Grüne Infrastruktur in Hamburg: 60 Kilometer neue Leitungen für Wasserstoff

Um seine Kohlendioxid-Emissionen zu senken, will Hamburg ein Wasserstoff-Netz bauen. Schon jetzt wird es größer als ursprünglich geplant.

Ein Bericht von Monika Rößiger veröffentlicht am
Der Wasserstoffnetz-Bau in Hamburg soll dort starten, wo besonders viel Energie gebraucht wird: im Hafen.
Der Wasserstoffnetz-Bau in Hamburg soll dort starten, wo besonders viel Energie gebraucht wird: im Hafen. (Bild: Patrik Stollarz / AFP via Getty Images)

In Hamburg entsteht in den nächsten Jahren ein großes Netz für klimafreundlichen Wasserstoff. Bis 2030 soll es mindestens 60 Kilometer lang werden. Die neuen Rohre werden parallel zu den heutigen Erdgasleitungen verlegt. Später sollen die anderen Erdgasleitungen nach und nach auf Wasserstoff umgestellt werden. Die ortsansässige Industrie zeigt derart großes Interesse an dem grünen Energieträger, dass die anfangs geplanten 45 Kilometer schon drei Monate nach Verkündung des Netzbaus um 15 Kilometer aufgestockt wurden.

Inhalt:
  1. Grüne Infrastruktur in Hamburg: 60 Kilometer neue Leitungen für Wasserstoff
  2. 100 Tonnen Wasserstoff pro Stunde
  3. Alte Rohre müssen erstmal gereinigt werden

Für den Klimaschutz wird das Hamburger Wasserstoff-Industrie-Netz (HH-WIN) nach Angaben des städtischen Unternehmens Gasnetz Hamburg und der Umweltbehörde erhebliche CO2-Einsparungen bringen. In der ersten Ausbaustufe versorgt das Netz Industriebetriebe mit grünem Wasserstoff, die heute rund ein Drittel des gesamten Erdgases in der Hansestadt verbrauchen. Das sind laut Gasnetz Hamburg 6,4 Terawattstunden pro Jahr.

Wird diese Energiemenge durch Wasserstoff ersetzt, den ein Elektrolyseur beispielsweise mit Hilfe von Wind- oder Solarstrom erzeugt, sinkt der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid um 1,2 Millionen Tonnen jährlich, hat Gasnetz Hamburg ausgerechnet. Derzeit liegt der CO2-Ausstoß in Hamburg bei 16 Millionen Tonnen pro Jahr.

Mit insgesamt 7.900 Kilometern Länge gehört das hanseatische Gasnetz zu einem der größten Verteilnetze in Europa. Es versorgt nicht nur Haushalts- und Gewerbekunden, sondern eben auch die vielen Industriebetriebe im Hafengebiet. Was dort an Prozesswärme gebraucht wird, lässt sich auch in Zukunft nicht durch Strom ersetzen. Nach Berechnungen von Gasnetz Hamburg und der Umweltbehörde sind 20 Terawattstunden (TWh) pro Jahr nicht elektrifizierbar und müssten mit Hilfe von grünem Gas fossilfrei generiert werden.

"Hamburg hat sich ambitionierte Klimaziele gesetzt", sagte Umweltsenator Jens Kerstan bei der Vorstellung der Netzpläne. Damit die zweitgrößte Stadt Deutschlands ihre CO2-Emissionen wie vorgesehen bis 2030 um 55 Prozent senken kann, "müssen wir bei den großen Verbrauchern mit der Dekarbonisierung beginnen - und ihnen auch rechtzeitig ein geeignetes Leitungsnetz bieten. Nur mit grünem Wasserstoff lässt sich der hohe Energiebedarf der Industrie klimafreundlich decken."

Die Infrastruktur muss zuerst da sein

Die Existenz eines entsprechenden Netzes ist Voraussetzung für den Bau großer Elektrolyseure, damit der dort erzeugte Wasserstoff direkt zu den Betrieben der Region transportiert werden kann. Am Standort des seit Januar 2021 vom Netz genommenen Kohlekraftwerks Moorburg ist eine skalierbare Elektrolyseanlage von mindestens 100 Megawatt geplant.

Um die anfangs hohen Investitionen stemmen zu können, die derzeit in ihrer gesamten Dimension noch gar nicht zu beziffern sind, hofft das städtische Unternehmen, gemeinsam mit seinen Partnern aus dem eigens dafür gegründeten Wasserstoff-Verbund Hamburg auf Fördermittel im Rahmen des IPCEI-Programms (Important Projects of Common European Interest). Die beantragte Summe liegt bei 146 Millionen Euro. Derzeit läuft die Vorprüfung im Bundeswirtschaftsministerium.

So ein Projekt ist aber nichts für Ungeduldige.

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100 Tonnen Wasserstoff pro Stunde 
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