Harmony OS: Die große Luftnummer von Huawei
Mit viel Medienaufmerksamkeit und großen Versprechungen hat Huawei sein eigenes Betriebssystem Harmony OS vorgestellt. Bei einer näheren Betrachtung bleibt von dem großen Wurf allerdings kaum etwas übrig.

Huawei steht wegen des US-Embargos massiv unter Druck und versucht mit dem eigenen Betriebssystem Harmony OS einen Befreiungsschlag aus der Abhängigkeit von US-Unternehmen wie Google. Darüber ist zuvor immer wieder spekuliert worden. Bei einer näheren Betrachtung der tatsächlichen technischen Umsetzung von Harmony OS bleibt aber nicht viel mehr übrig als ein ganzer Haufen bloßer Versprechungen.
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- Ein Betriebssystem Marke Eigenbau
Harmony OS soll ein von Grund auf neu erstelltes Betriebssystem auf Basis eines eigenen Mikrokernels sein. Handfeste Informationen zu dem Betriebssystem sind derzeit aber rar und basieren letztlich nur auf den Aussagen des Herstellers selbst. Auch der versprochene Quellcode ist bisher nicht verfügbar. Um die Idee, das Konzept sowie die Umsetzung und die Erfolgsaussichten von Harmony OS bewerten zu können, reichen diese öffentlichen Aussagen aber eigentlich auch schon aus.
Zwar hat Huawei genügend Erfahrung und die notwendigen Ressourcen, um ein eigenes Betriebssystem neu zu entwickeln. Nur sieht es derzeit eben nicht danach aus, als würde Harmony OS wirklich so revolutionär umgesetzt, wie Huawei die Öffentlichkeit glauben machen will.
Doch nur Linux statt Mikrokernel
Bereits mit der Ankündigung von Harmony OS vergangene Woche sowie mit der kurz darauf folgenden Präsentation eines Smart-TVs mit dem System hat Huawei bekanntgegeben, dass Harmony OS vorerst auf einem üblichen Linux-Kernel basieren soll statt auf dem groß angekündigten neuen Mikrokernel.
Das ist weder überraschend noch ungewöhnlich, sondern mittlerweile eigentlich sogar fast schon erwartbar. Die meisten Consumer-Geräte, die im vergangenen Jahrzehnt erschienen sind, basieren auf Linux und davon abgeleiteten Systemen. Das gilt für Smartphones und Smartwatches ebenso wie für smarte Fernsehgeräte, Googles Chromecast, Amazons Echo-Reihe und unzählige weitere Hardware.
Die Geräte mögen zwar aus Sicht der Nutzer verschieden sein, sie alle eint aber die Verwendung des Linux-Kernels. Und Huawei hat reichlich Erfahrung bei der Arbeit an und mit dem Linux-Kernel. Das Unternehmen taucht schon seit Jahren regelmäßig in den Statistiken der am aktivsten zur Entwicklung beitragenden Unternehmen auf.
Android-Klon ohne Google
Bemerkenswert an dieser ersten Version von Harmony OS ist außerdem, dass der Hersteller weiterhin eine Kompatibilität zu Android verspricht. Möglich wäre das etwa durch eine eigene Implementierung der Android-Laufzeit durch Huawei oder einfach durch die Übernahme der entsprechenden Komponenten bei einem Verzicht auf die Google-Dienste sowie den Namen Android.
Das muss Huawei in China sowieso umsetzen, weil die Google-Dienste dort nicht verfügbar sind. Und Amazon beweist mit seinem FireOS auch schon seit Jahren, dass dies auch im internationalen Markt möglich ist. Wie andere Android-Hersteller arbeitet Huawei mit EMUI außerdem an einer eigenen Oberfläche. Diese könnte der Hersteller nun auch ohne die Vorgaben von Google für Android trotz gleicher Basis völlig neu gestalten - eben analog zu dem Vorgehen von Amazon. Eine technische Revolution im Sinne eines völlig neuen Betriebssystems ist all das aber nicht.
Bei den für Harmony OS versprochenen massiven Umwälzungen handelt es sich zusätzlich zu den bisher betrachteten Teilen auch noch um einen neuartigen Compiler für Java beziehungsweise Android und künftig einen Mikrokernel. Vor allem mit Blick auf einen produktionsreifen Einsatz ist hier aber notwendige Skepsis geboten.
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Ein Betriebssystem Marke Eigenbau |
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Das vorgestellte HarmonyOS hat keinen Microkernel und sei ein Android-Klon ohne Google...
Ich rede nicht davon einen Launcher zu nutzen. Wenn man sich die Handys von früher...
Um in zu rettten: die Erkenntnisse aus MKLinux sind schon in OS X eingeflossen. Also so...
In den letzten Wochen hat golem richtig gas gegeben mit Clickbait. Kann man kaum noch...