Googles KI-Probleme mit SEO, Leistungsschutzrecht und sinnvoller Nutzung

Zudem liefern sich Google mit der Anpassung seines Suchalgorithmus und Webseitenbetreiber samt SEO-Beratern seit Jahren ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die besten Plätze in den Antworten auf Suchanfragen. Wenn nun aber der durch KI generierte Text einer Antwort eben diese klassischen Positionen auch optisch vollständig von der Seite verdrängt, weil die KI-Antwort entsprechend lang ist, ist fraglich, warum noch in die Suchmaschinenoptimierung investiert werden sollte.

Der SEO-Spam in den Antworten könnte weiter zunehmen und die Zahl der von Nutzern eigentlich als vertrauensvoll eingestuften Inhalte weiter abnehmen. Denn für einige große Anbieter oder Verlage könnte es sich nicht mehr lohnen, überhaupt noch in SEO zu investieren, wenn die eigenen Inhalte in der Google-Suche verdrängt werden. Das könnte insbesondere für Ratgebertexte oder Ähnliches gelten, die Google ja dank der KI künftig selbst schreibt.

Fragen zum Leistungsschutzrecht sind ungeklärt

Auch zu Fragen des in Europa gültigen Leistungsschutzrechts für Presseverleger hält sich Google mit Blick auf die KI-Suche konsequent bedeckt. Denn erst vor wenigen Wochen zeigte sich, dass Googles Bard Ergebnisse und Textstellen aus einem Testbericht einfach wörtlich kopiert hatte – ein Vorgehen, das den generativen Sprachmodellen inhärent ist.

Sollte das in der marktbeherrschenden Suche ebenfalls passieren, könnten schnell wieder die großen europäischen Verlegerverbände wie auch die europäische Politik Nutzungsentgelte ähnlich dem Leistungsschutzrecht einfordern. Wohl auch deshalb steht Bard nicht in der EU bereit. Wird der Druck auf Verleger in den USA oder anderen Teilen der Welt aber zu groß, könnten auch dort ähnliche Initiativen gegen Google folgen – allein wegen der KI-Suche.

KI als Zukunft ohne Bedenken

Google zufolge soll künstliche Intelligenz in Zukunft mehr oder weniger in allen Bereichen des Geschäfts eingesetzt werden. Das führt durchaus zu hilfreich erscheinenden Funktionen wie der neuen KI-Bildbearbeitungs-Suite Magic Editor. Während der Präsentation auf der I/O war aber auch zu sehen, dass KI-Integration um jeden Preis Quatsch ist.

Die neuen immersiven Routen in Google Maps etwa sind sicher schön anzusehen – die Frage, warum wir aber nicht wie bisher etwa das Verkehrsaufkommen direkt farblich auf der Karte dargestellt einsehen sollten, sondern stattdessen als hübsche Animation mit kleinen Autos, darf gestellt werden. Auch ist fraglich, wie viel Zeit man spart, wenn man sich von einer KI eine E-Mail-Antwort vorformulieren lässt, die dann gegebenenfalls noch umgearbeitet werden muss.

KI-Integration um jeden Preis ist aber auch insofern nicht sinnvoll, als die KI-Funktionen enorme Ressourcen fressen, damit verhältnismäßig viel kosten und einen sehr schlechten CO2-Fußabdruck haben. Google scheint also die Fragen nach Sinnhaftigkeit der KI-Anwendungen sowie deren ethischen und geschäftlichen Probleme nicht ausreichend durchdacht zu haben – oder spekuliert zumindest trotz allem darauf, damit durchzukommen.

Am Ende muss sich Google die Frage gefallen lassen, welchen Plan es beim Thema KI verfolgt – und ob es überhaupt einen gibt. Aktuell wirkt es so, als versuche das Unternehmen, Microsoft in der Öffentlichkeitswahrnehmung nacheifern zu wollen, wobei bisher geltende Grundsätze nicht mehr zwingend bindend zu sein scheinen. Gleichzeitig macht es den Anschein, als veröffentliche Google momentan möglichst viele KI-Projekte, in der Hoffnung, dass sich das eine oder andere als lohnenswert herausstellt.

Ob das ein zukunftsträchtiger Ansatz ist oder ob diese Haltung nicht das Geschäft von Google nachhaltig schädigt, wird sich zeigen. Mit der Google I/O 2023 hat Google in jedem Fall seinen vorsichtigeren, vernünftigeren Ansatz zur KI aufgegeben. Ab jetzt heißt es: all in. Alles ist erlaubt, um Microsoft im KI-Rennen zu schlagen.

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 Google hat ethische Grundsätze für KI weitgehend aufgegeben
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