Google Chromecast im Test: Kleiner Stick mit Potenzial

Zusammen mit der neuen Version des Tablets Nexus 7 hat Google am 24. Juli 2013 den Chromecast vorgestellt . Mit dem HDMI-Stick können mit dem Smartphone, Tablet oder PC Youtube-Videos, Serien bei Netflix oder Musik auf den heimischen Fernseher gestreamt werden. In den USA ist das Gerät bereits für 35 US-Dollar erhältlich, deutsche Nutzer können den Stick noch nicht hier kaufen.

Der Chromecast wird an den HDMI-Eingang eines Fernsehers angeschlossen, Strom bezieht das Gerät über einen mitgelieferten Netzadapter oder den USB-Anschluss eines Fernsehers. Die erste Inbetriebnahme geschieht mit Hilfe eines Assistenten, der den Nutzer durch die Installation begleitet.
Dieser Assistent wird über eine separate Internetseite auf einem PC erreicht. Hier lädt der Nutzer zunächst das Google-Cast-Plugin für den Chrome-Browser herunter, über den die Installation läuft. Über dieses Plugin kann der Nutzer später Inhalte vom PC auf den Fernseher übertragen. Nachdem der WLAN-Netzwerkschlüssel und ein Name für den Stick eingegeben wurden, wird der Chromecast automatisch eingerichtet. WLAN unterstützt der Chromecast nur auf der Frequenz 2,4 GHz. Nach knapp fünf Minuten ist das Gerät einsatzbereit.
Auf dem Fernseher ist nun neben dem Chromecast-Logo der Schriftzug "Ready to Cast" zu sehen, außerdem wird zur Kontrolle das verbundene Netzwerk angezeigt. Das Hintergrundbild ändert sich eigenständig alle paar Minuten. Über ein Android- oder iOS-Gerät sowie einen PC können jetzt Inhalte auf dem Fernseher wiedergegeben werden.








Mit unserem Samsung Galaxy S3 und einem iPad Mini können wir so über den neuen Cast-Button der Youtube-App Videos an den Fernseher weitergeben. Nach einem Klick auf die Schaltfläche wird der Chromecast ausgewählt, dessen Name in einer Liste erscheint. So können Sticks an unterschiedlichen Fernsehgeräten angewählt werden.
Gleichzeitig Videos gucken und Smartphone benutzen
Nach kurzer Ladezeit erscheint das Video auf dem Fernseher, auf dem Smartphone läuft es parallel nicht weiter. Das Video wird auch bei ausgeschaltetem Smartphone weiter abgespielt, der Nutzer kann zudem gleichzeitig sein Smartphone für andere Dinge verwenden. Dies ist möglich, da die gestreamten Inhalte vom Chromecast direkt aus dem Internet abgerufen werden. Bricht die Verbindung des Smartphones zum Internet nach Start des Streamings ab, läuft die Übertragung demnach weiter.








Über ein Symbol in der Statusleiste des Smartphones oder Tablets ist die Chromecast-Steuerung leicht wieder zu erreichen. Während wir Videos oder Musik an den Fernseher übertragen, können wir keine Verlangsamung des Smartphones feststellen.
Weitere Videos können in eine Abspielliste eingefügt werden. Über ein zweites Smartphone oder Tablet, das bei Youtube mit dem gleichen Benutzernamen eingeloggt ist, kann das wiedergegebene Video ebenfalls gesteuert werden. Spult der Nutzer vor oder zurück oder ändert die Lautstärke, wird dies auf allen anderen momentan mit dem Chromecast verbundenen Geräten sichtbar. Dies funktioniert auch systemübergreifend bei Android- und iOS-Geräten. Gemeinsame Abspiellisten können ebenfalls mit mehreren Geräten erstellt werden.
Auch über Google Play Music können wir mit dem Chromecast leicht Musik auf dem Fernseher abspielen, ebenso Filme aus unserer Play-Movies-App. Auch hier muss einfach der Cast-Button gedrückt und das Chromecast ausgewählt werden, um eine Verbindung herzustellen.
Lokal auf dem Android-Gerät oder Smartphone gespeicherte Musik oder Videos können nicht an den Chromecast weitergegeben werden. Der Chromecast kann nur Daten aus dem Internet abrufen und abspielen. Das Smartphone oder Tablet ist hier eher eine Fernbedienung als ein Medienserver: Spielt der Nutzer ein Youtube-Video oder Musikstück aus seiner Google-Musiksammlung ab, wird dem Chromecast die Internetadresse übermittelt, von der es die Daten abruft. Das unterscheidet den Chromecast von anderen Streaming-Lösungen wie der von Apple oder Samsung.
Abspielen lokaler Medien teilweise möglich
Google hat noch am Veröffentlichungstag des Chromecast ein Entwickler-SDK(öffnet im neuen Fenster) veröffentlicht, mit dem Programmierer den Cast-Button in ihre eigene App einbauen können. Basierend darauf hat Cyanogenmod-Programmierer Koushik Dutta bereits eine App programmiert(öffnet im neuen Fenster) , die auf dem Smartphone oder Tablet gespeicherte Daten an den Chromecast spiegeln kann. Eine App für direktes Streaming aus einem Dropbox-Konto(öffnet im neuen Fenster) hat Dutta ebenfalls bereits programmiert. Die Nutzungsbedingungen des SDK verhindern bisher noch eine Veröffentlichung.








Vom PC aus können über Googles Chrome-Browser ganze Tabs von einem PC an den Chromecast weitergegeben werden. Auf diese Weise können Nutzer Internetvideos abseits von Youtube auf dem Fernseher abspielen oder Fotogalerien anschauen. Diese Funktion ist momentan noch in der Betaphase, die Übertragung läuft nicht so flüssig wie über das Smartphone oder Tablet, Filme und deren Ton ruckeln merklich. Zudem gibt es zwischen PC und Fernseher eine Verzögerung von etwa einer Sekunde, die beim Filmeschauen allerdings nicht stört. Setzt der Nutzer die Übertragungsqualität im Menü der Browsererweiterung auf 480p, verringert sich das Ruckeln etwas.
Mit einem kleinen Trick können Nutzer von einem PC aus auch lokale Medien über den Chrome-Browser streamen. Gibt der Nutzer bei einem Windows-PC beispielsweise die Adresse "c:\\" in die Eingabezeile des Browsers ein, kann er durch die Verzeichnisstruktur des Computers navigieren. So können gespeicherte Filme und Musik in Chrome geöffnet und anschließend auf den Fernseher gestreamt werden. Auch per Drag-and-Drop können Mediendateien einfach in den Chrome-Browser gezogen und anschließend gespiegelt werden. Das funktioniert in unserem Test mit Musik, Filmen und Fotos gut, Filme im AVI-Format können wir allerdings nicht abspielen.
Über eine experimentelle Funktion kann zusätzlich zu einem Chrome-Tab auch der komplette PC-Bildschirm über den Chromecast gespiegelt werden. Dann ist es möglich, alle Programme des PCs auf dem Fernseher anzuzeigen. Auch hier gibt es allerdings trotzdem eine Verzögerung, zudem ist die Funktion noch nicht besonders stabil und es wird kein Ton übertragen. Auf diese Weise könnten theoretisch auch PC-Spiele über den Fernseher gespielt werden, aufgrund des Lags und der ruckeligen Übertragung ist dies momentan jedoch noch nicht praktikabel.
Probleme in Hotels
Nutzer, die den Chromecast gerne unterwegs in Hotels benutzen möchten, könnten womöglich Probleme mit der Installation(öffnet im neuen Fenster) bekommen. Hotel-WLANs sind häufig ohne WEP-/WPA-Verschlüsselung, erfordern dafür aber eine Passworteingabe. Der Chromecast fragt bei der Installation jedoch nur das Verschlüsselungspasswort ab und keine anderen Zugangsberechtigungen. Hotelpasswörter kann der Nutzer nicht eingeben und den Chromecast demnach nicht verwenden.








Fazit
Mit dem Chromecast hat Google für 35 US-Dollar ein interessantes Gerät für die Heimunterhaltung vorgestellt. Dank der Softwareeinbindung ist es einfach, Videos von Youtube oder Musik und Filme von Google auf den Fernseher zu übertragen. Momentan stehen zumindest in Deutschland aber nur wenige Dienste für dieses einfache Streaming zur Verfügung, was auch daran liegen könnte, dass der Chromecast noch nicht offiziell in Deutschland erhältlich ist. Google hat mit dem Chromecast ein Entwickler-SDK veröffentlicht, das es Programmierern ermöglicht, ihre App Chromecast-tauglich zu machen.
Lobenswert ist die Kompatibilität zwischen Android und iOS: Nutzer können gleichzeitig mit Geräten beider Systeme auf den gestreamten Inhalt zugreifen. Windows Phone 8 und Blackberry stehen hier jedoch noch außen vor.
Die Übertragung von Bildschirminhalten eines PCs finden wir fast noch interessanter als die Streaming-Möglichkeiten mit mobilen Geräten. Dank der Verzahnung des Chromecast mit Googles Chrome-Browser können unabhängig vom Betriebssystem Tabs und sogar der ganze Desktop an den heimischen Fernseher übertragen werden. Diese Funktion ist momentan zwar noch experimentell, läuft nicht sonderlich stabil und zeigt merkbare Latenzen, deutet aber an, was mit dem Gerät möglich ist.
Die Einrichtung des Chromecast ist einfach, gleichzeitig aber auch limitiert. In einem mit separatem Passwortschutz ausgestatteten WLAN funktioniert der Chromecast nicht, da er keine Verbindung herstellen kann. Für den Hotelaufenthalt eignet sich das Gerät demnach nicht.
Der Chromecast hat neben den bereits jetzt möglichen Funktionen eindeutig Potenzial für mehr. Das zeigen auch die bereits im Internet kursierenden Zusatzprogramme, die jedoch bis dato noch nicht veröffentlicht werden durften. Für 35 US-Dollar lohnt sich der Chromecast allemal.



