Großbritannien: E-Mail-Adressen von 250 afghanischen Übersetzern öffentlich

Nach dem überstürzten Abzug aus Afghanistan hat das britische Verteidigungsministerium einem BBC-Bericht(öffnet im neuen Fenster) zufolge mit einer Datenpanne das Leben von mehr als 250 afghanischen Übersetzern in Gefahr gebracht. Die E-Mail-Adressen der Mitarbeiter seien in einer E-Mail der Behörde für alle Empfänger sichtbar gewesen, berichtete der Sender am Dienstag, den 21. September. Statt einer Blindkopie (BCC) hatte das Verteidigungsministerium einfach eine E-Mail an 250 E-Mail-Adressen im Empfänger-Feld gesendet.
In einigen Fällen sei die E-Mail-Adresse mit einem Foto verknüpft gewesen. Das Ministerium leitete eine Untersuchung ein und bot den Betroffenen Hilfe an, von denen sich noch viele in Afghanistan aufhalten und vor den militant-islamischen Taliban verstecken. Mit der E-Mail wollte sich das Verteidigungsministerium der BBC zufolge nach der Situation der Dolmetscher erkundigen und ihnen versichern, dass alles dafür getan werde, ihre Ausreise nach Großbritannien voranzutreiben.
Einige Übersetzer hätten zudem versehentlich an alle der mehr als 250 Adressen mit einer Schilderung ihrer eigenen Lage geantwortet, so die BBC unter Berufung auf Betroffene. Eine halbe Stunde später habe das Ministerium in einer neuen E-Mail die Adressaten über die Panne informiert.
Britische Regierung lobt ihr Engagement, lässt jedoch viele Betroffene zurück
Der ehemalige Verteidigungsstaatssekretär Johnny Mercer kritisierte, die Regierung habe sich zu sehr für ihre Evakuierungsmission aus Kabul öffentlich gelobt. "Das Schulterklopfen über Operation Pitting verbirgt die kriminell fahrlässige Leistung des Verteidigungsministeriums und des Innenministeriums bei der Erfüllung unserer Pflicht gegenüber diesen Leuten," twitterte(öffnet im neuen Fenster) der konservative Abgeordnete, der mehrfach in Afghanistan im Einsatz war. Die überwiegende Mehrheit der Helfer sei zurückgelassen worden.
Es ist bereits der zweite massive Datenskandal im Verteidigungsministerium in diesem Jahr. Im Juni hatte ein Mitarbeiter sensible Unterlagen an einer Bushaltestelle vergessen.



