Code und Cloud als Kampfansage
Zwar hat sich Microsoft bisher noch nicht detailliert dazu geäußert, was das Unternehmen mit Github vorhat. Es gibt allerdings einige wichtige Indizien, die anzeigen, wohin der Weg führen könnte. Das von Microsoft-Chef Satya Nadella dafür vorgegebene Motto, Entwickler zu Größerem zu ermächtigen, ist dabei sehr bezeichnend. Denn es mag zwar extrem treffend sein, beschreibt wohl aber nicht das, was eine kleine Minderheit von teils sehr lautstarken Nutzern eventuell darunter versteht.
Festzuhalten ist zunächst, dass Microsoft Github unabhängig weiterführen will. Doch Microsoft wird Github in seinen Bilanzen als Teil des Cloud-Geschäfts ausweisen und sowohl der alte Chef Chris Wanstrath, der als Berater erhalten bleibt, als auch der neue Chef Nat Friedman werden Scott Guthrie direkt unterstellt. Guthrie verantwortet das Cloud- und KI-Geschäft von Microsoft. Ob und wie stark die Unabhängigkeit Githubs von Microsofts Cloud-Geschäft letztlich tatsächlich wird, ist schwer abzusehen, Microsoft will mit der Übernahme aber explizit seinen Umsatz steigern und das geht eben nur durch entsprechende Unternehmensangebote.
Entscheider, die Ahnung haben
Die drei eben genannten Personalien können als weiteres Indiz dafür herangezogen werden, wie diese Angebote ausgestaltet werden könnten. Wanstrath kennt als Github-Mitbegründer und ehemaliger Chef das Geschäft, die Community und Kunden sowie deren Mentalität wohl besonders gut. Wie Nat Friedman bei seiner Vorstellung als neuer Github-Chef schreibt, begann er bereits vor über 20 Jahren damit, an Linux zu arbeiten und blieb auch gut 15 Jahre lang dabei. Friedman ist einer der Mitbegründer von Xamarin, das die freie .Net-Implementierung Mono verantwortet und eine Reihe von Entwicklerwerkzeugen dafür erstellt hat. In der Nachfolge der Offenlegung von .Net ist Xamarin schließlich von Microsoft übernommen worden.
Scott Guthrie, der Github letztlich in der Gesamtbetrachtung bei Microsoft zu verantworten hat, ist ein Urgestein der Entwicklungsabteilung von Microsoft. Er gilt als Mitbegründer des .Net-Frameworks und hier vor allem des Webablegers ASP.Net. Sein Team bei Microsoft erstellt Azure, den Windows Server, Microsofts SQL Server sowie viele weitere Angebote und Werkzeuge, deren Nutzer und Hauptzielgruppe vor allem Entwickler und Administratoren sind. Guthrie ist in dieser Position mitverantwortlich für die Hinwendung zu Docker und Containertechnik, die Portierung des SQL-Servers auf Linux, die Umsetzung von Linux-Werkzeugen im Windows Server, die Offenlegung der Powershell und Azure-Werkzeuge und auch ganz allgemein die bereits beschriebene Hinwendung zu quelloffener Software und deren Communitys wie etwa zu der Cloud Native Computing Foundation. Github bleibt also in der Verantwortung jener Menschen, die das Open-Source- und Entwicklergeschäft extrem gut kennen.
Big Business für Microsoft
Wie erwähnt erhofft sich Microsoft eine leichte Umsatzsteigerung durch den Kauf von Github, das zuletzt eigenen Angaben zufolge rund 200 Millionen US-Dollar im Jahr erwirtschaftet hat. Davon werden wohl deutlich mehr als die Hälfte in die mehr als 800 Github-Angestellten investiert. Zwar sind diese Zahlen allein im Vergleich zu Microsofts vergangenem Quartalsergebnis mit 26,82 Milliarden US-Dollar Umsatz und 7,4 Milliarden US-Dollar Gewinn so verschwindend gering, dass Microsoft die Github-Übernahme und den Weiterbetrieb quasi aus der sprichwörtlichen Portokasse bezahlen könnte. Doch Microsoft hat es wohl auch auf die Kunden und das Geschäft von Github abgesehen.
Denn der von Guthrie verantwortete Bereich bei Microsoft - der ja auf Entwickler zielt - bekommt durch eine weite Integration der Microsoft-Dienste in Github mehr oder weniger direkt Zugriff auf fast 30 Millionen potenzielle Kunden. Diese Integration könnte etwa über den erst kürzlich eingeführten Marketplace geschehen, so dass automatische Tests bis hin zu Deployment von Code auf Github in der Azure-Cloud nur einen Knopfdruck entfernt sind. Die Integration der Github-Dienste in Microsoft-Werkzeuge wie Visual Studio Code könnte diese Verzahnung noch weiter vertiefen.
Darüber hinaus nutzen laut Github schon jetzt gut die Hälfte der Fortune-50- und Fortune-100-Konzerne die Enterprise-Angebote von Github. Und eben diese Konzerne mit Milliardenumsätzen sind wiederum auch die prestige- und gewinnträchtigen Kunden, die Microsoft für seine Cloud-Angebote gewinnen will. Ein Angebot für diese Art Kunde könnte deutlich über das einfache Hosting in Azure samt Support hinausgehen. Denn mit weiteren Angeboten wie etwa Teams und Office-Funktionen sowie integrierten Analyse- und KI-Funktionen für Daten der Kunden könnte Microsoft recht schnell und leicht aus bereits bestehenden Produkten ein ziemlich einzigartiges Rundum-sorglos-Paket für die Entwicklerabteilungen schnüren - die das Microsoft-Produktuniversum dann nie verlassen müssten.
Diese breite Integration von Github etwa in Team-Lösungen wie eben Office 365 samt dem Team-Chat und der Organisationsverwaltung Planner könnte dem Anbieter Atlassian Schwierigkeiten bereiten, der mit Bitbucket, Jira, Trello und Hipchat beziehungsweise Stride ein ähnlich umfangreiches Angebot an Entwickler und Organisationen richtet - nur eben ohne direkt angeschlossenes Hosting. Sollte Microsoft diesen Weg tatsächlich mit Github beschreiten, könnte Atlassian hier deutlich Marktanteile verlieren, da der Netzwerkeffekt von Github einfach wesentlich bedeutender ist.
Vor allem für jene Community-Mitglieder, die die Github-Übernahme wegen dieses Wirtschaftskurses massiv kritisieren, könnte genau diese vermutlich angestrebte Richtung zum Vorteil werden.
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