E-Autos ändern nichts am Verkehr
Mit Blick auf die vergangene Legislaturperiode der von rechts-außen als "sozialistisch" geschmähten Koalition aus SPD, Grünen und Linken, zeigt sich, dass auch den Grünen sowohl die Phantasie als auch der Gestaltungswille für konkrete große Veränderungen in der Stadt fehlt.
So werden zentrale Forderungen des nur durch außerparlamentarischen Druck eingeführten Mobilitätsgesetzes - wie der Bau von 100 Kilometern Radschnellwegen - wenn überhaupt nur extrem lethargisch angegangen. Dabei zeigen etwa die während der Coronapandemie rechtssicher umgesetzten sogenannten Pop-up-Radwege, dass dieses Ziel zumindest übergangsweise deutlich schneller hätte erreicht werden können. Wenn denn der politische Wille dazu da wäre, den Autos auf Straßen mit teilweise vier Fahrspuren pro Richtung auch nur eine einzige für Fahrräder wegzunehmen.
Auch den Zielen des Volksentscheids Berlin autofrei erteilt Jarasch eine klare Absage. Dessen Initiatoren fordern eine massive Reduzierung des Autoverkehrs in Berlin, wonach im Prinzip nur noch Güter- und Personenverkehr, aber kaum noch private Autos in der Innenstadt verkehren dürften. Die Alternative dazu von den Grünen sind immerhin autofreie Kieze.
Nur vage Ziele für eine Leben ohne Auto
Doch die Forderungen der Berliner Grünen dazu sind weder neu noch haben sie bisher die Phase einer Machbarkeitsstudie auch nur für einen einzigen Kiez verlassen. Im internationalen Vergleich ist das nicht gerade ambitioniert. So hat etwa Brüssel seine Innenstadt innerhalb weniger Jahre zu einer autofreien Zone umgebaut.
Ähnliches plant auch Paris für das historische Standzentrum. Dort soll ein Stadtteil quasi autofrei werden - was andere Städte in Frankreich bereits erfolgreich umgesetzt haben. Zuvor hatte die Pariser Stadtverwaltung mehrere große Straßen im Stadtzentrum sowie das Seine-Ufer für Autos sperren lassen und zu Fahrrad- und Fußwegen umgewidmet, als Teil eines großangelegten radikalen Wandels.
Ähnlich konkrete Ziele als Alternative zum Auto und motorisiertem Individualverkehr lassen die Grünen und auch Jarasch bisher noch vermissen, möglicherweise aus Angst vor zu viel Gegenwehr der politischen Gegner. Die bisher größte Fußgängerzone Berlins ist seit mehr als 30 Jahren die mittelalterliche und entsprechend beengte Altstadt von Spandau. Darüber hinaus gehende Pläne gibt es so gut wie nicht. Auch nicht für die gepriesenen autofreie Kieze.
Dabei wäre es sehr einfach, wie in Paris auch in Berlin die vom übergeordneten Straßennetz eingeschlossenen Wohnkieze autofrei zu gestalten, mit einigen Ausnahmen für Güter- und Personenverkehr oder Anwohner. Der Durchgangsverkehr wird unterbunden. Diese Regelungen sind klar, seit Langem erprobt und funktionieren seit Jahren selbst für Fußgängerzonen.
Da sich die Grünen aber vor derart konkreten Zielen und Maßnahmen scheuen und auch in Interviews weiter E-Autos als Ersatz zum aktuellen Verbrennerverkehr ins Spiel bringen, werden selbst diese geringen Ziele im demokratischen Prozess künftig in Kompromissen wohl weiter verwässert. Eine Abkehr vom Auto und das Ziel einer lebenswerten Großstadt ohne Lärm und ständiger Todesangst zu Fuß oder auf dem Fahrrad erreichen wir so auf keinen Fall.
IMHO ist der Kommentar von Golem.de. IMHO = In My Humble Opinion (Meiner bescheidenen Meinung nach).
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Grüne Berlin: Verbrenner-Verbot ist auch nur ängstliches Minimalziel |
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Tja. Häufig selbstverschuldet. Daher kein Mitleid. Todesursachen Nr. 1 ist...
Bleibt trotzdem festzustellen, dass er in dem Punkt himmelweit daneben lag und man ihn...
Der Part in den Klammern sagt mir schon mla sehr deutlich, wo Sie zu verorten sind. Und...
ZUmidnest die Lebensgefährlichkeit auf dem Rad wird deutlich herabgesetzt, wenn Autos...