Handelskrieg: Huawei kauft 5G-Smartphone-SoCs von Mediatek

Um dem Handelsembargo der USA etwas entgegenzusetzen, hat sich Huawei dazu entschieden, für die eigenen Smartphones die notwendigen Systems-on-a-Chip bei der taiwanischen Konkurrenz einzukaufen. So sollen die Chinesen die 5G-SoCs der Dimensity-Serie von Mediatek auserkoren haben, wie IT-Home(öffnet im neuen Fenster) berichtet.
Ein Blick in die Quartalszahlen von Mediatek bestätigt das: Im Q3/2020(öffnet im neuen Fenster) stieg der Umsatz um satte 46 Prozent verglichen zum Vorjahr, der Gewinn erhöhte sich um 93 Prozent fast auf das Doppelte. Laut Mediatek liegt das am gestiegenen Marktanteil bei Smartphone-Chips, was auf einen neuen großen Partner hinweist.
Auftragsfertiger TSMC hatte aufgrund von Druck durch US-amerikanische Regulierungsbehörden im September 2020 die Lieferungen an Huawei eingestellt, welche ansonsten die Ausfuhr notwendigen Equipments von Applied Materials und Lam Research beschränken würden. Einzig TSMC ist in der Lage, sehr moderne Chips mit 7-nm-DUV- oder 5-nm-EUV-Technik in der Menge herzustellen, wie Huawei sie für beispielsweise den Kirin 9000 benötigt.
Ohne TSMC ist Huawei aufgeschmissen
Um dem zu begegnen, ist Huawei kostspielig auf das 14-nm-Verfahren von SMIC umgestiegen, etwa für den Kirin 710A; das ursprüngliche Design wurde als Kirin 710 für TSMCs 12FFC-Verfahren ausgelegt. Bei SMIC handelt es sich um die größte chinesische Foundry, allerdings soll die Trump-Regierung überlegen, auch diesen Halbleiterhersteller auf die Entity-Liste zu setzen, um Huawei den Nachschub abzuschneiden. Für Highend-SoCs ist 14 nm nicht geeignet, daher der Griff zu Mediateks Dimensity-Serie mit 7 nm.
Das derzeitige Topmodell ist der Dimensity 1000(öffnet im neuen Fenster) : Der Chip nutzt vier Cortex-A77 mit bis zu 2,6 GHz und vier Cortex-A55 mit bis zu 2 GHz, dazu eine Neural-Engine und eine Mali-G77-MC9 als Grafikeinheit. Mit im SoC steckt ein 5G-Modem, auch kann es AV1-Videostreams decodieren. Eine kleinere Variante ist der Dimensity 1000C(öffnet im neuen Fenster) mit weniger CPU-Takt und einer langsameren Mali-G57-MC5 , allerdings weiter mit 5G und AV1.
Offen bleibt, wie Huawei das Wegbrechen von TSMC mittelfristig lösen will. Zwar kann die Chip-Tochter HiSilicon weiterhin mit ARM zusammenarbeiten um SoCs mit neuen Cortex-Kernen und Mali-GPUs zu entwickeln. Ohne entsprechenden Auftragsfertiger ist dieser Aufwand jedoch kaum zu rechtfertigen, da die angeblich in Entwicklung befindliche eigene Fab nur mit 28 nm starten soll.



