Das Startup will aus Fehlern lernen
Damit könnte das Gerät in eine Wanze im Hotelzimmer verwandelt werden. Auch könnten die von den Nutzern eingegebenen Zugangsdaten ausspioniert werden. Da die Geräte nach Angaben des Betreibers vor allem in hochpreisigen Hotels mit entsprechend zahlungskräftiger Kundschaft verbreitet sind, könnte dies für Kriminelle ein lohnenswertes Ziel sein.
Die einheitliche, unsichere Infrastruktur könnte auch für weitere Angriffe genutzt werden. Wer mit Komplizen in mehreren Hotels arbeitet, könnte sich so etwa schnell ein Botnetz vieler Hundert Geräte schaffen, nur mit mehr Rechenleistung als andere IoT-Geräte wie Kameras haben.
Auch funktionell kann das von uns getestete Gerät nicht überzeugen. Als wir es testweise auf einen Ausflug in die Stadt mitnehmen, bekommen wir minutenlang keine GPS-Position angezeigt. Und das, obwohl der Himmel in Madrid an dem Tag vollkommen wolkenfrei ist und wir uns auf breiten Straßen und Plätzen bewegen. Eine Verbindung zu mehreren Satelliten sollte also problemlos möglich sein. Als wir dann endlich ein Signal bekommen, ist der anzeigte Standort sehr ungenau.
Tink Labs will sich kümmern
Mit unserer Recherche konfrontiert, antwortet das Unternehmen nur knapp, man werde den Hinweis an die IT-Abteilung weiterleiten. Fraglich ist jedoch, ob es überhaupt möglich ist, die Geräte auf einen sicheren Stand zu patchen. Zumindest eine aktuelle Softwareversion wird das Gerät nicht bekommen. Denn schon Android 7.0 nutzt für die Grafikdarstellung die Vulkan-API, die vom verbauten Mediatek-Prozessor (MT6753) nicht unterstützt wird.
Hotelketten zeigen sich der Pressearbeit von Tink Labs zufolge dennoch begeistert: "Nachdem wir das Gerät in den vergangenen Monaten in all unseren Hotels installiert haben, bin ich sehr froh, mitteilen zu können, dass wir sowohl das Erlebnis unserer Gäste verbessern als auch neue Wertschöpfungsketten für uns erschließen konnten", sagt demnach etwa Ramesh Arora von der Montcalm-Hotelgruppe.
Gut gedacht, schlecht gemacht
Das "Handy"-Angebot im Hotel fällt in seiner alten Version also offensichtlich in die Kategorie gut gedacht, aber schlecht gemacht. Wie so oft hat hier ein Startup das Feld IT-Security nicht oder nicht ausreichend berücksichtigt, um Produkte möglichst schnell in den Markt zu bringen oder Kosten zu sparen. Mit dem Modell T1 will Tink Labs die Fehler allerdings vermeiden und setzt auf eine aktuelle Android-Version und bessere Sicherheitsmechanismen. Wir werden das Gerät in Kürze testen.
Den Schaden haben hinterher andere: Hotelkunden, deren private Daten abhandenkommen oder Hotelketten, die nach einem erfolgreichen Hack mit einem Imageschaden zu kämpfen hätten. Kunden könnten die in zahlreichen Hotels mittlerweile eh leergeräumten Minibar-Kühlschränke nutzen, um das Gerät für die Dauer des Aufenthaltes dort zu deponieren.
Nachtrag vom 7. September 2017, 16:33 Uhr
Tink Labs hat uns nach Veröffentlichung des Artikels mitgeteilt, dass in Europa in den meisten Hotels mittlerweile ein anderes Smartphonemodell mit Android 7 eingesetzt werde. Dabei handele es sich um eine Eigenentwicklung und nicht um ein Gerät "von der Stange". Geräte der alten Serie, die noch im Einsatz sind, sollen weltweit ausgetauscht werden.
Nachtrag vom 10. September 2017, 16:31 Uhr
Wir haben den Nachfolger, das Modell T1, getestet. In Deutschland, Österreich und der Schweiz kommt nur dieses verbesserte Modell zum Einsatz.
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Android 5.1 ohne aktuelle Updates |
ich weiß nicht wie hoch das zeichenlimit hier im forum ist, aber die möglichen Risiken...
"Jeder" nicht. Ich z.B. habe keines, weil ich keines will. Aber wer keines will, will...
Ja ich denke, es hängt zum großen Teil an den Providern. Die technik selbst ist ja...
Es ist ja durchaus möglich, aus Android heraus, z.B. das Update von einem ROM aus einer...
Hast du dir den Artikel überhaupt angeschaut ? Genau darum geht es doch, dass der Autor...