Halbleiterfertigung: TSMC-Mitarbeiter sollen 2-nm-Technologie gestohlen haben

Die Entwicklung moderner Halbleiterfertigungsprozesse ist extrem aufwendig. Umso ärgerlicher für einen Halbleiterhersteller, wenn die Früchte der Arbeit in fremde Hände gelangen. Genau das könnte TSMC passiert sein, wie die Wirtschaftszeitung Nikkei Asia berichtet(öffnet im neuen Fenster) . Demnach haben mittlerweile entlassene Angestellte unberechtigt Daten zum 2-nm-Prozess N2 abgegriffen.
Dabei handelt es sich um TSMCs modernsten Fertigungsprozess, der noch nicht einmal in Serie gefertigt wird. Das Unternehmen hat Nikkei Asia die unberechtigten Zugriffe bestätigt. Sie seien bei Routineüberprüfungen aufgefallen, welche Daten abgerufen wurden, ist aber unklar. Der zuständige Oberstaatsanwalt (High Prosecutor) hat die Ermittlungen übernommen.
Denn der Datenabfluss fällt unter das nationale Sicherheitsgesetz. Es soll für 22 Schlüsseltechnologien die unerlaubte Weitergabe(öffnet im neuen Fenster) von Informationen ins Ausland verhindern. Nach Ansicht des nationalen Rats für Wissenschaft und Technologie sind die zentral für die nationale Sicherheit, hierzu zählen auch Halbleiterfertigungsprozesse ab der 14-nm-Generation. Der jeweils modernste Fertigungsprozess darf nur in Taiwan eingesetzt werden .
Wirtschaftsspionage für Japans Halbleiterbranche
In der Vergangenheit wurde eine Reihe von Abwerbeversuchen und Fällen von Industriespionage durch Unternehmen aus der Volksrepublik China in Taiwan bekannt. So weist etwa SMICs 7-nm-Prozesses - der aktuell modernste bekannte Fertigungsprozess in der Volksrepublik - nach Einschätzung der Analysten von Techinsights große Ähnlichkeiten zu TSMCs 7-nm-Prozess auf .
Doch in diesem Fall scheint alles anders sein: Die Wirtschaftszeitung Commercial Times aus Taiwan berichtet(öffnet im neuen Fenster) , dass die gestohlenen Informationen nach Japan gelangten. Ein ehemaliger TSMC-Ingenieur, der zum japanischen Halbleiterausrüster Tokyo Electron (TEL) wechselte, soll hinter dem Spionagefall stecken. Er soll von zwei Angestellten in der Fertigung sowie sechs Mitgliedern des Entwicklungsteams große Mengen vertraulicher Informationen zum 2-nm-Prozess erhalten haben.
Brisant daran ist die Beteiligung von TEL am japanischen Halbleiterfertiger Rapidus . Der will 2027 ebenfalls die Serienfertigung mit einem 2-nm-Prozess beginnen. Ob der Ingenieur im Auftrag von TEL oder aus eigener Initiative handelte, ist aktuell ebenso offen wie die Frage, ob TSMC rechtlich gegen TEL und Rapidus vorgehen wird.
Update, 06. August 2025, 10:45 Uhr:
Zunächst hatten wir vermutet, dass Informationen in die Volksrepublik China abgeflossen sein dürften. Allerdings berichten taiwanische Medien, dass die gestohlenen Informationen nach Japan gelangt seien.



