Isaac ist großartig, Elordi eine Entdeckung
Oscar Isaac spielt das ausgesprochen eindringlich, mit einer Energie, die mitreißt, aber auch so filigran, dass die Figur immer wieder hinter die Fassade blicken lässt. Dieser Baron Frankenstein ist in jeder Beziehung das wahre Monster, was er lange nicht wahrhaben möchte.
Eine echte Entdeckung ist auch Jacob Elordi, der mit Euphoria bekannt wurde, aber als Kreatur schauspielerisch eine neue Entwicklungsstufe erreicht. Er ist physisch imposant, entstellt (was durch mehr als 70 Prosthetics erreicht wurde, wegen derer Elordi bis zu zehn Stunden im Make-up-Stuhl verbrachte) und zugleich ein Wesen mit schöner Seele. Eine tragische Figur, die – anders als im Roman – zu ewigem Leben verdammt ist und die Gnade des Todes nie erfahren wird; anders als ihr Schöpfer.
Bekannte Gesichter
Del Toro hat seinen Film exzellent besetzt, nicht nur in den Hauptrollen. Der Kapitän des Schiffs, auf dem Frankenstein Zuflucht findet, ist Lars Mikkelsen, sein erster Offizier Nikolaj Lie Kaas. Frankensteins Vater wird von Charles Dance gespielt, dessen alter Game-of-Thrones-Kollege David Bradley spielt den Blinden, in dem die Kreatur erstmals im Leben einen Freund findet.
In winzigen Rollen dabei: Ralph Ineson (Galactus in Fantastic Four: First Steps) und Burn Gorman (Torchwood), mit dem del Toro schon bei Pacific Rim zusammengearbeitet hat.
Ein Frankenstein für die heutige Zeit
Del Toros Frankenstein wirkt auf eine gute Art und Weise altmodisch, weil der Regisseur so weit wie möglich auf Computereinsatz verzichtet hat. Er wollte echte Sets, er ließ das Schiff nachbauen, er wollte sehen, was er drehte, und die Schauspieler sollten spüren, wie es sich in diesem Setting lebt.
Das überträgt sich auch auf das Publikum, dem hier ein Film geboten wird, der mitunter aus der Zeit gefallen wirkt – und dann auch wieder nicht. So sieht es eine emanzipierte Frauenfigur, aber auch die Dualität des Seins als zentrales Thema: das Gute und das Schlechte, das in jedem existiert.
Vor allem ist del Toros Frankenstein das, was die Geschichte schon immer war: tragisch in jeder Beziehung und das bis zum Schluss, mit einer Art Happy End, das aber nicht für jeden gilt.



