API-Nachbau: Nichtangriffspakte und Open Source als Lösung
Die offensichtliche Lösung, APIs künftig weiter legal nachzubauen, ist, eine lizenzierte Version einer API zu nehmen und darauf ein eigenes Produkt aufzubauen, was auch unabhängig von der Entscheidung über die Fair-Use-Regeln möglich sein wird. Interessanterweise hat auch Google mit dem in Android genutzten Java selbst bewiesen, wie dies geht.
So hat das Unternehmen bereits vor Jahren den aus Apache Harmony stammenden Code gegen das unter der GPL stehende OpenJDK ausgewechselt, wobei es sich um die offizielle Java-Implementierung handelt, an der Oracle die Rechte hält. Im konkreten Fall ist das Problem also längst gelöst.
Für viele bestehende Projekte wird es solch eine einfache Lösung aber wohl nicht geben können. Hinzu kommt das Problem, dass zwar auch proprietäre APIs theoretisch durch Dritte lizenziert werden könnten. Es ist aber völlig unklar, ob sich künftig tatsächlich Unternehmen finden werden, die ihre Schnittstellen freiwillig der direkten Konkurrenz zur Verfügung stellen werden.
Dass dies auch anders gehen kann, zeigen bereits verschiedene IT-Projekte und Konsortien. So sind für Techniken wie den Webstandards des W3C oder den Internetstandards der IETF die APIs immer legal verfügbar. Auch weil deren Urheberrechtsrichtlinien dies eben von Anfang an so vorgesehen haben.
Für viele etwa von Industriekonsortien erstellte Standards gibt es derartige Lizenzen aber nicht kostenfrei. Andere verbieten selbst bei einer bezahlten Lizenznahme eine Open-Source-Implementierung. Das war bisher immer noch durch einen API-Nachbau möglich, was künftig aber deutlich schwerer werden könnte.
Große Kollaboration notwendig
Weitere Kollaborationsprojekte der Industrie in Bezug auf Patente zeigen ebenfalls, wie eine offene Zusammenarbeit auch von Konkurrenten funktionieren kann. Besonders wichtig ist hier vor allem das Open Invention Network (OIN) für Linux-Systeme oder die Alliance for Open Media (Aomedia), die für AV1 zuständig ist.
Bestenfalls lässt sich der Weg zu einer lizenzierten Nutzung einer API künftig also durch einen großangelegten Wandel der IT-Industrie erreichen. So könnten Konsortien ihre APIs sammeln und explizit allen anderen zur Verfügung stellen, wie dies bei den Patenten des OIN geschieht. Darüber hinausgehend wären auch Nichtangriffspakte für neue APIs denkbar.
Letzteres setzt aber wohl einen ebenso großen Wandel voraus wie die Öffnung von Techniken für Standards oder gar das direkte Offenlegen als Open-Source-Software. Die vergangenen Jahrzehnte haben gezeigt, dass das ein zäher und mühsamer Prozess ist.
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