Handel: Regierung will Vernichtung von Retouren erschweren
20 Millionen zurückgeschickte Artikel landen einer Studie zufolge in Deutschland jedes Jahr auf dem Müll. Die Regierung will die Lage verbessern. Aus der Opposition kommt Zustimmung - und Kritik.

Unbenutzte und an Händler zurückgeschickte Waren sollen nach dem Willen der Bundesregierung seltener vernichtet werden. Dazu ist eine Änderung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes geplant, wie Sprecher des Umwelt- sowie des Wirtschaftsministeriums am 20. Dezember 2019 in Berlin sagten. Zuvor hatte der NDR berichtet, die Regierung wolle im kommenden Jahr eine sogenannte Obhutspflicht für den Umgang mit Retouren und nicht verkaufter Neuware einführen.
Der Sprecher von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) sagte, viele Waren würden vernichtet, obwohl sie noch funktionsfähig seien. Die Ministerin habe deshalb eine Obhutspflicht auf den Weg gebracht. Dazu liefen noch Abstimmungen innerhalb der Bundesregierung. Eine Sprecherin von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte, man sei in guten Gesprächen.
Die Obhutspflicht soll laut NDR Händler dazu anhalten, die Produktion stärker an der Nachfrage auszurichten. Transport und Aufbewahrung neuer Waren sollen demnach so gestaltet werden, dass die Produkte länger nutzbar bleiben. Vernichtung solle zum letzten Mittel werden. Zudem sollten Händler zu mehr Transparenz gezwungen werden, was die Vernichtung von unbenutzter Ware angehe.
Händler vernichten eigenen Angaben zufolge nur wenige Waren
Verbraucher in Deutschland bestellen immer mehr im Internet - jedes sechste Paket aber werde wieder zurückgeschickt, wie der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel vor Kurzem mitteilte. Greenpeace hat die Vernichtung von Waren bei Amazon jüngst erneut angeprangert. Vernichtet wird den Händlern zufolge aber trotzdem nur sehr wenig. Es sei eine absolute Ausnahme, dass Retouren vernichtet würden, hieß es bei Amazon im Herbst. Auch bei Zalando liegt der Anteil nach eigenen Angaben bei weniger als 0,05 Prozent der Fälle, Otto spricht von einem Anteil "im Promillebereich".
Insgesamt landeten in Deutschland im vergangenen Jahr einer Studie der Universität Bamberg zufolge fast 20 Millionen zurückgeschickter Artikel auf dem Müll. Das entspricht den Forschern zufolge rund vier Prozent der Retouren.
Die umweltpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Judith Skudelny, sagte dazu: "Die neue Initiative zeigt, dass Umweltministerin Schulze mehr von den Medien und dem Wunsch nach Anerkennung getrieben ist als von fachlicher Arbeit." Die Vernichtung sei immer mit einem Verlust des Händlers verbunden - weswegen dieser selbst versuche, den Wert der Waren zu erhalten.
Umsatzsteuerbefreiung geplant
Die umweltpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Bettina Hoffmann, entgegnete: "Um unsere Umwelt und natürliche Ressourcen zu schonen, darf es nicht sein, dass weiterhin gebrauchsfähige Produkte einfach vernichtet werden können." Wenn Händler gebrauchsfähige Produkte nicht mehr verkaufen könnten, müssten Spenden durch eine Umsatzsteuerbefreiung erleichtert werden. Denn bislang gilt: Wer zurückgesendete Ware spendet, zahlt Umsatzsteuer.
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Hab auch noch nie das 14 tägige Rückgaberecht für Onlinehandel gebraucht. Gibts nämlich...
aber das gibt es doch .. nennt sich Packstation .. da kann man auch an die kleinen DHL...
Für jederman ist eine solche Regelung schwachsinn, aber einen weltweit einzigartigen...
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