Hacking und Desinformation: Israelische Firma soll weltweit Wahlen manipuliert haben

Eine israelische Firma hat nach Angaben von investigativ arbeitenden Reportern gegen Bezahlung weltweit Wahlen manipuliert. Nach internationalen Recherchen, an denen auch der Spiegel (Paywall)(öffnet im neuen Fenster) , die Zeit(öffnet im neuen Fenster) , das ZDF(öffnet im neuen Fenster) und der britische Guardian(öffnet im neuen Fenster) beteiligt waren, verfügt das sogenannte Team Jorge über Kunden aus Wirtschaft und Politik.
Um ihre Ziele zu erreichen, setzen die ehemaligen Militärs und Agenten laut der Recherche der Investigativredaktion Forbidden Stories gezielt Fake News und Hacking-Methoden ein. Die Berichte basieren auf sechs Stunden heimlich aufgenommener Gespräche, in denen der Firmenchef Tal Hanan und sein Team ihren Service vorstellen.
Das Team habe sich bisher in 33 nationale Wahlkämpfe und Abstimmungen eingemischt, unter anderem in Kenia und Nigeria, hieß es. 27 der Einsätze seien erfolgreich gewesen, hört man Tal Hanan in der Aufnahme sagen. Für die Manipulation auf sozialen Medien habe das Team eine eigene Plattform namens Aims (Advanced Impact Media Solutions) entwickelt, mit der man verifizierte Nutzerkonten schaffen könne. Nicht alle Behauptungen könnten aber unabhängig überprüft werden, hieß es.
Die Firma hat ihren Sitz den Reportern zufolge in der israelischen Stadt Modiin - diese liegt etwa auf halben Weg zwischen Tel Aviv und Jerusalem. Das Team kontrolliere eine "Armee" von mehr als 30.000 Bots, berichtete der Guardian. Dabei handele es sich um Profile auf sozialen Medien, hinter denen keine echten Menschen stünden. Diese seien sehr raffiniert gestaltet und gleichzeitig auf verschiedenen Plattformen wie Facebook, Twitter und Youtube vertreten.
Das Team sei nach eigenen Angaben auch in der Lage, Telegram und Gmail zu hacken. Offenbar nutzt das Unternehmen dazu die bekannten Schwächen des SS7-Netzwerkes . Die Software für das internationale Netzwerk der Mobilfunkbetreiber SS7 (Signalling System #7), über das die Provider Anrufe, SMS und Daten von einem Netz in das nächste vermitteln, ist nicht auf Privatsphäre ausgelegt . Firmen, die Teil des Netzes sind, können Standorte von Mobiltelefonen ermitteln und bei Gesprächen mithören.
Mithilfe von Schmutzkampagnen und gestohlenen Informationen werde so die öffentliche Meinung gezielt beeinflusst. Den Berichten zufolge zeigte Firmenchef Hanan den Journalisten, wie er sich in den Account eines Beraters des kenianischen Präsidentschaftskandidaten William Ruto einhackte. Die zur Demonstration an einen kenianischen Geschäftsmann geschickte Nachricht konnte das Rechercheteam später tatsächlich auf dem Account des Empfängers einsehen.
Für seine Dienstleistungen fordere Hanan zwischen 400.000 und 600.000 Dollar im Monat. Den Berichten zufolge wies der israelische Geschäftsmann jegliches Fehlverhalten zurück.



