Golem on Edge: Homeoffice im Horrorland
Ein Haus im Funkloch ist noch lange kein Grund, da nicht auch zu arbeiten - oder doch? Die Geschichte eines Selbstversuchs.

"EDGE-Land ist Horrorland!" schrieb mir vor einigen Jahren mal ein Freund auf die Frage, wie denn der Besuch bei seinen Eltern gewesen sei. Ich wusste sofort, was er meint, und versuche mich nun seit einigen Wochen immer mal wieder am Homeoffice im Horrorland. Ich hatte zugegeben auch schon bessere Ideen im Leben, denn allein unsere morgendliche Telefonkonferenz wird hier zu einer kleinen Wanderung.
Damit mir während der Coronakrise in Berlin nicht die Decke auf den Kopf fällt, verbringe ich die Zeit, so weit es geht, in meiner Datsche in Sachsen. Der Kauf der Datsche war lange vor Corona getätigt worden und eigentlich war überhaupt nicht geplant, dass ich hier auch arbeite. Ehrlich gesagt, konnte ich mir das schlicht nicht vorstellen. Denn außer Äckern gibt es in der Umgebung nicht viel und die Netzinfrastruktur ist seit vermutlich 20 Jahren nicht mehr verbessert worden.
Die Datsche sollte eigentlich dafür da sein, um von dem Leben in der IT-Welt mal Abstand gewinnen zu können. Hier habe ich zwar einen Garten und ausreichend Abstand zu allen anderen - im Erdgeschoss meines Hauses aber nicht einmal Empfang mit dem Handy. Im Notfall könnte ich nur mit Glück noch einen Notruf absetzen. Das ist dann genau genommen doch mehr Abstand, als mir eigentlich lieb ist.
Erste Hürde Telefonkonferenz
Abstand hab ich hier draußen auch genügend zu den Arbeitskollegen. Doch das mit der Telefonkonferenz gestaltet sich derweil minimal schwieriger als etwa am Büroarbeitsplatz in der Großstadt, wo ich nur schnell mein Telefon vom Tisch nehmen muss. Damit das hier trotzdem klappt, heißt es: raus an die frische Luft oder Treppen steigen. Da bei anfangs noch frostigen Aprilnächten hier in der Gegend schon mal Feuertöpfe in die Weinberge gestellt werden, bin ich lieber in meinem angewärmten Häuschen geblieben. Inzwischen kann ich aber auch endlich draußen sitzen.
Na gut. Ich wusste beim Hauskauf, worauf ich mich einlasse. Zur Vorbereitung der Telefonkonferenzen laufe ich also geduldig mit dem Smartphone durch Haus und Garten und suche nach Empfangswerten, die besser sind als -100dBm - dabei finde ich sogar noch einen hübschen Fensterplatz dafür. Mit viel Glück und etwas Bewegung ins Obergeschoss klappen sogar Anrufe per GSM.
Für unsere morgendliche Telefonkonferenz lehne ich also mit dem Handy in der Hand auf dem Fensterbrett, schaue in meinen Garten und hoffe, dass die Verbindung nicht abbricht und ich die Kollegen auch wirklich gut verstehe. Aber unter normalen Umständen stehen die sonst auch entweder mit dem Mikro direkt im Wind oder fahren mit der U-Bahn durch den Berliner Untergrund. Das passiert nun seit einigen Wochen wesentlich weniger. Die Konferenz ist für mich also durchaus ein Upgrade.
Wenn wir bei Golem.de den ganzen Tag nur telefonieren würden, wäre die Arbeit in der Sonne am Fenster eigentlich ganz entspannt. Ich will den Kollegen aber natürlich auch sinnlose GIFs schicken können, selbst welche bekommen und sollte auch ernsthaft Arbeit im Homeoffice machen. Aber hier draußen im Nirgendwo klappt nicht einmal das Senden von Textnachrichten per Messenger - selbst wenn das Wetter mitspielt und das ersehnte "E" für Edgeland auf dem Smartphone erscheint.
Um hier wirklich länger zu arbeiten, brauche ich ein Upgrade für Hardware und Infrastruktur. Das ist aber einfacher gesagt als getan. Immerhin hatte ich jetzt genug Zeit dafür und auch den notwendigen Druck, das Projekt wirklich anzugehen. Wie ich es geschafft habe, in der Küche meiner Datsche sogar Videokonferenzen mit 20 Kollegen durchzuführen, erzähle ich im nächsten Teil der Kolumne.
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