Gesetzentwurf: Bundesregierung will Zugriff auf verschlüsselte Chats
In Deutschland wird mit einem neuen Gesetz versucht, eine Grundlage für den Zugriff auf verschlüsselte Chats-Apps zu schaffen.

Die Unionsparteien und die SPD halten es für notwendig, dass der Verfassungsschutz in Zukunft nicht nur SMS mutmaßlicher Extremisten mitlesen kann, sondern auch verschlüsselte Chats. Bei der Opposition hingegen stieß ein Gesetzentwurf der Bundesregierung, der dem Inlandsgeheimdienst die Quellen-Telekommunikationsüberwachung erlaubt, am 7. Mai 2021 auf großen Widerstand. Auch aus der Tech-Industrie kam Kritik.
Bei klassischen SMS-Nachrichten ist es schon lange so, dass Telekommunikationsanbieter Behörden die Überwachung ermöglichen müssen. Chatdienste wie Whatsapp, Signal, Threema oder Apples iMessage setzen dagegen auf sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Dabei sind Inhalte der Kommunikation generell nur für die beteiligten Nutzer, aber nicht einmal für die Anbieter selbst zugänglich.
Seit Jahren gibt es unter anderem in Großbritannien und den USA bisher erfolglose Versuche, Hintertüren für Behörden zum direkten Zugriff auf verschlüsselte Kommunikation vorzuschreiben. Die Tech-Industrie wehrt sich dagegen mit dem Einwand, dass solche Lücken auch von Kriminellen missbraucht werden könnten.
Verschlüsselung soll für Behörden ausgehebelt werden können
Der Gesetzentwurf der Bundesregierung sieht vor, dass auch Anbieter verschlüsselter Chatdienste verpflichtet werden, "die Einbringung von technischen Mitteln zur Durchführung einer Maßnahme nach § 11 Absatz 1a durch Unterstützung bei der Umleitung von Telekommunikation durch die berechtigte Stelle zu ermöglichen". In Paragraf 11 geht es um Überwachung und Aufzeichnung laufender Telekommunikation.
Der Digitalverband Bitkom mahnt, erweiterte Überwachungsbefugnisse dürften nicht das Vertrauen von Verbrauchern und Unternehmen in die Sicherheit ihrer Kommunikation zerstören. Bitkom-Präsident Achim Berg fordert einen breiten Dialog. "Mit einem regulatorischen Schnellschuss erweist man der Cybersicherheit einen Bärendienst."
Der zu Facebook gehörende Chatdienst Whatsapp kritisiert die Vorschläge als "eine Gefahr für die Privatsphäre und IT-Sicherheit aller". Das deutsche Verfassungsschutzrecht wäre damit "potenziell eines der aggressivsten Überwachungsgesetze".
Kritik von Seiten der Opposition
Scharfe Kritik kommt auch von der FDP, der Linksfraktion und vom Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz. Er fordert eine umfassende Reform des Verfassungsschutzes und eine bessere Kontrolle des Einsatzes von V-Personen. Benjamin Strasser (FDP) warnt, es sei fahrlässig, Sicherheitslücken in der Messenger-Software nicht zu schließen.
Thorsten Frei (CDU) sagt: "Wir wollen verhindern, dass unser Verfassungsschutz und unsere Sicherheitsbehörden blind werden in der digitalen Welt". Es sei niemandem zu erklären, weshalb für die Nachrichtendienste die Überwachung per Telefon und SMS erlaubt, das Abhören und Mitlesen von Kommunikation über Messenger-Dienste wie Skype oder Whatsapp aber verboten sei. "Wir können nicht von unseren Behörden erwarten, mit Methoden aus der Vergangenheit Anschläge in der Zukunft zu verhindern", sagt der SPD-Innenpolitiker Uli Grötsch.
Die Quellen-Telekommunikationsüberwachung werde nicht gegen unbescholtene Bürger eingesetzt, sondern nur innerhalb enger Grenzen und nur nach unabhängiger Prüfung. Oberstes Ziel der geplanten Reform sei die Bekämpfung des Rechtsterrorismus.
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Jede unverschlüsselte Mail ist in der Tat in Sachen Integrität unbrauchbar. Wenn es um...
hehe...
Doch, ist es. Erstens ist das "das Abhören und Mitlesen von Kommunikation über Messenger...
Och, du brauchst nur den etablierten politischen Seilschaften in den Finanztrog zu...