Geschäft nur von und mit der Community

Damit der eben skizzierte und vermutliche Plan Microsofts tatsächlich aufgeht, ist ein Punkt essenziell: die langfristige Kunden- und Nutzerbindung. Bisher hatte Github keinerlei Probleme, von Jahr zu Jahr zu wachsen, immer mehr Nutzer und Kunden zu gewinnen und sich dabei auch als so positiv darzustellen, dass sehr viele Open-Source-Projekte dem zentralisierten und proprietären Dienst sehr viel Vertrauen schenkten. Dieses Vertrauen hat sich Github aber intensiv erarbeitet, etwa durch die direkte Interaktion mit der Community und Projektbetreuern - auch wenn das in der Vergangenheit mitunter schon mal zu öffentlichem Streit geführt hat.

Zumindest wenn man den unzähligen Kommentaren auf Webseiten wie Hackernews oder auch Reddit Glauben schenkt, ist dieses Vertrauen in Github quasi über Nacht verschwunden, da immer noch viele ein Misstrauen gegen den Käufer Microsoft hegen. Noch am Wochenende wurde eine Petition gegen den Kauf gestartet und der Importdienst des Konkurrenten Gitlab, der auf freier Software basiert, verzeichnete einen deutlichen Anstieg, der offenbar mit der Ankündigung der Übernahme in Verbindung steht.

All jene, die sich nun öffentlichkeitswirksam beschweren oder ihre Projekte auf Gitlab umziehen, hätten vielleicht auch schon vorher besser statt Github diesen oder andere Dienste genutzt. Allein gestanden hätten sie damit keinesfalls. So haben sich vor allem altgediente Linux-Communitys lange aus Überzeugung geweigert, Github zu nutzen. Allein die freie Verfügbarkeit von Gitlab bewegte schließlich aber Gnome, Debian und zuletzt die Freedesktop-Community mit dem Linux-Grafikstack zu einer Migration auf den Dienst.

Doch all diese Fälle sind in der Open-Source-Welt mittlerweile eine Minderheit. Es ist zurzeit völlig unvorstellbar, dass etwa branchenübergreifende Projekte wie Node.js und NPM, React, Angular, Docker, Kubernetes, Tensorflow oder auch Programmiersprachen wie Ruby, Go und Rust von der Entwicklung auf Github abwandern. Diese und unzählige andere Projekte leben schlicht von der Masse an Entwicklern auf und deren Gewöhnung an Github.

Intensive Bemühungen um Github gewinnbringend

Und eben von diesem Zustand hängt auch der Erfolg des beschriebenen möglichen Geschäftsmodells von Microsoft für Github ab. Sollten sich diese Projekte und Communitys auf Github nicht mehr repräsentiert, wertgeschätzt oder unterstützt fühlen, wandern sie zu Alternativen ab. Schon aus reinem Geschäftsinteresse muss Microsoft das verhindern und Github weiter als Wohlfühloase der Software-Entwicklung aufrechterhalten.

Und das bedeutet wohl auch, dass sich Microsoft nicht nur intensiv um den Dienst Github kümmern muss, sondern auch um alle damit verbundenen Open-Source-Bemühungen des Unternehmens. So engagiert sich Github mit eigenen Upstream-Entwicklern schon aus Eigeninteresse etwa bei Ruby und Rails, Kubernetes, Git, Linux oder in noch kleineren Nischen wie GraphQL. Und das eingangs erwähnte Electron-Framework dürfte die wohl bisher einflussreichste Eigenentwicklung von Github außerhalb des Dienstes selbst sein, die frei verfügbar ist.

All das kann und wird Microsoft als neuer Eigner von Github nicht einfach über Bord werfen, sondern vielmehr noch erweitern müssen. Geld und Intention sind dafür dank Microsoft nun auch reichlich vorhanden. So bleibt Github wohl noch die kommenden Jahre der Quasi-Monopolist, der er seit Jahren schon ist. Und für jene, die dieses Spiel nicht mitmachen wollen, gibt es genügend Alternativen - für Microsoft aber nicht.

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 Code und Cloud als Kampfansage
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Clown 11. Jun 2018

Das ist ja genau das Schöne an der Powershell: Es ist im Grunde genommen eine...

ibsi 08. Jun 2018

Ich denke das hat er gemeint. Bugzilla nutzt kaum noch wer, redmine ist auch nicht das...

Spaghetticode 07. Jun 2018

Ich denke nicht, dass GitHub umbenannt wird. Immerhin ist GitHub eine sehr bekannte...

TheUnichi 06. Jun 2018

GitHub sieht auch deinen Closed-Source Quellcode. Unabhängig von Microsoft. Es ist auch...



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