Schöner als alle anderen
Was VVC leisten kann, haben wir wie erwähnt kurz an einem Beispiel getestet. Das soll lediglich demonstrieren, wozu der neue Codec in der Lage ist und ermöglicht uns auch, die Versprechen der neuen Technik zu überprüfen. Immerhin soll bei gleicher Qualität die Bitrate im Schnitt um rund 50 Prozent im Vergleich zu HEVC sinken. Im Umkehrschluss heißt das aber eben auch, dass bei gleicher Bitrate die Qualität von VVC deutlich besser sein sollte.
Um dies zu überprüfen, haben wir eine Szene aus dem Film Tears of Steel mit verschiedenen Videocodecs in 4K-Auflösung codiert und dabei das gleiche Einzelbild verglichen. Die Codec-Einstellungen sind dabei so gewählt, dass die Frames im codierten Bitstream mit jeweils rund 60 KByte ungefähr gleich groß sind. Das entspricht einer ungefähren Übertragungsrate für den reinen Video-Bitstream von rund 12 Mbit/s. Ein mit dieser Qualität tatsächlich im Internet gestreamtes Video wäre aufgrund der genutzten Container und weiterer Techniken jedoch noch größer. Zum Vergleich: Netflix empfiehlt für 4K-Streaming einen Internetanschluss mit mindestens 25 MBit/s und überträgt im Schnitt etwa 15 MBit/s.
Obwohl die Bilder also alle in einer vergleichsweise sehr hohen Qualitätsstufe zur Verfügung stehen, sind die Unterschiede offensichtlich. Dabei wird vor allem die Evolution von AVC über HEVC zu VVC deutlich. Je jünger der Codec, umso weniger sichtbar und auffällig sind etwa die typischen Blockartefakte und Details sind wesentlich besser zu erkennen. Ebenso ist auffällig, dass VVC im direkten Vergleich zu der freien Konkurrenz von AV1 verbessert ist. Ob das jedoch als Argument gegen AV1 reicht, bleibt abzuwarten.
Langsamer Encoder
Immerhin können wir in unserem Kurztest zumindest auch die deutliche Reduktion der Bitrate bei ungefähr ähnlicher Qualität bestätigen. Allerdings ist der Encoder für VVC noch sehr langsam. Das liegt einerseits natürlich an der deutlich gestiegenen Komplexität, andererseits auch daran, dass der Referenzcode bisher kaum größere Optimierungen enthält und wir zum Beispiel nicht mal Multi-Threading benutzen können.
Ein direkter Vergleich mit Encodern, die seit Jahren stark optimiert werden und unsere Achtkern-CPU voll auslasten ist dementsprechend wenig aussagekräftig. Nur so viel: Für den einen Frame mit VVC und der gewählten Ziel-Bitrate benötigt unser System etwas mehr als 5 Minuten, der x265-Encoder für HEVC lediglich 0,5 Sekunden. Ohne die Ziel-Bitrate und mit der Standardkonfiguration benötigen wir mit dem VVC-Encoder aber immer noch rund 80 Sekunden für einen Frame. Auch der Encoder SVT-AV1, der von Intel und Netflix für den freien Videocodec AV1 erstellt wird, benötigt dafür nur wenige Sekunden.
Die schlechte Leistung ist angesichts der noch recht jungen Phase der Entwicklung von VVC erwartbar. Immerhin können optimierte Encoder erst entstehen, wenn die Fähigkeiten des Formats endgültig feststehen. Es ist also davon auszugehen, dass in näherer Zukunft derartige Softwareprojekte von interessierten Unternehmen initiiert werden. Ob hier jedoch ein ähnlich breites System entsteht wie etwa bei HEVC oder auch der Konkurrenz von AV1 hängt von vielen weiteren Faktoren ab.
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H.266 alias VVC: Schön, langsam, Zukunft ungewiss | Kein Codec für alle |
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Das man auch heute immer und immer wieder falsche Seitenverhältnisse sieht ist echt...
Da stimme ich zu. Das kann ich mir Solo auch super vorstellen. Aber mit Begleitung...
MPEG-2 Blurays haben immerhin 40MBit und sehen scheiße aus.