Giga Fiber: 0-Euro-Glasfaser weiter ohne Nutzer und Netz

Acht Monate nach dem ersten Auftritt in Deutschland hat Giga Fiber weiterhin keinen Kunden und auch keinen einzigen Meter Glasfaser verlegt. Das geht aus Antworten des Unternehmens an Golem.de hervor. Giga Fiber trat im Oktober 2023 mit dem Versprechen an, ein eigenes Glasfasernetz entlang des Schienennetzes der Deutschen Bahn zu errichten, das die Kunden für null Euro nutzen können sollten. Einzige Bedingung: Der Haushalt sollte den Payment-Provider Telecash für wiederkehrende Zahlungen nutzen.
"Dafür verlegen wir ein komplett neues Netz. Wir verlegen es von da bis in die Häuser und Unternehmen" , wird in einem Werbevideo behauptet.
"Nach 10 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2023 wird für das Jahr 2024 ein Umsatz von 50 Millionen Euro angestrebt. 2025 wird durch die geplante Verlegung von 6.500 km hochresilienter und 1,2 TB schneller Glasfaser sowie 3.250 Funkmasten ein Umsatz von rund 1 Milliarden Euro erreicht werden" , erklärte Giga Fiber, ohne über Mobilfunklizenzen zu verfügen.
Nun erklärte das Frankfurter Unternehmen zu seiner Umsatzentwicklung: "Die Giga Fiber Gruppe hat unterschiedliche Unternehmensbereiche, aus denen dann kumuliert Umsatzerlöse erwirtschaftet wurden. Insofern sind weder der 0-Euro-Anschluss oder gar die Generierung von Einnahmen aus erfolgtem Netzausbau die Treiber für den Umsatz der Unternehmensgruppe."
Giga Fiber spricht von 3,7 Millionen Interessenten
Statt Nutzern oder Kunden habe man Interessenten für einen 0-Euro-Glasfaseranschluss, deren Zahl bei 3.725.170 (Stand 3. Juni 2024) liege.
Das Ziel der Giga-Fiber-Gruppe sei es, "auf einer Strecke von rund 33.000 km ein sicheres, resilientes und hochleistungsfähiges Glasfasernetz entlang von Schienen und sonstigen Verkehrswegen auszubauen" . Dabei würden innerhalb der nächsten 12 Monate erste Proof-of-Concept-Lösungen (PoC) umgesetzt, die erste Teilabschnitte abdecken würden. "Erste Teilnetze kann man Mitte/Ende Q2/2025 erwarten."
PoCs zwischen 60 km und 170 km an unterschiedlichen Standorten in Deutschland seien in Planung und der Baubeginn erfolge in den kommenden 12 Wochen.
Am 20. Juni 2024 meldete Giga Fiber eine Millioneninvestition in Usbekistan(öffnet im neuen Fenster) . Mit dem Kauf einer Kupfermine in der usbekischen Region Nukus habe Gründer Lars Diebold die Ausstattung des geplanten Netzes entlang von Bahnschienen und Verkehrswegen in Deutschland auf sichere Beine gestellt.
Diebold sagte: "Wir sichern mit dem Kauf der Kupfermine, aber auch von einer Kabel-Produktionsanlage vor Ort die Lieferkette für das 33.000 km Stromkabel umfassende Netz." Zugleich gebe man ein Aufbruchsignal für die Region, in der Diebold laut eigenen Aussagen das Potenzial für ein neues Silicon Valley sieht.
Das Kupferkabel wird offenbar für den neuen Partner Niedax Group benötigt(öffnet im neuen Fenster) , der Kabeltragsysteme herstellt. "Kupfer wird für das Stromkabel benötigt, das die Funkmasten mit Strom versorgen wird. Das Stromkabel wird parallel zum Glasfaserkabel verlegt, kann aber nicht in das Glasfaserkabel integriert werden" , erklärte die Agentur von Giga Fiber.
Neben dem 33.000-Kilometer-Glasfasernetz würden bis zum Jahr 2029 gar 16.500 Mobilfunkanlagen für 5G und 6G sowie WLAN und nicht näher benannte Funksendeanlagen entlang des Bahnnetzes gebaut und betrieben. Über Mobilfunklizenzen verfügt Giga Fiber nicht.
"Uns ist aktuell keine Zusammenarbeit mit Giga Fiber bekannt" , sagte ein Bahn-Sprecher Golem.de auf Anfrage.



