Glasfaser: Telekom baut ihr Netz parallel zu Stadtwerken aus
Dort wo Stadtwerke bereits ein Glasfasernetzwerk errichtet haben, ziehen Telekom und Kabel Deutschland nach und errichten parallele Strukturen. Die Stadtwerke Bamberg klagen auch über zweifelhafte Vertriebspraktiken - und wollen sich nun wehren.

Die Deutsche Telekom beklagt die hohen Kosten für den Glasfaserausbau, baut aber ihr Netzwerk parallel zu den Stadtwerken aus. Das erklärte der Sprecher der STWB Stadtwerke Bamberg Jan Giersberg Golem.de auf Anfrage. Erst nach dem Start des Glasfaserausbaus für Privatkunden habe die Telekom angekündigt, in Bamberg ebenfalls ein Glasfasernetz zu bauen. "Aktuell erreichen die Stadtwerke Bamberg über ihre Tochter Stadtnetz bereits jeden zweiten Haushalt mit der Glasfaser, allein in 2015 werden 7.000 neue Haushalte an unser Netz angeschlossen."
Allerdings werde das Netz der Telekom leistungsschwacher sein als das Netz der Stadtwerke Bamberg: Wo die Stadtwerke die Glasfasern bis in den Keller des Hauses legten (FTTH) und dann immerhin 200-MBit/s-Anschlüsse ermöglichten, verlege die Telekom die Glasfaser lediglich bis zum Kabelverzweiger am Straßenrand (FTTC) und nutze auf der letzten Meile bis zum Kunden die vorhandene Kupferleitung. Giersberg sagte: "Infolge der technologischen Entwicklungen werden bereits in wenigen Jahren die Anforderungen an die Breitbandnetze derart hoch sein, dass sie nur mit Glasfasernetzen zu befriedigen sind, die bis mindestens in die Gebäude reichen."
Stadtwerker beklagt zweifelhafte Vertriebsaktivitäten
Neben dem "überraschenden Netzausbau vor Ort" würden die großen Wettbewerber bundesweit auch durch sehr aggressive und zweifelhafte Vertriebsaktivitäten auffallen - insbesondere dort, wo sich lokale Telekommunikationsanbieter erfolgreich in die Zange zwischen Telekom und Kabel Deutschland begeben hätten. "Auch die Stadtwerke lassen derzeit prüfen, ob unlautere Methoden verwendet werden, die die Bürgerinnen und Bürger verunsichern und den Stadtwerken Bamberg schaden", kündigte der Sprecher an.
Doppelstrukturen beim Ausbau von Infrastrukturen - wie sie durch die Telekom geschaffen werden - brächten aber keinen volkswirtschaftlichen Nutzen. Die Geschwindigkeit des Netzausbaus verringere sich, was das Ziel eines flächendeckenden und volkswirtschaftlich optimalen Breitbandausbaus gefährde.
Telekom-Sprecher Philipp Blank sagte Golem.de, dass es beim Netzausbau zu Überschneidungen kommen könne, dies zeichne aber den Wettbewerb aus. "Die Telekom steht für fairen Wettbewerb - und das erwarten wir auch von anderen Marktteilnehmern."
Nachtrag vom 11. Februar 2015, 16:44 Uhr
Laut Angaben der Telekom gehörte Bamberg zu den Städten, die der Konzern mit FTTH ausbauen wollte. Telekom-Sprecher Philipp Blank sagte Golem.de: "Wir sind dafür auf die Stadt und die Stadtwerke zugegangen - leider gab es keine positive Reaktion. Die Stadtwerke haben dann alleine den FTTH-Ausbau etwas vorangetrieben, aber vor allem auch auf FTTC gesetzt."
Dennoch gehöre Bamberg zu den Städten, in denen die Telekom den Ausbau auf Vectoring betreibe. "Dass wir das auch in den Gebieten tun, in denen Konkurrenten Infrastruktur haben, gehört zum Wettbewerb. Es gibt kein Infrastrukturmonopol: weder für die Telekom noch für Kabelnetzbetreiber oder Stadtwerke. Der Unterschied hier ist nur, dass wir den Stadtwerken im Vorfeld eine Kooperation angeboten hatten. Die Kritik der Stadtwerke ist deshalb besonders absurd."
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Klar. Du hast wie immer recht. Schönes Leben noch.
Sehr lustig. Wir sind hier nur nicht beim Film. Ich hätte mich über eine einfacher...
Sarkasmus?
Das ist sicher ärgerlich, allerdings nach der Ankündigung der Telekom zum VDSL-Ausbau...