Grünheide: Tesla will weiter unangekündigt Krankenbesuche machen

Teslas Werksleiter in Grünheide bei Berlin hat unangemeldete Hausbesuche bei krankgemeldeten Mitarbeitern gegenüber der Deutschen Presseagentur verteidigt.
Diese Praxis, die laut Thierig aufgrund eines überdurchschnittlich hohen Krankenstands in den Sommermonaten eingeführt wurde, stößt auf geteilte Meinungen. Vollständig verboten sind solche Maßnahmen nicht , wenn gewisse Regeln eingehalten werden.
Thierig sagte, dass der Krankenstand zeitweise 15 Prozent oder mehr erreicht habe. Er betonte, dass solche Hausbesuche in der Wirtschaft nicht unüblich seien und dass das Unternehmen damit an die Arbeitsmoral der Belegschaft appellieren wolle.
Hausbesuche haben andere Wirkung als Telefonanruf
Der Tesla-Manager betonte, dass es keinen Generalverdacht gegen Kranke gebe. Vielmehr sei das Ziel der Hausbesuche gewesen, den Dialog mit den Mitarbeitern zu suchen und ihre Situation zu verstehen. Er gab an, dass ein persönlicher Besuch eine andere Wirkung habe als ein Telefonanruf.
Die Entscheidung für die unangekündigten Besuche fiel nach Angaben des Werksleiters, nachdem Tesla etwa 200 Mitarbeiter identifiziert hatte, die sich in der Lohnfortzahlung befanden, aber im laufenden Jahr noch gar nicht gearbeitet hatten. Aus dieser Gruppe wurden nach Angaben Thierigs etwa zwei Dutzend Fälle für Hausbesuche ausgewählt.
Reaktionen und Kritik
Die Gewerkschaft IG Metall reagierte kritisch auf diese Maßnahme. Bezirksleiter Dirk Schulze bezeichnete die Hausbesuche als "abwegige Aktion" und wies auf eine sehr hohe Arbeitsbelastung in der Autofabrik hin. Er argumentierte, dass der hohe Krankenstand ein Resultat dieser Belastung sei und nicht durch Druck auf die Kranken gelöst werden könne.
Thierig wies diese Kritik zurück und betonte, dass Tesla viel für den Gesundheitsschutz und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen tue. Er verwies auf Einrichtungen wie ein Fitnessstudio im Werk, die Anwesenheit von Betriebsärzten und Physiotherapeuten sowie ergonomische Verbesserungen der Arbeitsplätze.
Belegschaft angeblich auf Teslas Seite
Der Werksleiter gab an, dass die Belegschaft auf einer Betriebsversammlung über die Hausbesuche informiert wurde und das Vorgehen auf große Zustimmung gestoßen sei. Zuvor habe es bereits Rückmeldungen von Beschäftigten gegeben, die aufgrund der hohen Abwesenheit ihrer Kollegen frustriert gewesen seien.
In seiner Analyse des Krankenstands stellte Thierig fest, dass freitags und in Spätschichten etwa fünf Prozent mehr Mitarbeiter krankgemeldet seien als an anderen Wochentagen. Er interpretierte dies nicht als Indikator für schlechte Arbeitsbedingungen, sondern suggerierte, dass das deutsche Sozialsystem möglicherweise ausgenutzt werde.
Interessanterweise erwähnte Thierig, dass der Krankenstand bei den mehr als 1.500 Leiharbeitnehmern, die unter den gleichen Bedingungen arbeiten, nur bei zwei Prozent liege.
Und hat es was gebracht?
Thierig berichtete, dass der Krankenstand nach den Hausbesuchen zurückgegangen sei und man einen Verbesserungseffekt festgestellt habe. Er schloss weitere Hausbesuche in der Zukunft nicht aus, was darauf hindeutet, dass Tesla diese Praxis als wirksames Mittel zur Reduzierung des Krankenstands betrachtet.



