Halbleiterfertigung: Russland will eigene Chipproduktion aufbauen
Dieses Jahr soll eine eigene 90nm-Fertigung anlaufen, bis 2030 will man bei 28nm sein. Bis dahin will Russland von Importen unabhängig sein.

Es klingt wie zu Zeiten des Kalten Kriegs: Russland will eine eigene Chipfertigung aufbauen, zuerst sollen ausländische Produkte nachgebaut werden. Bis Ende 2022 soll dann eine eigene 90nm-Produktion in Betrieb gehen, bis 2030 sollen 28nm erreicht werden. Das berichtet Cnews unter Berufung auf die Tageszeitung Kommersant.
Die Unabhängigkeit von ausländischen Chips will sich die russische Regierung einiges kosten lassen. Bis 2030 sollen 3,2 Billionen Rubel investiert werden, nach heutigem Wechselkurs 36,5 Milliarden Euro. Allerdings, so schränkt der Artikel gleich ein, sei dies ein vorläufiger Wert, der Plan noch nicht final. Mit dem Geld soll nicht nur die Infrastruktur aufgebaut, sondern auch Personal ausgebildet, Designs entwickelt und eine Nachfrage geschaffen werden.
Die Nachfrage wird eine Herausforderung sein, denn die Herstellungsprozesse sind bereits heute stark veraltet. Bereits die aktuellen Chips aus heimischer Entwicklung, die Elbrus- und Baikal-Reihe, liegen bei der Performance um Jahre zurück. Und das, obwohl sie bei TSMC in einem 16nm-Prozess gefertigt werden. Der steht nicht mehr zur Verfügung, der Fertiger setzte Lieferungen nach Russland aus.
So soll das Geld genutzt werden
Dass vorerst nur eine 19 Jahre alte Fertigung (Intel fertigte 2003 mit 90nm) verfügbar sein wird, senkt die ohnehin geringe Leistung weiter. Um potenzielle Kunden trotzdem zum Kauf zu bewegen, sollen bis zu 50 Prozent der Kosten subventioniert werden, 460 Milliarden Rubel (5,2 Milliarden Euro) sollen dafür zur Verfügung stehen. Die russische Verwaltung soll so bis 2030 vollständig mit Elektronik aus russischer Entwicklung und Fertigung ausgestattet sein. Im privaten Bereich werden mindestens 30 Prozent angestrebt.
Um bis 2024 alle Importe zu substituieren - wenn auch nicht aus Russland, so zumindest aus China - soll mit 1,14 Billionen Rubel (13 Milliarden Euro) der Großteil des Geldes ausgegeben werden. Mit 420 Milliarden Rubel (4,8 Milliarden Euro) soll die heimische Produktion aufgebaut werden. In Forschung und Entwicklung sollen weitere 309 Milliarden Rubel (3,5 Milliarden Euro) fließen. So sollen bis 2030 2.000 Forschungsprojekte und 400 nicht näher spezifizierte Prototypen finanziert werden. Für die verbleibenden 900 Milliarden Rubel findet sich keine Angabe, allerdings sollen bis 2030 auch 230 weitere Entwicklungszentren für elektrotechnische Produkte aufgebaut werden.
Woher kommt die Ausrüstung?
Der Plan wirft viele Fragen auf, auch der Artikel von Cnews zitiert einen skeptischen, ungenannten Vertreter des russischen IT-Sektors. Dieser bezweifle, dass für die geplanten Entwicklungszentren ausreichend Personal ausgebildet werden könne. Jedes soll laut Plan mindestens 100 Angestellte haben - die jetzt ihr Studium beginnen müssten.
Ebenfalls zitiert wird Arseniy Brykin, Leiter eines Konsortiums für High-Tech-Produkte, der das Ziel einer eigenen 28nm-Fertigung bis 2030 für sehr ambitioniert hält. Denn eine der zentralen Fragen bleibt offen: Wo sollen die Maschinen für die Halbleiterfertigung herkommen? Sie in dieser Zeit, abgeschnitten vom Weltmarkt, vollständig selbst zu entwickeln erscheint utopisch. Wahrscheinlicher ist, dass sie, wie bereits zu Zeiten der Sowjetunion, unter Umgehung von Sanktionen beschafft werden - beispielsweise aus chinesischen Fabs.
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Soll und wird sind unterschiedliche Dinge. Welchen Vorteil hätte China von einer solchen...
Ein paar Stunden... wenn du Angus MacGyver bist und ein schweizer Taschenmesser dabei hast.
Nee danke, ich nehme noch mein altes aus 2006, das ist schneller xD So oder so ähnlich...
Praktisch alle neuen Flagships. Xiaomi 11/12 Ultra, Honor Magic 4 Ultimate um nur zwei zu...
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