GPS und Internet: Russland visiert Unterseekabel und GPS-Navigation an

In seiner Funktion als stellvertretender Leiter des Sicherheitsrates der Russischen Föderation hat Dimitri Medwedev erklärt, dass es für Russland keine Bedenken mehr gebe, Unterseekabel zu zerstören. Wie Business Insider am 27. August 2024 berichtete(öffnet im neuen Fenster) , nannte er als Grund die jüngsten Berichte, nach denen die Ukraine an der Zerstörung der Nordstream-Pipeline beteiligt gewesen sein soll.
Weiter hieß es, dass auch das US-amerikanische Center for Strategic and International Studies (CSIS) im Juni 2024 eine Warnung wegen der starken Anfälligkeit von Unterseekabeln ausgesprochen habe.
Auch David Cattler, Geheimdienstchef der Nato, warnte im Mai 2024 davor, dass Russland als Vergeltung für die Unterstützung der Ukraine durch westliche Länder möglicherweise die Zerstörung von Unterseekabeln plane.
Eine ernsthafte Beschädigung der Kabel hätte einen Ausfall von großen Teilen des Internets zur Folge und würde einen immensen volkswirtschaftlichen Schaden anrichten.
Kein Back-up-Plan vorhanden
Neben Unterseekabeln ist auch die GPS-Navigation anfällig für Störungen. Seit August 2023 meldeten mehrere Fluggesellschaften GPS-Probleme beim Überfliegen der Ostsee , die mutmaßlich auf Störungen durch Russland zurückzuführen sind.
Business Insider zitierte Melanie Garson, Sicherheitsexpertin am University College in London, mit den Worten: "Da wir uns in allen Bereichen, von der Landwirtschaft bis zur Lebensmittellieferung, immer stärker auf Konnektivität und Weltraumdaten verlassen, wird es immer effektiver, die nationale und wirtschaftliche Sicherheit durch Störungen von Unterseekabeln und GPS zu stören."
Robert Dover, Professor für internationale Sicherheit an der Hull University in Großbritannien, fasste zusammen, dass Unterseekabel schon seit Langem als mögliche militärische Ziele angesehen werden und auch zu Zeiten des Kalten Krieges sowohl von den USA als auch der UdSSR überwacht worden seien.
Neben einer stärkeren Überwachung sei aber das größere Problem, dass Regierungen keine Pläne für Alternativen hätten, um im Falle eines großflächigen Ausfalls den Schaden zu begrenzen.
Internationale Zusammenarbeit nötig
Während Flugzeuge mit mehreren Navigationssystemen ausgestattet und Besatzungen geschult sind, im Falle einer GPS-Störung auf alternative Systeme umzuschalten, existieren für den Ausfall von Unterseekabeln so gut wie keine Notfallpläne.
Mit dem Heist Project läuft zwar bereits ein Programm, dessen Ziel es ist, im Falle von Angriffen auf Glasfaserseekabel Verbindungen auf Satellitennetzwerke umzurouten, Letztere erreichen aber nicht annähernd die hohen Datenraten und niedrigen Latenzen von Glasfaserkabeln.
Das CSIS forderte die USA auf, die internationale Zusammenarbeit zu stärken, um die Koordinierung einer Reaktion beim Angriff auf Seekabel zu verbessern.
Derzeit seien die rechtlichen und internationalen Rahmen durch unterschiedliche Rechtssysteme und Zuständigkeiten komplex und fragmentiert. Werde ein Kabel in internationalen Gewässern sabotiert, gebe es derzeit kein System, dass die Täter zur Rechenschaft ziehe.



