, aber auch kein Schwergewicht.

Hepha Trekking 7 Long Range - Probe gefahren
Hepha Trekking 7 Long Range - Probe gefahren (02:11)

Dafür dürfen wir den außerordentlich robusten und praktisch ausgelegten Gepäckträger mit 25 Kilogramm belasten. Er hat zusätzlich zu einer Federklappe noch separate Halterungen für Taschen. Das ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr, denn viele Hersteller setzen in diesem Punkt eher auf Design als auf Alltagstauglichkeit. Auch das zulässige Gesamtgewicht von 150 Kilogramm ist ein Pluspunkt des Hepha-Pedelec.

Ein kurzer Gang rund um das Rad zeigte uns, dass auch die anderen Komponenten von solider Qualität sind: 10-Gang-Kettenschaltung und hydraulische Scheibenbremsen von Shimano, Bereifung von Kenda und Beleuchtung von AXA. Erst auf den zweiten Blick fielen uns die ungeglätteten Schweißnähte auf - die bei den teureren Modellen der Marke dann glattgebügelt sind. Wir nahmen sie achselzuckend zur Kenntnis und schwangen uns auf den Sattel.

Starker Motor, smarte Unterstützung

Obwohl wir im schwächsten der drei Unterstützungsmodi starteten, spürten wir die Leistung des 80-Nm-Motors sofort kräftig - und vor allem ab dem ersten Antritt. Der Drehmomentsensor zeigte seine Qualitäten aber eigentlich erst im zweiten, Tour genannten Modus.

Man kann eigentlich sein komplettes Pedelec-Leben in diesem Modus verbringen, da er die Motorleistung sinnvoll je nach eigenem Krafteinsatz dosiert. Das bedeutet, dass der Turbo-Modus nur noch sehr steilen Anstiegen oder stürmischem Gegenwind vorbehalten bleibt.

Wenn wir auf glatter Strecke Turbo fuhren, hatten wir das Gefühl, im Leerlauf unterwegs zu sein, so leichtgängig wurde das Rad. Der Tacho gab dann auch 27 km/h Spitzengeschwindigkeit an, aber unsere eigenen Messungen und eine Radaranlage bestätigten, dass wir im gesetzlich erlaubten Toleranzrahmen von maximal 25 km/h unterwegs waren.

Wie bei Bosch (g+) zeigt auch der kleine Hepha-Bordcomputer das Verhältnis unseres Muskeleinsatzes zur Motorleistung grafisch an. Dabei fanden wir manche Informationen auf dem kleinen farbigen OLED-Display während der Fahrt mitunter etwas schwer ablesbar. Es trotzt aber auch starker Sonneneinstrahlung und ist fest verbaut - was wir im Hinblick auf Diebstahlsicherheit positiv vermerkten.

Das Display ist fest verbaut

Es gibt neben Odometer und Tachometer auch Einblick in einige Statistiken und das Display ist per linkem Daumen auf der gut fühlbaren Fernbedienung für grundlegende Einstellungen wie die Lichtautomatik nutzbar. Für tiefergehende Optionen hat Hepha jedoch auch eine App(öffnet im neuen Fenster) auf iOS und Android im Angebot. Sie ist schnell per Bluetooth gekoppelt und kann für granulare Abstimmung der Fahrmodi sowie erweiterte Aufzeichnungen von Strecken und als elektronisches Schloss genutzt werden. Eine Navigation fehlt hingegen.

Wir fanden das Fahrverhalten sowohl im Stadtverkehr als auch bei Ausflügen im Wald und über Feldwege exzellent. Das Trekkingrad fuhr sich jederzeit unauffällig und trotzdem bei Bedarf schnittig genug, um als erster von der Ampel wegzukommen. Lediglich ab 25 km/h und als reines Fahrrad ohne Unterstützung machten sich Gewicht und die eher dicke Bereifung bemerkbar.

Wir hätten keine Lust, so eine längere Tour zu unternehmen, aber für 10 Kilometer oder weniger wäre das Pedelec auch als Fahrrad nutzbar. Durch seinen großen Akku sollte man jedoch eher nicht in die Verlegenheit kommen, dass die Unterstützung plötzlich ausfällt. Wir maßen bei gemischten Modi, normalen Witterungsbedingungen, 85 kg Fahrergewicht inklusive Gepäcks und Plusgraden auf überwiegend ebener Strecke 115 Kilometer Reichweite.

An der Steckdose überraschte uns der Bordcomputer mit einer Anzeige der geschätzten Ladezeit - wie praktisch! Dass wir dabei von 0 auf 100 Prozent über fünf Stunden warten mussten, fanden wir hingegen nicht ganz so gut. Aber da der Akku über 700 Wattstunden fasst, geht das schon in Ordnung.

Der Ladeanschluss ist vorbildlich gelöst

Auch hier hat Hepha übrigens nicht an der falschen Stelle gespart. Ladeanschluss und Stecker sind solide ausgeführt und gut erreichbar. Der abnehmbare Akku selbst ist durch einen abschließbaren Mechanismus gesichert. Er lässt sich mit einem einfachen Handgriff entfernen und anbringen.

Was uns noch auffiel: Die Beleuchtung ist nicht nur lichtstark genug, um auch Waldwege in der dunklen Jahreszeit aufzuhellen, sondern funktioniert auch dann noch, wenn der Akku des Rades für die Unterstützung zu schwach ist.

Unsere Kritikpunkte sind überschaubar: Die Bereifung ist nur bedingt pannensicher, manchmal schaltete sich das Licht auf Automatik, während wir es dauerhaft in Betrieb hatten. Das Pedelec startete nach dem Einschalten immer ohne Unterstützung, während wir es lieber hätten, dass es sich den letzten gewählten Modus merken würde. Außerdem surrt der Motor etwas lauter als vergleichbare Konkurrenzantriebe.

Hepha Trekking 7 Long Range: Verfügbarkeit und Fazit

Das Trekking 7 Long Range von Hepha ist in drei Rahmengeometrien und zwei Größen beim Hersteller ab 2.800 Euro erhältlich. Hepha will nach eigenen Angaben sein Vertriebs- und Servicenetzwerk(öffnet im neuen Fenster) in Deutschland in den kommenden Jahren ausbauen, damit Probefahrten und Reklamationen einfacher zu handhaben sind.

Fazit

Wir mussten uns nach unseren ersten Fahrten mit dem Hepha Trekking 7 Long Range noch einmal vergewissern: War da wirklich der kleinere Mittelmotor verbaut? Der kompakte Antrieb ist außerordentlich leistungsstark und gibt dank seines Drehmomentsensors die Kraft immer passend zur Situation ab.

Dabei fanden wir den Tour-Modus mit seiner Automatik für fast alle Situationen ausreichend. Selbst in der schwächsten Unterstützungsstufe Eco kamen wir noch immer gut genug voran, um auch lange Touren zu machen.

Das ist mit dem großen Akku auch problemlos möglich. Wir würden zwar nicht so weit gehen wie der Hersteller und 200 Kilometer ansetzen - aber die grobe Richtung stimmt schon mal.

Was auch stimmt, sind die verbauten Komponenten und die allgemeine Verarbeitungsqualität. Der solide Gepäckträger, der gut einstellbare Lenkervorbau, die Federung und nicht zuletzt die lichtstarken Lampen machen das Hepha Trekking 7 Long Range zu einer hervorragenden Wahl als Alltagspedelec mit Ambitionen für das ein oder andere Off-Road-Abenteuer.

Dafür, dass das Hepha erst neu am Markt ist, erschienen uns Pedelec, Motor und Ökosystem mit der App sehr ausgereift und damit empfehlenswert.

Spezifikationen Hepha Trekking 7 Long Range
Fahrergröße/max. Gewicht 160-195 cm/150 kg
Reifen Kenda / K1052 / 27.5" x 2.2"
Motorleistung Mittelmotor HEPHA P101C (80Nm / 250W / 25km/h)
Akkukapazität HEPHA BT-700BH (708Wh), abnehmbar
Ladezeit ca. 5,5 Stunden
Reichweite laut Hersteller (Eco) bis zu 200 km
Reichweite gemessen (normale Witterung, ebene Strecke, gemischte Modi) 115 km
Gewicht 26,5 kg
Bremsen hydraulische Scheibenbremsen Shimano BR-MT410
Schaltung Shimano / RD-U6020 / CUES / 10-Speed
Material Rahmen Aluminium
Lieferumfang StVZO-konform ja
Preis ca. 2.800 Euro

Einziger Wermutstropfen: Eine Probefahrt wegen des erst im Aufbau befindlichen Vertriebs- und Servicenetzes ist nicht überall(öffnet im neuen Fenster) problemlos möglich. Außerdem muss bei Reklamationen im Zweifelsfall das Rad wieder verpackt und zurückgesendet werden. Dieses Problem teilt der Hersteller jedoch mit etlichen anderen Anbietern von Pedelecs in Deutschland und man ist nach eigenen Angaben bemüht, es zu beheben.

Wer das Hepha Trekking 7 Long Range einmal selbst ausprobiert, dürfte aber schnell davon überzeugt sein, dass der neue Anbieter auf dem Markt der E-Bike-Mittelmotoren gekommen ist, um zu bleiben.


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