Gundam - Requiem for Vengeance: Großartig umgesetzter Anime-Klassiker

Bei Netflix debütiert heute (17. Oktober 2024) die neue Anime-Serie Gundam: Requiem for Vengeance, die - anders als meist üblich bei japanischen Animationsserien -nicht klassisch gezeichnet, sondern computeranimiert ist. Mit der Serie wird gut, was lange währte, denn schon 2019 wurde ein Gundam-Projekt für Netflix(öffnet im neuen Fenster) angekündigt. Damals war es aber noch einer von Legendary Entertainment produzierter Film, der von Brian K. Vaughan ( Y: The Last Man ) geschrieben und von Jordan Vogt-Roberts (Kong: Skull Island) inszeniert werden sollte. Aber das Projekt kam nicht zustande.
Das Gundam-Universum existiert bereits seit dem Jahr 1979. Damals debütierte die Zeichentrickserie Mobile Suit Gundam(öffnet im neuen Fenster) , in der sich von Menschen gesteuerte riesige Mechas Schlachten liefern. Dem folgten im Lauf der Jahrzehnte verschiedene Zeichentrickserien, Gundam: Requiem for Vengeance führt nun an den Anfang zurück.
Die Frühzeit
Die Serie spielt in der "Frühzeit" an der europäischen Front während des Einjährigen Krieges, der bereits in der ersten Serie Mobile Suit Gundam Thema war. Im elften Monat des Krieges übernimmt die Föderation eine Zeon-Basis in Osteuropa, doch nun tauchen die Kämpfer der Red Wolves auf, um sie zurückzuerobern. Fans streiten seit Jahren heftig darüber, wer eigentlich hier die Bösen sind, denn die Föderation ist korrupt und oppressiv, aber die Rebellion entwickelt sich später in Neonazi-Richtung.
Im Fokus stehen die Piloten der humanoiden Waffen, die als Mobile Suits bekannt sind. Es geht um das, worum es in Gundam schon immer ging: Kampf, Krieg und Konflikt, aber auch Loyalität, Liebe und Menschlichkeit.
Hauptheldin ist Iria Sorari, eine Pilotin des Fürstentums Zeon, die zur Division Red Wolves gehört. Sie kämpft an der Ostfront gegen die Erdföderation, die dieses Gebiet für sich reklamieren will.
Die neue Serie
Dies ist die zweite Gundam-Serie, die komplett am Computer entstanden ist, vorher war es - wie bei Animes üblich - klassischer Zeichentrick, dem der Computer höchstens etwas auf die Sprünge helfen durfte, wenn es um Hintergründe, Explosionen und dergleichen ging.
Wie ein großer Kino-Blockbuster
Als Bandai Namco Filmworks die Serie letztes Jahr ankündigte, war erst gar nicht klar, wo sie laufen würde. Erst später wurde bekannt, dass Netflix sie weltweit auswerten würde. Kimitoshi Yamane entwarf die mechanischen Designs, Gavin Hignight, der als Autor an mehreren Transformers-Animationsserien beteiligt war, schrieb das Drehbuch, Erasmus Brosdau führte Regie.
Letzterer stammt aus Frankfurt am Main und betreibt dort die Firma Black Amber Digital. Er ist Experte für visuelle Effekte und legte 2017 den Computeranimationsfilm The Lord Inquisitor: Seed of Ambition(öffnet im neuen Fenster) vor, der von Warhammer 40000 inspiriert wurde.
Wie ein langer Film
Gundam: Requiem for Vengeance besteht aus sechs Folgen mit Laufzeiten von 22 bis 25 Minuten. Da eine durchgehende Handlung erzählt ist, fühlt sich die Serie an, als würde man einen leicht überlangen Film sehen.
Die Serie bietet sich entsprechend perfekt für einen Binge-Abend an, und das umso mehr, wenn man auf die ganz große Action steht. Denn davon gibt es hier mehr als genug. Die Kämpfe der verschiedenen Gundams miteinander haben Blockbuster-Feeling, was auch daran liegt, dass sie in einem Realfilm mit CGI-Effekten nicht nennenswert anders ausgesehen hätten als hier.
Die Animation ist auf ganz hohem Niveau. Ansprechende Designs, dynamische Szenen, Action, die es in sich hat - Gundam: Requiem for Vengeance hat von all dem mehr als genug. Das Einzige, woran man sich ein wenig stören kann, sind die menschlichen Figuren.
Sie sind fotorealistisch gestaltet, aber es gibt eben doch das Uncanny Valley, dieses Feeling menschengleicher Gestalten, denen eben das fehlt, was wohl am ehesten als Seele beschrieben werden kann. Damit muss man sich arrangieren, es ist aber ohnehin so, dass eine Sendung wie Gundam: Requiem for Vengeance nicht unbedingt wegen der menschlichen Figuren, sondern vielmehr wegen des großen Konzepts und der Action angesehen wird.
Zumal es die Serie dann doch versteht, den Preis, den der Krieg bei den einfachen Soldaten fordert, greifbar zu machen. Gundam: Requiem for Vengeance ist ein starkes, neues Kapitel im immer größer werdenden Franchise. Wer jetzt tiefer ins Gundam-Franchise einsteigen will, wird bei Netflix nur bedingt fündig.
Aber Crunchyroll(öffnet im neuen Fenster) hat ein ziemlich umfassendes Portfolio an Gundam-Serien im Angebot. Und irgendwann klappt es vielleicht auch mit einem großen Realfilm - Voltron macht es vor.



