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Elektrolyse statt Autotür

Gebaut wird das Microgrid vor Ort, was Ulrike Beyer gleich mehrfach betont. Gezielt wird mit lokalen Firmen zusammengearbeitet, was in der vom Werkzeugmaschinenbau geprägten Region rund um Chemnitz nicht so schwerfällt.

Überzeugungsarbeit gehört dennoch dazu, um Unternehmen zur Mitarbeit an einer Technologie zu bewegen, die nicht selten entweder als Zukunftsmusik, grünes Wunschdenken oder schlicht unrentabel gilt. Aus diesem Grund ist es auch kein Netzwerk, das hier gegründet wurde. Eine Wertschöpfungsgemeinschaft soll es sein, worauf auch ein nicht mehr ganz taufrisches Schild vor einer der Werkzeughallen hinweist.

Hinzu kommen Projekte für Schüler und Studenten. Die Weltmeisterschaft des Hydrogen Grand Prix(öffnet im neuen Fenster) , ein Wettrennen wasserstoffbetriebener Spielzeugrennwagen, fand 2025 in Chemnitz statt. In der Ergebnisliste tauchen neben den dominanten US-amerikanischen und australischen Schulen die Namen von Kleinstädten aus dem Erzgebirge und der Sächsischen Schweiz auf.

Kein Wunder also, dass die Frau hinter all diesen Aktionen bereits den inoffiziellen Titel Miss Wasserstoff(öffnet im neuen Fenster) tragen durfte, wie schmeichelhaft man das auch finden mag.

Alte Maschinen, neue Ideen

Dabei wurde am Fraunhofer IWU zunächst einmal nichts Neues erfunden. Vielmehr wurden die vorhandenen Erfahrungen bei der Umformung von Metallblechen, die bis dahin vor allem für die Automobilindustrie gefertigt wurden, für den Bau von Elektrolyseuren genutzt.

Die zugehörigen Maschinen kann man sich als knapp 5 m hohe Ungetüme vorstellen, die sich bestens eignen, um die benötigten Metallplatten zu fertigen. Brennstoffzellen, Kompressoren und geeignete Gasdruckflaschen kommen von außerhalb.

Im Vordergrund stand, dass das Microgrid funktioniert, möglichst einfach und wartungsarm, was es seit zwei Jahren nahe Kapstadt unter Beweis stellt. Das allerdings zu einem Preis, der selbst in einer Region mit unzuverlässiger Stromversorgung kaum zu rechtfertigen wäre. Mit 350.000 Euro wird der Bau aktuell veranschlagt.

Es geht auch günstiger

Jetzt geht es vor allem um die Kostenoptimierung. Das selbstgesteckte Ziel liegt bei 100.000 Euro und soll unter anderem durch ein einfacheres Verfahren zur Herstellung der Platten des Elektrolyseurs erreicht werden. Auch ein eigenes Labor zur Effizienzsteigerung bei der Wasserstoffumwandlung wurde gerade eingerichtet.

Wobei für das ambitionierte Preisschild sicherlich der ganze betriebswirtschaftliche Zauberkasten herhalten muss – von der Automatisierung einzelner Abläufe über Einsparungen bei Material und Leistung bis zu höheren Stückzahlen. Es dürfte der nächste Schritt sein, der viel Pragmatismus abverlangt.

Nach etwa 100 gefertigten Microgrids soll die Zielmarke erreicht sein. Mit dem aktuellen Tempo würde das noch Jahre dauern. Ein Monat wird für die Montage veranschlagt, von den Wartezeiten für Container oder Kompressoren ganz zu schweigen. Aber auch hier soll in Zukunft vieles optimiert werden, dank veränderter Produktionsprozesse, mehr Herstellung in Eigeninitiative und viel Automatisierung.


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