GPT-5-Produktstrategie: Gut für die Masse, schlecht für die Profis

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"Überfällig, überhypt und enttäuschend" - so fasst Branchenexperte Gary Marcus zusammen(öffnet im neuen Fenster) , was nach dem Start von GPT-5 vor allem in Entwicklerforen diskutiert wird. Die häufig geäußerte Meinung: Die vormals exponentielle Fortschrittskurve gehe nun in eine S-Kurve über, trotz massivem Mehreinsatz an Rechenleistung seien die Mehrgewinne kleiner geworden(öffnet im neuen Fenster) .
Die Enttäuschung ist nicht nur auf die im Vorfeld(öffnet im neuen Fenster) geweckten(öffnet im neuen Fenster) überhöhten Erwartungen zurückzuführen, sondern auch auf einen Kurswechsel von OpenAI. GPT-5 markiert zwar - bei allen Verbesserungen wie schnelleren und nuancierteren Antworten sowie stärkeren Programmierfähigkeiten - keinen radikalen technischen Umbruch, wohl aber einen strategischen.
Von der Forschungsplattform zum massentauglichen Produkt
Das zeigte sich schon zur Markteinführung, als OpenAI GPT-5 direkt zum neuen Standardmodell für alle ChatGPT-Nutzer(öffnet im neuen Fenster) machte (was später teilweise zurückgenommen wurde ). Damit zielte OpenAI wohl auf maximale Verbreitung ab, doch der plötzliche Ersatz beliebter Vorgängermodelle rief bei der Nutzerschaft gemischte Gefühle hervor. Während viele die Verbesserungen begrüßten, fühlten sich andere überrumpelt.
Frühere GPT-Modelle wie GPT-3 oder GPT-4 wurden vor allem in Tech-Kreisen und Entwickler-Communitys erprobt, ChatGPT selbst startete 2022 als sogenannte Forschungsvorschau. GPT-5 soll nun Expert-Level-KI in jedermanns Hände legen und ChatGPT endgültig zum Massenphänomen machen.
Tatsächlich ist GPT-5 allen Nutzern zugänglich, sogar Gratis-User erhalten(öffnet im neuen Fenster) - mit gewissen Nutzungsbeschränkungen - Zugriff auf das volle Modell. Schon jetzt zählt ChatGPT schätzungsweise rund 700 Millionen wöchentliche Nutzer. ChatGPT.com stieg binnen kürzester Zeit zur Top-5-Website der Welt auf - und das praktisch ohne direkte Monetarisierung dieser Massen von Gratisnutzern. GPT-5 ebnet nun den Weg(öffnet im neuen Fenster) , dieses Potenzial auszuschöpfen.
Um den Mainstream zu erobern, setzt OpenAI auf Benutzerfreundlichkeit und Integration. Bei der Produktpräsentation wurde betont, dass GPT-5 vor allem ein praxisorientiertes Werkzeug sein soll: Es soll alltägliche Aufgaben wie Schreiben, Programmieren oder Gesundheitsauskünfte zuverlässig erledigen. Dazu gehört auch, die Benutzung zu vereinfachen. Sam Altman selbst räumte ein(öffnet im neuen Fenster) , die Vielfalt an Modellen zuvor (GPT-4, GPT-4o, GPT-3.5 und so weiter) sei für viele ein "sehr verwirrendes Durcheinander" gewesen.
Experten verprellen, dafür die Masse gewinnen
Diese Plattformisierung hat zwei Aspekte: Zum einen wird ChatGPT nutzerfreundlicher, da Laien sich nicht mehr um eine Modellauswahl kümmern müssen. Zum anderen stärkt OpenAI damit die Kontrolle über das eigene Ökosystem. Indem möglichst alle User ChatGPT mit GPT-5 nutzen, gewinnt OpenAI wertvolle Nutzungsdaten und bindet die Community enger an die eigene Plattform. Das ist ein bewusster Schritt, um die Vormachtstellung abzusichern.
OpenAI spricht nun zwei sehr unterschiedliche Zielgruppen gleichzeitig an: die breite Masse der Endverbraucher und die anspruchsvollen Entwickler. Die Einführung von GPT-5 versucht diese Entwicklung, mit einem klaren Trend hin zur Massenakzeptanz, zu beschleunigen. Das Unternehmen riskiert damit zwar das Naserümpfen mancher Experten, gewinnt aber im besten Fall millionenfach neue Nutzer.



