Hausstich: Warum die Telekom eine Tiefbaufirma gegründet hat

Die Deutsche Telekom wird selbst im Kabeltiefbau aktiv, um mit dem Hausstich voranzukommen und um realistische Preise von den Baupartnern berechnen zu können. Das sagte Klaus Müller, Leiter Glasfaserausbau, Telekom Deutschland in einem Podcast(öffnet im neuen Fenster) des Netzbetreibers.
Vodafone Geschäftsleiter Michael Jungwirth griff den Konkurrenten Telekom wegen seines Glasfaserausbaus an. "Ich sorge mich, ich fürchte mich, dass wir am Ende dastehen mit einem Geisternetz der Telekom, wo die Glasfaser bis zum Bordstein führt und der Endkunde hat nichts davon" , sagte Jungwirth am 14. Mai 2024 beim Gigabitgipfel auf der Branchenmesse Anga Com in Köln. Die Telekom will mit ihrer eigenen Baufirma aber offensichtlich durchaus den Hausstich machen.
Rund 230 Beschäftigte will die Telekom bis Ende 2024 einstellen. Ausgestattet mit modernen Maschinen, konzentrieren sich die Bauteams auf den Hausstich, das Verlegen der Glasfaser von der Straße in die Häuser und Wohnungen.
"Die Tiefbaufirma wird sich darauf konzentrieren, Hausstiche durchzuführen. Den Bürgersteig aufmachen, Glasfaser rein, den Bürgersteig zumachen, ist noch relativ einfach."
Doch auch hier gebe es Herausforderungen, weil man Beton oder eine Asphaltdecke unter einem Bürgersteig finde. Doch das bleibe "noch ein relativ überschaubares Gewerk" , erklärte Müller.
Warum muss ein Netzbetreiber lernen, zu buddeln und zu bohren?
Herausfordernd werde es, so Müller, wenn es in die Häuser hineingehe, "weil jedes Haus Manufaktur ist. Der Keller liegt woanders. Hauseigentümer sind von der Wohnungswirtschaft, über die Eigentümergemeinschaft bis zum Privateigentümer unterschiedlich. Es gibt Mehrfamilienhäuser, es gibt Einfamilienhäuser. Deshalb ist dieser Hausstich eine besondere Herausforderung." Dabei stellte die Telekom eine gewisse Knappheit im externen Markt fest. "Und deshalb haben wir gesagt, wir gründen eine eigene Firma, die darauf spezialisiert, diese Hausanschlüsse herzustellen, um unsere vorhandene Kapazität zu erweitern."
Ein schöner Nebeneffekt sei, dass die Telekom viel über das Gewerk Hausstich lerne. Müller sagte: "Ich baue eigenes Know-how auf und kann dann natürlich auf Augenhöhe mit den externen Tiefbaupartnern verhandeln, wenn ich weiß, welchen Stundensatz ich wählen muss und was es kostet. Wenn ich es selber mache, verhandle ich natürlich auch mit dem externen Markt ganz anders, als wenn ich dieses Know-how nicht habe."



