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Gigafactory Grünheide: Tesla erhöht Druck auf kranke Beschäftigte

Künftig kann Tesla drei Jahre lang rückwirkend den ausgezahlten Lohn zurückfordern. Die Vereinbarung spaltet den Betriebsrat in Grünheide .
/ Friedhelm Greis
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Teslas Gigafactory Grünheide im März 2025 (Bild: Sean Gallup/Getty Images)
Teslas Gigafactory Grünheide im März 2025 Bild: Sean Gallup/Getty Images

Mit einer neuen Betriebsvereinbarung erhöht Tesla in der Autofabrik in Grünheide den Druck auf krankgeschriebene Mitarbeiter. Künftig könne der US-Autohersteller bereits ausgezahlten Lohn bis zu drei Jahre lang zurückfordern, berichtete das Handelsblatt(öffnet im neuen Fenster) (Paywall) unter Berufung auf Betriebsratsmitglieder der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen. Bislang waren in Arbeitsverträgen drei Monate vereinbart.

Im September 2024 war bekanntgeworden, dass die Werksleitung wegen des hohen Krankenstandes krank gemeldete Mitarbeiter kontrollierte . Zudem äußerte das Unternehmen Zweifel an eingereichten Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen und drängte betroffene Mitarbeiter dazu , ihre Diagnosen offenzulegen und behandelnde Ärzte von der Schweigepflicht zu entbinden.

IG-Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze sagte demnach im März 2025: "Tesla zweifelt in großem Umfang ärztliche Atteste an, verweigert die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall und behält Entgelt ein." Das Unternehmen treibe damit Beschäftigte in finanzielle Notlagen.

Kritik an Gewerkschaftsvertretern

Doch die 16 Vertreter der IG Metall verfügen im Betriebsrat über keine Mehrheit. Diese wird von der Fraktion 23 unter der Vorsitzenden Michaele Schmitz gestellt. Die Fraktion, deren Mitglieder über vier verschiedene Listen gewählt wurden, gilt als unternehmensnah. Die IG-Metall-Vertreter befinden sich hingegen in einer Art Dauerclinch mit der Werksleitung.

Dies brachte Werksleiter André Thierig laut Handelsblatt in einer Mail an die Mitarbeiter zum Ausdruck. "Unser Werk ist gut ausgelastet, und das ist gut so. Leider musste ich letzte Woche feststellen, dass es nach wie vor eine Gruppe von Mitarbeitenden gibt, die scheinbar keine Freude an unserem Erfolg haben. (...) Ich denke, dass man mit schlechter Stimmung und mit einem pauschalen Dagegensein nicht weiterkommt. Wer immer gegen alles ist, gehört nicht zu uns" , zitiert die Zeitung aus dem Schreiben vom 9. September 2025.

Hintergrund der Kritik sind offenbar Proteste gegen die Neuorganisation von Arbeitsabläufen in der Fabrik. Dem Handelsblatt zufolge wirft Jannes Bojert, Leiter des Tesla-Teams der IG Metall, der Werksleitung vor, die Sommerpause genutzt zu haben, "noch die letzten Atempausen wegzurationalisieren" . Die Werksleitung räumte demnach Versäumnisse ein. "Vermutlich hätten wir hierüber im Vorfeld über die Führungskräfte besser kommunizieren können und nehmen dieses Feedback gern an" , hieß es in der Mail.

Die Nachfrage nach dem in Grünheide produzierten Model Y ist in den vergangenen Monaten stark eingebrochen. Im Jahresverlauf kommt Tesla in Deutschland auf rund 11.500 Neuzulassungen, was ein Rückgang von 56,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Das liegt auch an den politischen Eskapaden von Firmenchef Elon Musk, der unter anderem die als rechtsextrem eingestufte AfD unterstützt .

Im August 2025 wurden sogar mehr Model 3 als Model Y in Deutschland neu zugelassen. Dennoch sieht Thierig einen positiven Trend für das Werk. "Wir haben eine sehr gute aktuelle Absatzlage und haben deswegen auch die Produktionsplanung für das dritte und auch vierte Quartal noch mal nach oben korrigiert" , sagte er der Nachrichtenagentur dpa und fügte hinzu: "Wir beliefern in deutlich mehr als 30 Märkte, und sehen da definitiv einen positiven Trend."


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