Elektroautos: VW will angeblich Milliarden in Batteriefabrik investieren
Die Erfolge anderer Elektroautohersteller und die Dieselaffäre haben VW aufgeschreckt. Für die Zukunft der Elektromobilität will der Autokonzern aber nicht von anderen Batterieherstellern abhängig werden.

Der Autokonzern Volkswagen plant angeblich den Bau einer eigenen Batteriefabrik für mehrere Milliarden Euro. Wie das Handelsblatt berichtet, will VW auf diese Weise ehrgeizige Pläne zum Bau von Elektroautos umsetzen, ohne gleichzeitig von asiatischen Batterieherstellern wie Panasonic, LG oder Samsung abhängig zu werden. Unklar sei allerdings, in welchem Land die Batterien gebaut werden könnten.
VW dementierte nach Angaben der Süddeutschen Zeitung, dass es schon einen fixen Plan für eine Fabrik gebe. Das seien "Spekulationen", sagte ein Sprecher des Unternehmens dem Blatt zufolge und fügte hinzu: "Grundsätzlich gilt: Wir haben die Elektromobilität in die Mitte des Konzerns geholt und umfangreiche Kompetenzen aufgebaut." Volkswagen habe sich das Ziel gesetzt, bis 2018 Marktführer in der E-Mobilität zu werden.
Standortauswahl noch nicht gefallen
Schon in zehn Jahren sollen VW, Audi, Porsche, Seat und Škoda nach dem Willen von Konzernchef Matthias Müller eine Million Elektroautos pro Jahr bauen, berichtete das Handelsblatt. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei die Batterieproduktion ein: Nur wenn die Zellen genügend Energie speichern können, sich schnell aufladen lassen und nicht zu teuer sind, eignen sie sich für einen Massenmarkt. Der US-amerikanische Elektroautohersteller Tesla hatte schon vor zwei Jahren angekündigt, in einer eigenen "Gigafactory" Lithium-Ionen-Akkuzellen zu bauen und damit die Kosten um bis zu 30 Prozent zu reduzieren. Die Fabrik soll 2020 mehr Akkus bauen als 2013 weltweit insgesamt hergestellt wurden.
Dem Handelsblatt zufolge setzen sich die Betriebsräte von VW dafür ein, die Batteriefabrik an den Produktionsstandorten in Salzgitter oder Kassel zu bauen. Denn mit der Elektrifizierung fielen langfristig Komponenten wie Getriebe und Verbrennungsmotoren weg, deren Herstellung bislang Tausende von Jobs sichere. Entscheidend für die Standortauswahl seien aber die Kosten für Energie und Logistik. Ob letztlich eine Fabrik in Deutschland, Osteuropa oder Asien errichtet werde, sei noch offen.
VW verfügt aber nicht über das Know-how, selbst die Batterieproduktion aufzubauen. Sollte es eine Entscheidung für den Bau einer Fabrik geben, dann würde der Vorstand nach Interessenten suchen, schreibt das Handelsblatt. Wolle man nicht den Asiaten das Feld überlassen, dann wären Bosch oder Continental eine Alternative. Bosch experimentiert derzeit mit einer neuen Lithium-Batterie, die die Reichweite von Elektroautos verdoppeln und die Kosten gleichzeitig senken könnte.
Nachtrag vom 27. Mai 2016, 13:15 Uhr
Solche Pläne finden auch die Unterstützung von Politik, Verbänden und Gewerkschaften. "Von der Forschung bis zur Automobilherstellung haben wir alles hier. Was fehlt, ist die Zellproduktion", sagte Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft, dem Tagesspiegel. Die Batteriezelle sei entscheidend für die Attraktivität des Endprodukts Elektroauto. "Ich persönlich rechne damit, dass es schon sehr bald unternehmerische Entscheidungen für den Aufbau einer Zellproduktion in Deutschland geben wird". Die Debatten mit der Autoindustrie seien in der Vergangenheit allerdings "nicht fruchtbar" gewesen, sagt Schütte. "Wir sind in den letzten fünf Jahren nicht weitergekommen".
Auch Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der deutschen Automobilindustrie (VDA), hält demnach eine Produktion in Deutschland für notwendig. Wenn ein technologischer Durchbruch bei der Entwicklung einer neuen Zellgeneration gelinge, "kommt auch eine Zellproduktion in Deutschland in Betracht". Derzeit werde das "branchenübergreifend im Rahmen der Nationalen Plattform diskutiert".
IG-Metall-Chef Jörg Hofmann hofft ebenfalls auf eine Batterieproduktion in Deutschland. Er befürchte, dass ohne eine deutsche Produktion von Batteriezellen "die Abhängigkeit von ausländischen Herstellern zementiert wird", sagte Hofmann dem Tagesspiegel.
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