Mining-Farmen, Corona, Trump - der Mangel hat viele Ursachen
Denn dank Homeschooling, Homeoffice und Home Entertainment verkaufen sich PCs, Laptops, Monitore, Webcams, Spielekonsolen und Fernseher seit Beginn der Coronapandemie besser denn je. Zugleich fragen Betreiber von Datenzentren sowie Anbieter von Cloud-Dienstleistungen massiv neue Hardware nach. Um Grafikkarten konkurrieren derzeit nicht mehr nur Gamer, sondern auch Mining-Farmen, die Kryptowährungen wie Ethereum und Bitcoin schürfen.
Außerdem hat die Handelspolitik der ehemaligen US-Regierung die Nachfrage nach Halbleitern 2020 in die Höhe getrieben. Nachdem die Regierung des damaligen Präsidenten Donald Trump die größte Foundry der Volksrepublik China, SMIC, vergangenes Jahr von westlicher Technologie abgeschnitten hatte, stockten chinesische Kunden ihre Lager durch Hamsterkäufe bei TSMC und Samsung auf.
"Die Sanktionen der USA gegen chinesische Chiphersteller und ihre Kunden waren alles andere als förderlich, um die Angebotssituation zu entspannen", sagt Thibault Pucken von Inverto.
All diese Entwicklungen führten dazu, dass die weltweite Nachfrage nach Halbleitern bereits Ende 2020 um bis zu 30 Prozent größer war als das Angebot, wie Harlan Sur, Chef des Halbleiter-Research bei der US-amerikanischen Investmentbank J.P. Morgan, berechnet hat.
Wassermangel, Brände und Erdbeben
Seit Jahresbeginn dürfte sich diese Schieflage noch verschärft haben. Denn in Taiwan fielen in den vergangenen Monaten nur 40 Prozent der üblichen Regenmenge. Da schon 2020 erstmals seit 56 Jahren kein einziger Taifun der sonst sturmgeplagten Insel Niederschläge beschert hat, sind ihre Stauseen fast leer.
Unternehmen in den Großräumen Hsinchu und Taichung droht die Regierung deshalb, das Wasser abzudrehen, wenn sie ihren Verbrauch nicht wie gefordert um elf Prozent senken. Allein in diesen Regionen betreibt TSMC neun Fabs. Insgesamt benötigt der Konzern für seine Werke jeden Tag so viel Wasser, wie 60 olympische Schwimmbecken fassen.
Doch damit nicht genug: Mitte Februar 2021 brachte ein Erdbeben in Japan den Betrieb von Shin Etsu, dem größten Hersteller von Siliziumwafern und Hauptlieferant von TSMC und Samsung, zum Erliegen. Am 4. Februar 2021 wütete zudem im Werk des Leiterplattenherstellers Unimicron im taiwanischen Taoyuan ein Brand. Schon im Oktober 2020 war dort ein Mitarbeiter bei einem Feuer gestorben.
Ende März 2021 brannte es auch in Japan bei Renesas, dem drittgrößten Hersteller für Automobilhalbleiter. In den Werken von Infineon, Qualcomm, Samsung, NXP und Renesas im US-Bundesstaat Texas wiederum legte in diesem Winter ein ungewöhnlicher Kälteeinbruch die Produktion lahm. Die Werke bekamen nicht mehr genug Strom, weil die Bürger in dem Bundesstaat im Süden der USA ihre Häuser mit Klimaanlagen heizten.
Corona bringt globale Logistik aus dem Takt
Zugleich bringt die Coronapandemie seit einem Jahr die globalen Transportketten für Chips und Prozessoren aus dem Takt. Durch die Hygienevorschriften in vielen Häfen und weil dort pandemiebedingt Arbeiter fehlen, werden Schiffe nicht mehr pünktlich abgefertigt. Nur noch jeder dritte Frachter könne derzeit seinen Fahrplan einhalten, berichtet der Anbieter von Supply-Chain- und Logistiksoftware Setlog.
Auch die Schiffe von Deutschlands größter Container-Reederei Hapag-Lloyd hatten auf den Strecken von Europa nach Asien in den vergangenen Monaten im Schnitt sieben Tage Verspätung. Bei Passagen von dort über den Pazifik kamen sie sogar mehr als zehn Tage zu spät an.
Dadurch dauert es nicht nur länger, bis bereits gefertigte Halbleiter bei deren Bestellern ankommen. Mit den Schiffen sind auch die von ihnen geladenen Container länger im Umlauf.
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Da haben Unternehmen etwas Spielraum. Sicherlich waren eher die Mitarbeiter (nach Wahl...
Du hast die Kobolde vergessen...
Absolut, wirklich sehr gut recherchiert. Sowas liest man sehr gerne!
Naja, theoretisch würde dafür auch eine einzige CPU/Steuereinheit reichen. Man müsste...